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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Callistas Bett. Andrew, der ihm folgte, sah Callista plötzlich mit Damons Augen: bleich, abgemagert, mit tief eingesunkenen Augen.
    Damon sagte sanft: »Callista, du weißt ebenso gut wie ich, was getan werden muss. Du bist eine Bewahrerin, Mädchen.«
    »Nenn mich nicht so!«, flammte sie auf. »Nie wieder!«
    »Ich weiß, du bist von deinem Eid entbunden worden, aber ein Eid ist nur ein Wort, Callista. Ich versichere dir, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen... «
    »Ich habe dich nicht darum gebeten! Es steht mir frei... « »... zu sterben«, ergänzte Damon brutal.
    »Verstehst du nicht, dass ich lieber sterben möchte?« Zum ersten Mal seit jener Nacht begann sie zu weinen. Sie schluchzte wild. Damon betrachtete sie mit steinernem Gesicht, aber Andrew hob sie in seinen Armen hoch und drückte sie schützend an sich.
    »Damon, was, zum Teufel, tust du ihr an!«
    Damons Gesicht war rot vor Zorn. »Verdammt, Callista, ich habe es satt, wie ein Ungeheuer behandelt zu werden, das euch trennen will, während ich mich erschöpft habe bei dem Versuch, euch beide zu schützen.«
    »Das weiß ich«, weinte sie, »aber ich kann es nicht ertragen. Du
weißt, was das für Andrew, für mich bedeutet, es tötet uns beide!«
Andrew fühlte, wie ihre Hände bebten, als sie sich an ihn klammerte, in seinen Armen leicht wie ein Kind. Von irgendwoher schien er sie als ein seltsames Lichtgewebe zu sehen, als eine Art elektrischen Energienetzes. Woher kam diese merkwürdige Wahrnehmung? Sein Körper kam ihm nicht mehr wirklich vor, er zitterte im Nirgendwo, und auch er war nichts anderes als ein zerbrechliches Gespinst elektrischer Energien, die mit tödlicher, zunehmender Schwäche Funken versprühten...
    Jetzt konnte er Damon nicht mehr sehen – auch Damon war in den strudelnden elektrischen Netzen untergegangen. Nein, Damon floss, veränderte sich, glühte vor Zorn in dunklem Rot wie ein Schmelzofen. Das hatte Andrew schon einmal gesehen, als Dezi vor Damon stand. Wie alle leicht aufbrausenden und sich schnell wieder beruhigenden Männer empfand Andrew Entsetzen angesichts Damons glosender Wut. Vage erkannte Andrew durch die flutenden Farben und pulsierenden elektrischen Energien, dass der Mann Damon zum Fenster hinüberging und dort, mit dem Rücken zu ihnen, in den Schneesturm hinausblickte und darum kämpfte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. Andrew empfing diesen Zorn ebenso wie Callistas Qual, wie Ellemirs Verwirrung. Er bemühte sich, sie alle wieder zu verfestigen, sie als menschliche Gestalten zu sehen, nicht als wirbelndes Durcheinander elektrischer Trugbilder. Was war wirklich, fragte er sich. Waren sie tatsächlich nichts anderes als Kraftfelder und sich im Raum bewegende Atome? Er wollte zurückkehren zur menschlichen Wahrnehmungsart, er wollte zum Fenster gehen... Er ging zum Fenster und berührte Damon... Er bewegte sich nicht, denn Callista lag auf seinem Schoß und hielt sich angstvoll mit fieberhaftem Griff an ihm fest. Mühsam bediente er sich menschlicher Sprache. »Damon, niemand hält dich für ein Ungeheuer. Callista wird tun, was du für das Beste hältst. Wir beide haben Vertrauen zu dir, nicht wahr, Callista?«
    Mit aller Willenskraft gelang es Damon, seinen Zorn zu meistern. Es kam selten vor bei ihm, dass der Zorn auch nur einen Augenblick lang die Oberhand gewann. Er schämte sich. Endlich kehrte er zu Andrew und Callista zurück und sagte leise: »Andrew hat ein Recht, erst angehört zu werden, bevor du deine Entscheidung triffst, Callista. Du kannst uns allen das nicht antun. Wenn es allein um dich ginge... «Er unterbrach sich. »Andrew! Leg sie hin, schnell!«
    Callista war in Andrews Armen schlaff geworden. Erschüttert von der Angst in Damons Stimme ließ Andrew es widerspruchslos geschehen, dass Damon ihm Callista aus den Armen nahm und sie zurück auf ihr Bett legte. Er winkte Andrew, sich zu entfernen. Verständnislos, widerstrebend gehorchte Andrew. Damon beugte sich über die Frau.
    »Siehst du? Nein, fange nicht wieder an zu weinen, dazu hast du die Kraft nicht. Weißt du nicht, dass du heute Nacht die Krise hattest? Du hattest eine Konvulsion. Ich habe dir Raivannin gegeben – du weißt ebenso gut wie ich, was das bedeutet, Callista.«
    Sie hatte kaum noch die Kraft zu flüstern: »Ich glaube... es wäre für uns alle besser... «
    Damon ergriff behutsam ihre Handgelenke. Diese Handgelenke waren so schmal, dass selbst Damons Hände,

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