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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schwäche nachsehen kann, wird es die Dunkle Mutter gewiß nicht weniger tun.«
   »Vielleicht bin ich zu lange auf der Heiligen Insel gewesen.« Carlinas Stimme zitterte. »Ich habe vergessen, wie es in der Welt zugeht. Ihr habt hier Krieg.«
   »Habt Ihr miterlebt, wie Hali von Feuerbomben zerstört wurde und sie alle… starben?«
   »Ja. Aber Mutter Ellinen befahl uns, es auszuschließen. Sie sagte, wir könnten ihnen nicht helfen, indem wir ihre Todespein teilten… «
   »Das sagte mein Vater auch. Aber wir waren mit der Armee auf dem Marsch«, berichtete Melisandra.
   »Die Mütter lehrten uns, wir dürften an der Kriegführung nicht teilnehmen. Wir hätten uns mit den ewigen Dingen, mit Geburt und Tod, zu befassen, und der Krieg sei Angelegenheit der Männer - Patriotismus und der Stolz der Männer, Throne und Erbfolge hätten nichts mit uns zu tun. Frauen hätten überhaupt nichts… «
   Melisandra entschlüpfte ein derbes Wort. »Verzeih mir, Schwester. Aber ich habe an der Seite der Männer im Feld gekämpft, unbewaffnet bis auf einen Sternenstein und einen Dolch, der mir die Sicherheit gab, ich werde dem Feind niemals lebend in die Hände fallen. Und die Schwesternschaft vom Schwert kämpft mit ihren eigenen Waffen, obwohl sie wissen, daß die Folgen einer Niederlage für sie noch grausamer sind. Einige weibliche Kriegsgefangene erlitten dies Schicksal erst vor einigen Tagen nach der letzten Niederlage von Serrais.«
   Carlina meinte schwach: »Die Priesterinnen Avarras werden ständig aufgefordert, ihre Insel zu verlassen und als Heilerinnen in der Welt zu wirken. Vielleicht sollten wir die Schwesternschaft bitten, uns zu beschützen. Wenigstens könnten wir ihnen nichts Böses dieser Art zufügen… « Sie schwieg einen Augenblick. »Vielleicht hat Mutter Ellinen unrecht, wenn sie sagt, wir dürften an den Kämpfen rings um uns keinen Anteil haben… «
   »Ich bin nicht die Hüterin von irgendeines Menschen Gewissen«, verwahrte sich Melisandra. »Vielleicht haben wir Frauen unterschiedliche Aufgaben… «
   Carlina fragte bitter: »Aber wo willst du einen Mann finden, der sie uns zugesteht?« Und dann schwiegen beide.

Weder Melisandra noch Carlina hatten eine Vorahnung von dem, was als nächstes geschah. Es gab einen schwachen, summenden Laut - darin stimmten alle Überlebenden überein. Einen Augenblick später erfolgte ein gewaltiges Krachen, ein tosender Lärm. Der Boden schwankte unter ihren Füßen, und unwillkürlich hielten sie sich aneinander fest. Der ersten Explosion folgten eine zweite und dritte.
   »Erlend!« schrie Melisandra auf und rannte wild den Flur hinunter. Sie stolperte, als die Mauern unter einer vierten Explosion erbebten. »Erlend! Paolo!«
   Paul rief Melisandras Namen und fing sie im Eingang zu ihren Räumen ab. Er packte sie und zog sie mit Gewalt unter einen der Türrahmen, wo er stand und sich auf eine weitere Explosion gefaßt machte. Melisandra klammerte sich an ihn, schwankte und suchte mit ihrem Geist nach den Gedanken ihres Sohns. Er war in Sicherheit! Dank sei allen Göttern, er war in den Ställen, wohin er gegangen war, um einen Wurf junger Hunde zu besichtigen. Paul spürte ihre Erleichterung wie seine eigene, denn ihr Geist war ihm geöffnet, während sie sich schwankend mit beiden Händen an ihm festhielt. Wieder und wieder bebte der Fußboden unter einer Explosion nach der anderen, unter dem Poltern und Krachen zusammenstürzenden Mauerwerks.
   »Komm«, drängte Paul, »wir müssen hinaus!«
   »Lady Carlina… «
   Melisandra rannte zurück, und Paul folgte ihr. Er fand Carlina unter umgefallenen Möbelstücken kauernd, nahm sie schnell in seine Arme und eilte mit ihr die Privattreppe in den kleinen Garten hin. unter, wo er Melisandra und ihren Sohn das erste Mal gesehen hatte. Melisandra war dicht hinter ihm. Sicher im Freien, stellte er Carlina auf die Füße. In ihrer Angst und Aufregung hatte sie ihn nicht angesehen. Jetzt blickte sie ihm ins Gesicht und wich in neuer Furcht vor ihm zurück.
   »Du… aber… Ihr seid nicht Bard, nicht wahr?«
   »Nein, meine Lady. Doch ich bin es, der Euch von der Insel des Schweigens entführte.«
   »Ihr seid ihm sehr ähnlich«, stellte sie fest. »Das ist äußerst merkwürdig.«
   Merkwürdiger, als du wissen kannst , dachte Paul, aber er konnte es ihr nicht erklären, und er wußte, daß sie ihm, wenn er es täte, wahrscheinlich nicht glauben würde.

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