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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verloren hatten, zu begraben. Sieben weitere waren mehr oder weniger schwer verwundet. Einer von ihnen, erkannte Bard voller Kummer, würde den langen Rückweg nach Asturias durch den Schnee nicht überleben. Meister Gareth hatte eine Schenkelwunde davongetragen, behauptete jedoch, wahrscheinlich werde er am nächsten Tag reiten können.
   Und währenddessen fiel der Schnee still und mit gnadenloser Gerechtigkeit immer weiter. Der kurze Herbsttag wurde schnell zur Nacht. Bards Männer durchstöberten die Wagen nach den besten vorhandenen Vorräten und kochten ein Festmahl. Eins der Packtiere hatte ein Bein gebrochen, und ein Mann, der Erfahrung als Metzger hatte, schlachtete es fachgerecht, worauf das Fleisch über einer Feuergrube geröstet wurde. Die Trockenstädter hatten auch eine Menge Wein mit sich geführt, das süße, schwere, heimtückische Zeug aus Ardcarran. Bard erlaubte seinen Männern, zu trinken, soviel sie wollten, denn der Kundschaftervogel und Mirellas Gesicht bestätigten, daß kein Feind in ihrer Nähe war. Sie saßen ums Feuer und sangen rauhe Lieder und prahlten damit, was sie in der Schlacht vollbracht hatten, und Bard sah ihnen zu.
   Auf einmal stand Melora in ihrem grauen Mantel hinter ihm und sagte: »Wie können sie nach einem Tag voller Blut und Metzelei da sitzen und lachen und singen, wenn so viele ihrer Freunde und auch Feinde tot liegen!«
   Bard antwortete: »Ihr fürchtet Euch doch wohl nicht vor den Geistern der Toten, Damisela ? Glaubt Ihr, die Toten kommen wieder, eifersüchtig, weil die Lebenden lustig sind?«
   Sie schüttelte schweigend den Kopf. Dann sagte sie: »Nein. Aber für mich wäre dies eine Zeit des Trauerns.«
   »Ihr seid kein Soldat, Lady. Für einen Soldaten ist jede Schlacht, die er überlebt, eine Gelegenheit, sich zu freuen. Und deshalb schmausen sie und singen und trinken, und wären wir mit einer regulären Armee auf dem Marsch und nicht nur ein einzelner Trupp, würden sie sich auch mit den Troßdirnen vergnügen oder Frauen in der nächsten Stadt finden.«
   Melora erschauerte. »Wenigstens sind keine Städte in der Nähe, wo sie plündern und vergewaltigen können… «
   »Hört, Damisela , wenn Männer in die Schlacht ziehen, überantworten sie ihr Leben dem Kriegsglück. Warum sollten Frauen nicht davon berührt werden? Und die meisten nehmen es recht friedlich hin.« Er lachte und stellte fest, daß sie nicht wegsah oder sich zierte oder kicherte. Die meisten Frauen, die er kannte, wären schockiert gewesen oder hätten doch so getan.
   Melora erklärte nur ruhig: »Ja, so wird es sein. Die Aufregung, die Erleichterung noch am Leben und nicht tot zu sein, die allgemeine Erschütterung durch die Schlacht… Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Doch ich hätte es nicht friedlich hingenommen, wenn die Trockenstädter gesiegt hatten. Ich bin sehr froh, daß sie unterlagen, und froh, daß ich noch lebe.« Sie stand so nahe bei ihm, daß er irgendein schwaches Parfüm riechen konnte, das aus ihrem Haar und ihrem Mantel aufstieg. »Ich hatte Angst, wenn sich das Glück gegen uns wenden sollte, brächte ich nicht den Mut auf, mich zu töten, sondern würde lieber Gefangennahme, Vergewaltigung, Sklaverei auf mich nehmen als den Tod. Der Tod schien mir etwas sehr Schreckliches zu sein, als ich die Männer sterben sah… «
   Er drehte sich um und nahm ihre Hand in seine; sie entzog sie ihm nicht. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich bin froh, daß Ihr noch am Leben seid, Melora.«
   Ebenso leise antwortete sie: »Und ich, daß Ihr am Leben seid.«
   Er zog sie an sich und küßte sie und stellte verwundert fest, wie weich sich ihr schwerer Körper und ihre vollen Brüste anfühlten, wie warm ihre Lippen unter seinen waren. Er spürte, daß sie sich dem Kuß völlig hingab. Doch danach zog sie sich ein wenig zurück und flüsterte: »Nein, ich bitte dich, Bard. Nicht hier, nicht so, nicht mit all deinen Männern rings um uns… Ich würde dich nicht zurückweisen, darauf hast du mein Wort. Aber nicht jetzt. Mir ist gesagt worden… es sei nicht richtig… «
   Widerstrebend ließ Bard sie los. Ich könnte sie so leicht lieben , dachte er. Sie ist nicht schön, aber sie ist so warm, so süß… und all die aufgestaute Erregung des Tages quoll in ihm auf. Trotzdem wußte er, daß sie recht hatte. Wo es keine Frauen für die anderen Männer gab, verstieß es gegen Anstand und Sitte, wenn der Kommandant eine für sich allein hatte.

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