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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Erlend ist dir ein zu guter Sohn, als daß er Nedestro bleiben sollte. Wenn ich zum König gekrönt bin, werde ich ihm ein Legitimitätspatent geben. Dann wird er dein Sohn sein, ob du Melisandra heiratest oder nicht!«
   »Ist sie in ihren alten Zimmern?«
   »Wo denn sonst?« wunderte sich Alaric. »Ich habe Befehl gegeben, daß sie sie haben soll und Frauen, die sie bedienen und baden und so weiter. Sie war den ganzen Tag in einer Pferdesänfte unterwegs, und sie muß müde und schmutzig gewesen sein.«
   War es möglich, fragte sich Bard, daß Carlina freiwillig mitgekommen war?
   Alaric fuhr fort: »Paolo sagte, sie sei zu reisemüde, um irgendwen zu begrüßen, aber ich solle Kammerfrauen schicken, die sich um sie kümmern. Sie ist König Ardrins Tochter und deine Frau. Die Catenas -Zeremonie werde ich selbst vollziehen, wenn ihr es wünscht. Es soll doch eine Ehre sein, vom König getraut zu werden.« Bard dankte seinem Bruder und bat um Erlaubnis, sich zurückzuziehen. Alaric lächelte kindlich.
   »Du brauchst mich nicht zu bitten, Bard. Ich vergesse dauernd, daß ich der König bin und den Leuten erlauben muß, zu kommen und zu gehen, sogar Vater. Ist das nicht albern?«
   Bard hatte Zimmer in der Nähe von Carlinas alter Suite zugewiesen bekommen. Als er sie betrat, wartete Paul auf ihn.
   »Ich nehme an«, bemerkte Bard trocken, »daß du mit deiner Mission Erfolg hattest. Ist sie freiwillig mitgekommen?«
   Paul schüttelte kläglich den Kopf und wies auf einen langen Kratzer auf seiner Wange.
   »In der ersten Nacht war ich so unklug, sie freizulassen - ich löste ihre Fesseln für ein paar Minuten, damit sie sich erleichtern konnte. Diesen Fehler habe ich nur ein einziges Mal gemacht. Glücklicherweise war keiner der Männer aus Asturias oder wußte, wer die Lady war. Es waren lauter Söldner von Hammerfell und Aldaran, und die meisten verstanden ihre Sprache nicht. Aber als sie sah, wohin ich sie gebracht hatte - in ihr eigenes Heim -, gab sie mir ihr Ehrenwort, heute nacht keinen Fluchtversuch zu machen. Ich dachte, es sei doch zu demütigend für die Dame, wenn sie an Händen und Füßen gebunden wie ein Sack Wäsche in ihrem Vaterhaus abgeliefert werden solle. Deshalb nahm ich ihr Ehrenwort an. Und der König schickte Frauen zu ihrer Bedienung. Ich könnte mir vorstellen, daß du sie ziemlich zahm finden wirst. Ich habe sie nicht berührt, außer bei der Gelegenheit, als ich sie niederschlug, und selbst als sie mich kratzte, schnürte ich sie nur wie einen Sack Bohnen zusammen und warf sie in die Sänfte zurück. Es wurde nicht mehr Gewalt angewendet, als unbedingt notwendig war, darauf kannst du dich verlassen.«
   »Oh, ich glaube dir«, sagte Bard. »Und wo ist sie nun?«
   »In ihren eigenen Räumen, und ich nehme an, bis morgen früh kannst du ihr den Wunsch, wegzulaufen, ausreden, oder du gibst den Befehl, daß ein Wachposten vor ihre Tür gestellt wird, selbst«, antwortete Paul. Er überlegte, ob jetzt der richtige Augenblick sei, mit Bard über Melisandra zu sprechen, und kam zu dem Schluß, wahrscheinlich sei er es nicht.
   Bard ging und rief seinen Leibdiener, ließ sich rasieren und ankleiden. Er wollte Carlina etwas Zeit lassen, sich von der langen, anstrengenden Reise auszuruhen und sich hübsch zu machen. Entgegen aller Hoffnung hoffte er, Carlina werde sich mit ihrer Heirat abgefunden haben und ihn willkommen heißen. Natürlich hatte sie sich gewehrt, als sie entführt wurde, doch als sie sich in ihrem eigenen Heim wiederfand, hatte sie bereitwillig ihr Ehrenwort gegeben. Sicher bedeutete das, sie hatte erkannt, daß sie nichts zu fürchten hatte. Carlina wußte doch ganz genau, daß er kein Haar auf ihrem Haupt krümmen würde. Schließlich war sie nach dem Gesetz der Götter und aller Hundert Königreiche seine Frau!

Ein Leibwächter vor ihrer Tür nahm Habachtstellung ein, als Bard sich näherte. Bard erwiderte den Gruß des Mannes und fragte sich, ob Paul Zweifel an Carlinas Ehrenwort gehabt habe. Aber warum? Wahrscheinlich hatte Carlina anfangs, als sie so plötzlich ohne ein Wort entführt wurde, gefürchtet, sie solle gegen Lösegeld festgehalten oder zu einer politischen Heirat mit irgendwem gezwungen werden. Jetzt war sie doch bestimmt froh, in Sicherheit und zu Hause zu sein?
   Er fand Carlina in einem der inneren Räume. Sie lag schlafend auf einem Bett. Blaß sah sie aus, wie ein Schulmädchen in ihrem einfachen dunklen Gewand.

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