Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
du wirst nicht straflos davonkommen.«
»Über dies Thema«, meinte Paul »beabsichtige ich nicht zu diskutieren. Eure Göttin, falls es sie gibt, hat nicht eingegriffen, um Eure Entführung von der Insel zu verhindern. Und ich glaube nicht, daß sie Euch jetzt helfen wird. Wenn der Gedanke, daß sie mich strafen wird, Euch Trost gibt, mißgönne ich ihn Euch nicht. Ich kam nur, um Euch zu sagen, daß ich die Fesseln lockern will, wenn Ihr ihrer müde seid. Ihr braucht mir nur Euer Ehrenwort zu geben, daß Ihr nicht entfliehen werdet.«
Sie funkelte ihn mit unbeschreiblicher Herausforderung an. »Ganz bestimmt werde ich entfliehen, wenn ich kann.«
Verdammt sei die Frau , dachte Paul fassungslos, weiß sie nicht, wann sie geschlagen ist? Ihn erfüllte ein bisher unbekanntes Gefühl, das er nicht als Schuld erkannte. Er wollte ihr nicht weh tun, er wollte sie nicht einmal fester binden. Mit einem Fluch zog er die Vorhänge zusammen und ging davon.
5
Auf dem Rückweg nach Burg Asturias erhielt Bard eine weitere schlechte Nachricht: Sein Stellvertreter teilte ihm mit, daß sämtliche Söldnerinnen der Schwesternschaft vom Schwert drei Tage nach der Schlacht zu ihm gekommen seien, ihre Bezahlung verlangt und das Lager verlassen hatten.
Bard konnte es nicht fassen. »Ich habe sie großzügig bezahlt, und was mehr ist, ich habe sie unter meinen persönlichen Schutz gestellt!« erklärte er wütend. »Haben sie irgendeinen Grund angegeben?«
»Ja. Sie sagten, Ihr hättet die Männer nicht bestraft, die die weiblichen Kriegsgefangenen vergewaltigt haben. Um Euch die Wahrheit zu sagen, Lord General, ich halte es nur für gut, daß wir sie los sind. Sie haben etwas an sich, das mich nervös macht. Sie sind… « er zögerte, dachte eine Minute nach und fuhr dann fort - »… besessen, das sind sie. Ich will Euch was sagen, mein Lord. Wißt Ihr noch, wie wir gegen die Insel des Schweigens ritten und die alte Hexe dort uns verfluchte? Diese verdammten Schwertschwestern erinnern mich an sie und ihre Göttin!«
Bards Gesicht verfinsterte sich. Bei der Erwähnung der Insel des Schweigens fiel ihm ein, daß Paul inzwischen zurückgekehrt sein müßte. Es sei denn, der Fluch der Insel und Avarras habe auch Paul ereilt. Sein Offizier deutete den düsteren Ausdruck falsch und glaubte, er habe den General mit der Erwähnung der Niederlage erzürnt; er blickte betreten zu Boden. »Ich hätte nie gedacht, daß eine Horde Frauen uns auf diese Weise zurücktreiben könnte, Lord General. Sie sind alle verrückt dort, sie und ihre Göttin ebenfalls. Es bringt Unglück, irgend etwas mit ihnen zu tun zu haben, und wenn Ihr meinen Rat hören wollt, Sir, so werdet Ihr auch mit der Schwesternschaft nichts mehr zu tun haben wollen. Wißt Ihr es schon? Sie lösten die gefangenen Frauen von der Schwesternschaft aus und nahmen sie mit sich. Sie sagten, wenn sie gewußt hätten, daß auch auf der anderen Seite Schwestern kämpften, hätten sie nie die Waffen gegen sie erhoben - irgendeinen Unsinn dieser Art. Verrückt sind sie, Sir. Ich bin froh, daß sie fort sind.«
»Sie haben die Gefangenen nicht getötet? Ich habe gehört, daß eine Frau der Schwesternschaft, die vergewaltigt wurde, sich selbst töten muß oder von den anderen verfolgt und getötet wird.«
»Sie getötet? Nein, Sir, die Wachen hörten sie alle zusammen in den Zelten weinen. Und sie gaben ihnen ihre Waffen zurück und zogen ihnen anständige Kleidung an - Ihr wißt ja, die Männer hatten ihnen die Sachen zerrissen -, und sie gaben ihnen Pferde, und dann ritten sie alle zusammen davon. Ich sage Euch, Frauen dieser Art kann man nicht vertrauen. Sie haben keinen Sinn für Loyalität.«
In Burg Asturias ließ Bard seinen Vater und König Alaric, seinen Bruder, von seiner Ankunft benachrichtigen. Als er sein Pferd den Stallknechten übergab, bemerkte er, daß das Pferd, mit dem Paul zum See des Schweigens geritten war, im Hof stand. Er eilte in den Audienzsaal. Sein Vater kam ihm entgegen und umarmte ihn, und Alaric hinkte auf ihn zu und tat desgleichen.
»Bard, deine Lady ist hier. Prinzessin Carlina.«
Er hatte es gewußt, aber es überraschte ihn, daß Alaric und sein Vater es wußten.
»So, sie ist hier?« fragte er einfältig.
»Sie kam vor kurzer Zeit in einer Pferdesänfte an, und dein Friedensmann Paolo Harryl begleitete sie«, berichtete Alaric. »Ich finde ja immer noch, du solltest Melisandra heiraten, Bard.
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