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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Einen dicken, formlosen Mantel hatte sie wie eine Decke über sich gebreitet. Gegen die elfenbeinfarbene Blässe ihres Gesichts stachen die roten Augenlider ab. Er hatte es nie ertragen können, wenn Carlina weinte. Kurz darauf öffneten ihre Augen sich. Sie blickte zu ihm auf, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Angst. Sie setzte sich bolzengerade auf und hielt den schwarzen Mantel um ihren Körper fest.
   »Bard… « - sie blinzelte - »… ja, diesmal bist du es wirklich, nicht wahr? Wer war der andere Mann - einer von deiner Bastard- Verwandtschaft aus den Hellers? Du wirst mir nichts tun, nicht wahr, Bard? Schließlich sind wir zusammen Kinder gewesen, Spielgefährten.«
   Er vernahm ihren langen Seufzer der Erleichterung. Sich an eine Nebensächlichkeit klammernd, fragte er: »Woher wußtest du es?«
   »Oh, ihr seid euch wirklich sehr ähnlich, sogar in der Stimme. Erst hielt ich ihn auch für dich und kratzte ihm die Wange bis auf den Knochen auf. Wenn er nur dein willenloses Werkzeug war, sollte ich mich vielleicht bei ihm entschuldigen.«
   Er kehrte zu dem zurück, was er vorher gesagt hatte. »Bestimmt würde ich dir nie weh tun, Carlina. Schließlich bist du meine Frau, und in diesem Augenblick wartet der König von Asturias darauf, uns di catenas zusammenzugeben. Wäre es dir heute abend recht, oder möchtest du lieber warten, bis wir einige deiner Verwandten zusammengerufen haben?«
   »Weder heute abend noch zu irgendeiner anderen Zeit«, erklärte Carlina, und ihre Hände lagen weiß wie die eines Skeletts auf dem schwarzen Mantel. »Ich habe den Priesterinnen Avarras und der Mutter selbst einen Eid geschworen, daß ich mein Leben dem Gebet in Keuschheit widmen will. Ich gehöre Avarra, nicht dir.«
   Bards Gesicht wurde hart. »Wer den ersten Eid bricht, wird auch den zweiten brechen. Bevor du Avarra einen Schwur leistetest, wurden du und ich vor allen Menschen verlobt.«
   »Aber nicht verheiratet«, gab Carlina zurück, »und eine Verlobung kann gebrochen werden, wenn die Ehe nicht vollzogen wurde! Du hast nicht mehr Recht auf mich als… als… als der Wachposten draußen auf dem Flur!«
   »Das ist Ansichtssache. Dein Vater gab dich mir… «
   »Und nahm mich zurück, als du verbannt wurdest!«
   »Ich spreche ihm das Recht ab, das zu tun.«
   »Und ich sprach ihm zuvor das Recht ab, mich dir zu geben, ohne mich zu fragen, und deshalb sind wir quitt«, schleuderte Carlina ihm mit flammenden Augen entgegen.
   Bard fand sie schöner, als sie je zuvor ausgesehen hatte, mit den geröteten Wangen und zornblitzenden Augen. Auch andere Frauen hatten ihn schon abgewiesen oder ihm Trotz geboten, aber auf keine von ihnen hatte er so lange gewartet wie auf Carlina. Jetzt war die Zeit des Wartens vorbei. Sie würde diese Suite erst verlassen, wenn er sie in Wahrheit seine Frau nennen konnte, wie sie es dem Gesetz nach schon seit so vielen Jahren war. Er war erregt von ihrer Nähe und der Herausforderung in ihrer Stimme und ihren Augen. Nicht einmal Melisandra hatte sich ihm auf diese Weise widersetzt. Keine Frau war je fähig gewesen, sich ihm zu widersetzen, ausgenommen Melora, und sie - wütend verbannte er den Gedanken an Melora. Sie bedeutete ihm nichts mehr. Sie war fort.
   »Bard, ich kann nicht glauben, daß du mir etwas zuleide tun wirst. Wir waren Kinder zusammen. Ich habe nichts gegen dich. Laß mich zu der Insel und zur Mutter zurückkehren, und ich will mich für dich einsetzen, so daß dich keine Strafe und kein Fluch trifft.«
   Er schnippte mit den Fingern. »Ich gebe nicht soviel auf einen Fluch, komme er von Avarra oder irgendeinem anderen Spuk!«
   Carlina schlug entsetzt ein frommes Zeichen. »Ich bitte dich, nicht solche Blasphemien auszusprechen! Bard, schick mich auf die Insel zurück.«
   Er schüttelte den Kopf. »Nein. Was auch geschehen mag, das ist vorbei. Du gehörst hierher, zu mir. Ich verlange von dir, daß du mir gegenüber deine Pflicht erfüllst und heute nacht meine Frau wirst.«
   »Nein. Niemals.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »O Bard, ich hasse dich nicht. Du warst mein Pflegebruder, zusammen mit Geremy und dem armen Beltran! Wir waren alle Kinder zusammen, und du warst immer freundlich zu mir. Sei auch jetzt freundlich zu mir und bestehe nicht darauf. Es gibt so viele Frauen, die du haben kannst, Damen von hohem Rang, Leroni , schöne Frauen - da ist Melisandra, die die Mutter deines Sohns ist, und er ist

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