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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Empfindsamkeit hätte eine Stärke statt einer Schwäche sein, hätte ihn für den Turm noch nützlicher machen können.
    Damon streckte eine Hand nach der neben ihm sitzenden Ellemir aus. Mit beinahe qualvollem Verlangen dachte er daran, wie lange es her war, dass sie sich in Liebe vereinigt hatten. Aber die lange geübte Disziplin des Matrix-Mechanikers ließ ihn nicht im Stich. Er kam nicht einmal auf die Idee, sie zu verletzen. Er zog Ellemir an sich, küsste sie sanft und sagte: »Ich muss meine Kraft aufsparen, Liebling. Der morgige Tag wird anstrengend. Deshalb... « Er drückte einen Kuss auf ihre Handfläche als geheimes Versprechen.
    Ellemir spürte, dass er Zuversicht und Selbstvertrauen nur vortäuschte. Einen Augenblick ärgerte es sie, dass Damon glaubte, sie wisse nicht Bescheid, oder sich einbildete, er könne ihr etwas vormachen oder sie belügen. Dann wurde ihr klar, welche Disziplin hinter diesem Optimismus steckte, dass es die selbstbeherrschte Höflichkeit eines Matrix-Arbeiters war. Hielt der Verstand diese Ängste nicht in Schach, verstärkten sie sich, schufen eine Art positiven Feedbacks, stürzten den Geist in ein sich selbst erhaltendes Chaos der Verzweiflung. Mit einer gewissen Portion Zynismus dachte Ellemir, dass ihr jetzt eingehämmert wurde, was es zu bedeuten hatte, mit einem praktizierenden Telepathen eng verbunden zu sein. Aber ihre Liebe zu Damon und ihre Besorgtheit um ihn waren stärker als alles andere. Im Augenblick brauchte er nichts dringender als die Versicherung, dass er nicht auch noch ihre Ängste beschwichtigen musste.
    Sie musste ihre Bürde allein tragen, sagte sich Ellemir. Sie konnte sie nicht auf Damons Schultern legen. So ergriff sie seine Hände, beugte sich zu ihm und gab ihm seinen Kuss ganz zart zurück.
    Dankbar zog er sie an sich und hielt sie im Arm – eine tröstliche Berührung ohne jedes Verlangen.
    Andrew blickte von seinem Platz neben Callistas Bett zu ihnen hinüber, und Damon nahm seine Empfindungen wahr: Sorge um Callista, Angst, Unsicherheit – kann Damon ihr wirklich helfen? –, Verzweiflung darüber, was es bedeuten würde, wenn sie wieder ganz und gar Bewahrerin war, wenn nach der Säuberung der Kanäle die frühere Konditionierung von neuem durchgriff. Und beim Anblick Ellemirs, die sich an Damon schmiegte, kam ein verwirrtes Gefühl hinzu, das keine richtige Eifersucht war. Callie und er hatten nie so viel gehabt... Damons Mitleid mit Andrew ging so tief, dass er es ersticken musste, damit es ihm nicht die Kraft nahm, die er für die morgige Arbeit brauchte.
    »Du bleibst in Callistas Nähe. Ruf mich, wenn irgendeine Änderung eintritt, sei sie auch noch so geringfügig«, sagte Damon. Andrew zog sich einen Stuhl an Callistas Bett, beugte sich vor und fasste mit behutsamem Griff ihr schlaffes Handgelenk.
    Armer Teufel, dachte Damon, jetzt kann er sie nicht einmal mehr beunruhigen. Dafür ist sie zu weit weg. Aber er muss das Gefühl haben, er tue etwas für sie, oder er wird den Verstand verlieren. Der Trost, den Damon aus Ellemirs Nähe gewonnen hatte, war verschwunden. Mit eiserner Disziplin entspannte er seine Muskeln, legte sich ruhig neben sie und ließ sich in den Zustand völliger Ruhe hineintreiben, den er für das, was er zu tun hatte, brauchte. Endlich schlief er ein.
    Es war längst Tag geworden, als Callista sich bewegte und verwirrt die Augen öffnete. ›Andrew?«
    »Ich bin hier, Liebste.« Der Druck seiner Hand verstärkte sich. »Wie fühlst du dich?‹
    »Besser, glaube ich.« Sie spürte überhaupt keinen Schmerz mehr. Irgendwo hatte ihr jemand vor langer Zeit gesagt, das sei ein schlechtes Zeichen. Nach den in den letzten Tagen ausgestandenen Qualen fand sie es schön. »Ich scheine lange geschlafen zu haben, und dabei machte Damon sich Sorgen, weil ich nicht schlafen konnte.«
    Wusste sie überhaupt, dass sie Schlafmittel bekommen hatte? Laut sagte Andrew: »Ich will Damon rufen«, und stand auf. Damon hatte sich auf dem anderen Bett ausgestreckt und umschlang Ellemir locker mit einem Arm. Der Neid durchfuhr Andrew als grausamer Stich. Die beiden waren sich des anderen so sicher und so glücklich dabei. Würden Callista und er das je erleben? Er musste daran glauben, sonst würde er sterben.
    Ellemirs blaue Augen öffneten sich. Sie lächelte zu ihm hoch, und als sie sich bewegte, wurde Damon sofort wach.
    »Wie geht es Callista?«
    »Es scheint ihr besser zu gehen.«
    Damon sah ihn skeptisch an, stand auf und trat an

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