Darkover 10 - Die zerbrochene Kette
Gestalt mit gebundenen Händen. Peter! Er war dünn und blaß, gekleidet in schäbige und zerrissene Gebirglertracht. Eine schmale Franse von einem kupferroten Bart beschattete sein Gesicht, aber Magda erkannte ihn.
Rumal di Scarp näherte sich ihnen langsam. »Nun, mestra , wie ich höre, wollt Ihr ein Lösegeld zahlen. Wer seid Ihr?«
Wortlos hielt ihm Magda ihren Geleitbrief hin. Rumal ergriff ihn und gab ihn an den großen Räuber neben ihm weiter. Der Mann las Rumal laut vor: »Lady Rohana Ardais… bevollmächtigt, in einer Familienangelegenheit zu verhandeln…«
Rumal nahm den Geleitbrief, zerknüllte ihn und warf ihn Magda höhnisch zurück. »Mutig sind die Männer von Ardais«, lachte er, »daß sie Frauen schicken, Lösegeld für ihr Mannsvolk zu zahlen! Warum sollte ich mit euch verhandeln?«
Jaelle erklärte: »Weil ich Lady Rohanas Verwandte bin, und wenn Ihr Euer Wort nicht haltet, werde ich es von den Hellers bis Dalereuth verbreiten, daß Rumal di Scarp keine Ehre besitzt. Und dann könnt Ihr hier in Sain Scarp sitzen und Suppe aus den Knochen Eurer Gefangenen kochen. Denn mehr Nutzen werden sie Euch nicht bringen, weil nie wieder jemand eine einzige Münze an Lösegeld zahlen wird!«
Rumal machte eine verächtliche Geste. Auf seinen Wink wurde Peter vorgeführt. »Da ist er, der Erbe von Ardais, heil und ganz, gesund an Leib und Gliedern wie ein Pferd auf dem Frühjahrsmarkt. Und nun, meine Damen… laßt uns die Farbe jenes Lösegeldes sehen.«
Magdas Hände zitterten, als sie die Kupferstäbe abzählte. Rumal zuckte die Schultern. Er gab seinem riesigen Gefolgsmann ein Zeichen, das Geld in ein Tuch zu wickeln und wegzubringen. »Da habt ihr euren Verwandten. Nehmt ihn mit.«
Jaelle sah ihn herausfordernd an. »Sein Pferd und seine Ausrüstung?«
»Oh, das«, lächelte Rumal. »Das habe ich behalten, um meine Unkosten dafür zu decken, daß ich ihn vom Beginn des Schneefalls bis Mittwinter durchgefüttert habe. Sonst wäre das Lösegeld so schwer geworden, daß ein Pferd es nicht mehr hätte tragen können.« Er wandte sich ironisch an Peter. »Lebt wohl, mein Lord. Glücklich der Mann, der von seinen Verwandten so geliebt wird, daß sie ihn der Rettungsaktion einer Frau anvertrauen. Und nun…« Er machte eine tiefe, anmutige Verbeugung, angesichts deren höfischer Grazie Magda ein Schauder des Entsetzens überlief, schlimmer, als wenn er häßlich oder deformiert gewesen wäre. »Lebt wohl Dom ; eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr.«
Peter erwiderte die Verbeugung ebenso tief und ironisch. »Meinen Dank für Eure Gastfreundschaft, Messire di Scarp. Möge ich des Nachts abwechselnd in jeder von Zandrus Höllen schlafen, bevor ich sie erneut zu schmecken bekomme.«
»Eine bäurische Rede«, rügte Rumal. »Aber die Farbe des Geldes wird von höflichen Worten nicht poliert - und von flegelhaften nicht getrübt.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging davon, ohne sich umzusehen.
Peter faßte Magdas Hände mit festem Griff. Seine eigenen zitterten. »Du bist es wirklich«, stammelte er. »Ich träumte… ich träumte…« Ihm versagte die Stimme, und einen Augenblick lang glaubte sie, er werde zu weinen beginnen. Aber es gelang ihm, sich zu beherrschen.
Magda sagte, und das Herz tat ihr weh vor Mitleid: »Du bist so dünn und blaß! Haben sie dich hungern lassen?«
»Nein, nein, obwohl die Verpflegung nicht das war, was ich mir in den Hellers erhofft hatte.« Er hielt ihre Hände immer noch mit schmerzhaft festem Druck.
Jaelle fiel ein: »Am Ende des Dammes wartet ein Pferd auf Euch; wir haben es im letzten Dorf gekauft. Ich dachte mir, daß Rumal Euer Tier behalten werde. Hoffentlich gefällt es Euch.«
» Mestra , ich würde ein Kaninchen reiten oder von hier nach Thendara mit bloßen Füßen laufen! Es ist so schön, außerhalb dieser Mauern zu sein«, erwiderte er. »Kommt, verschwinden wir aus Bogenschußweite.«
Sie kamen an die Stelle, wo sie die Pferde zurückgelassen hatten, und Jaelle musterte ihn neugierig. »Ich kann es nicht glauben! Ist es wirklich kein Witz? Ihr seid nicht mein Cousin Kyril? Seid Ihr wahrhaftig - Terranan !«
»Das bin ich.« Peter sah Magda fragend an. »Wer… und was…?«
»Sie ist meine Freundin und Schwester, Peter«, erklärte Magda ruhig, »und sie weiß, wer wir sind. Deshalb brauchen wir uns nicht zu verstellen.«
Peter beugte sich über Jaelles
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