0482 - Die mörderischen City-Gnome
Die Explosion riß das Haus auseinander!
Plötzlich stand der Feuerball am Himmel. Trümmer jagten in die klare Winterluft, tonnenschwere Betonbrocken bekamen die Leichtigkeit von Murmeln. Stahlträger brachen oder knickten wie Streichhölzer. Ein Atompilz aus Staub hüllte die Umgebung ein und verdeckte gnädig für ein paar Minuten das Chaos.
Das sechsstöckige Haus lag in Trümmern. Im nächsten Monat hatte es bezogen werden sollen. Das wußten auch die Männer der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes, die in dem riesigen Schuttberg nach Überlebenden suchten…
Sie schüttelten die Köpfe. »Wäre das vier Wochen später passiert, mein Gott, ich darf gar nicht daran denken, wie viele Menschen in den Trümmern umgekommen wären.« Ein Feuerwehrmann hatte genau das ausgesprochen, was auch seine Kollegen dachten. So schlimm die Explosion auch war, sie hatte wahrscheinlich kein Menschenleben gefordert.
Aber wie hatte es zu dem Einsturz kommen können?
Um dies herauszufinden, wurden Spezialisten geholt, die sich an die Untersuchung der Unglücksstelle machten. Es waren Männer, die ihre Arbeit verstanden. Man setzte sie ein, wenn irgendwelche Terrorkommandos Sprengstoff-Attentate verübten. Diese Spezialisten hatten bisher immer etwas gefunden, doch hier standen sie vor einem Rätsel.
Ihr Abschlußbericht fiel dürftig aus. Es wurde darin zugegeben, daß kein Hinweis auf irgendeinen Sprengstoff gefunden worden war.
Der verantwortliche Mann im Innenministerium tobte natürlich. »Das gibt es doch nicht!« schrie er den Leiter der Untersuchungskommission an. »Das ist unmöglich.«
»Sir, wir haben unser Bestes getan.«
»Dann hat das eben nicht gereicht«
»Es reichte schon. Nur gibt es keine Spuren.«
»Wissen Sie eigentlich was das bedeutet, Mann?«
»Ich ahne es.«
»Genau wie ich. Wahrscheinlich ist es irgendwelchen Feinden gelungen, sich einen Sprengstoff zu beschaffen, der keine Spuren hinterläßt. So etwas können wir nicht hinnehmen.«
»Das müssen wir aber.«
»Und es gibt keinen Bekennerbrief?«
»Nein, Sir, der existiert nicht.«
»Armes England, armes Europa.«
»Da möchte ich nicht widersprechen, Sir.«
Und doch gab es Spuren. Nur sah man sie nicht. Zwei Tage nach der Explosion bildete sich an einer bestimmten Stelle auf dem Grundstück ein grüner Schleier. Eine dünne Haut, zu vergleichen mit einem Schleimfilm oder einem blasigen Etwas.
Der Film war durchsichtig. Wer an seinem Rand stand, mußte den Eindruck bekommen, in eine andere Welt zu schauen, die eine bodenlose Tiefe besaß.
Aber darum kümmerte sich niemand, denn die Polizei hatte das Gelände abgesperrt. So konnte das, was aus dem Unsichtbaren gekommen war, allmählich wachsen…
***
Seit einigen Tagen gingen sie nur mehr zu zweit in die beiden Zellen, wo die Gefangenen untergebracht worden waren. Und es waren die kräftigsten Wärter, die den in Untersuchungshaft sitzenden Rockern das Essen brachten.
Dabei blieb einer der Beamten stets an der Tür stehen und beobachtete die Typen genau. Bei ihrer Einlieferung waren sie relativ harmlos gewesen, doch sie hatten sich innerhalb weniger Stunden verändert und waren zu regelrechten Bestien geworden.
Schreien, Toben, Durchdrehen, das gehörte mittlerweile zu ihrem Repertoire. Man schrieb es dem berühmten Zellerkoller zu, aber hatte jemand dann Schaum vor dem Mund?
So verhielt es sich nämlich, als die Beamten die erste Zelle aufschlossen, wo Ricky Modena und Ben Segal untergebracht worden waren. Modena war der Anführer dieser Gruppe gewesen, und er gebärdete sich am schlimmsten.
Diesmal nahm er keine Rücksicht. Er hatte sich in den toten Winkel an der Wand gestellt und schon auf die Männer gewartet, während Ben Segal auf dem pritschenartigen Bett hockte und mit schmalen Augen gegen den Eingang schaute.
Kaum war die Tür offen, da handelte Ricky Modena. Er war schnell wie ein Kastenteufel, und er überraschte den Mann, obwohl dieser sich vorgenommen hatte, sehr wachsam zu sein.
Der Schlag erwischte den Beamten in der Körpermitte. Der Mann sackte zusammen, Ricky fing ihn auf, drehte ihn herum und schleuderte ihn in die Zelle hinein. Der Wärter krachte gegen einen Tisch, riß diesen um und landete stöhnend neben dem Möbelstück.
Sein Kollege hatte sich noch soeben zurückziehen und die Tür zuhämmern können. »Das werdet ihr bereuen!« hörte Ricky die Stimme des Beamten. »Damit kommt ihr nicht durch.«
»Fuck yourself!« schrie der Rocker, der auch
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