Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Meister Gareth. »Versucht festzustellen, wie viele Männer die Wagen bewachen.«
Meister Gareth wies auf Mirella. »Das habe ich bereits, Sir. Ich kann nicht mehr als fünfzig zählen. Dabei sind die Wagenlenker nicht mitgerechnet, die auch bewaffnet sein können, aber alle Hände voll mit den Tieren zu tun haben werden.«
Bard nickte. Er winkte zwei erfahrene Männer, die besten Reiter in der Gruppe, heran. »Ihr beiden reitet los, kurz bevor wir angreifen. Deckt euch mit euren Schilden und reitet an die Spitze des Zuges. Schneidet die Tiere los und jagt sie nach hinten. Das wird weitere Verwirrung schaffen. Gebt acht, daß ihr nicht von Pfeilen getroffen werdet.«
Sie nickten. Es waren tüchtige Männer, die schon an vielen Feldzügen teilgenommen hatten, und beide trugen die rote Schnur um den Kriegerzopf gewickelt. Einer rückte sich den Helm auf dem Kopf zurück, grinste und lockerte den Dolch, der ihm am Gürtel hing. »Der da ist für solche Arbeit besser als ein Schwert.«
»Meister Gareth«, sagte Bard, »Ihr habt Euer Teil getan, und gut getan. Ihr mögt mit den Frauen hierbleiben. Keinesfalls braucht Ihr mit uns den Berg hinunter zum Angriff zu reiten. Wenn sie Zauberei gegen uns einsetzen, benötigen wir Euch für den Gegenzauber. Aber in der Schlacht seid Ihr mehr als nutzlos.«
»Sir«, antwortete der Laranzu , »ich weiß, welche Rolle mir in einer Schlacht zufällt. Und meine Tochter und meine Pflegetochter wissen ebenfalls Bescheid. Mit allem Respekt, Sir, kümmert Euch um Eure Soldaten und überlaßt meine Angelegenheiten mir.«
Bard zuckte die Schultern. »Auf Eure Verantwortung, Sir. Hat der Kampf einmal begonnen, haben wir keine Zeit mehr für Euch.« Er begegnete Meloras Blick, und plötzlich beunruhigte ihn der Gedanke, daß sie auf ihrem Eselchen, bis auf einen Dolch unbewaffnet, mitten hinein ins Kampfgetümmel reiten würde. Aber was konnte er tun? Sie hatte es hinreichend klargemacht, daß sie seinen Schutz nicht brauchte.
Trotzdem sah er sie besorgt an, und die Furcht wuchs in ihm. Sie durchpulste ihn wie ein lebendes Wesen, wurde zu nacktem, unvernünftigem Entsetzen. Er sah, wie ihr bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen geschnitten wurde, sah sie in Ketten weggezerrt, sah Trockenstädter-Räuber um ihren verstümmelten Körper streiten, sah seinen Pflegebruder Beltran fallen… Er hörte sich vor Entsetzen stöhnen. Einer der Männer im Glied schrie mit hoher, panikerfüllter Stimme:
»O nein - seht, da fliegt er, der Dämon… «
Bard warf den Kopf zurück und sah Dunkelheit über ihnen schweben, eine Dunkelheit mit gräßlichen Klauen, und sie fuhr auf sie nieder, nieder. Er hörte Mirella aufschreien… Flammen ergossen sich über sie, und er wich zurück, spürte den versengenden Atem des Feuers.
Plötzlich wurde er sich der Realität bewußt. Nichts roch verbrannt oder verkohlt.
»Bleibt im Glied, Männer!« rief er. »Es ist eine Illusion, ein Schauspiel, um Kinder zu ängstigen… nicht schlimmer als ein Feuerwerk beim Mittsommerfest! Haha, ist das das Beste, was sie fertigbringen? Wenn sie könnten, würden sie einen ganzen Wald in Brand stecken, aber das da kann niemanden verletzen, niemand wird im Schnee verbrennen - vorwärts!« Er wußte, Aktion war das beste Mittel, die Illusion abzuschütteln. »Angriff! Den Berg hinunter, Männer!« Er bohrte seiner Stute die Fersen in die Weichen. Sie fiel in Galopp. Oben auf dem Hügel angelangt, konnte er die Wagen endlich sehen. Es waren vier, und seine Männer stürmten den Abhang hinunter, schnitten die Packtiere los und schlugen mit ihren langen Peitschen auf sie ein. Die Tiere brüllten und setzten sich in schwerfälligen Galopp, und einer der Karren schwankte und fiel krachend um. Bard stieß einen Kriegsruf aus und ritt weiter. Ein Trockenstädter, ein großer, blasser Mann mit lose fliegendem blondem Haar, zielte mit einem langen Speer nach Bards Pferd. Bard bückte sich und erstach ihn. Aus dem Augenwinkel sah er, daß Beltran einen der Trockenstädter niederritt. Der Mann fiel, wälzte sich auf dem Boden und schrie unter den Pferdehufen. Dann verlor Bard seinen Pflegebruder aus den Augen, da ihn drei der Söldner auf einmal angriffen.
Später konnte er sich an keine Einzelheit der Schlacht mehr erinnern, nur an Lärm, an Blutlachen auf dem Schnee, erstickende Kälte und an den immerfort weiter fallenden Schnee. Irgendwann stolperte sein Pferd, und er sprang
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