Darkover 12 - Der verbotene Turm
und gereizt gewesen wie an diesem Morgen. Damon hatte die Suite mit telepathischen Dämpfern isoliert und den Dienern verboten, sich ihnen zu nähern. Schon seit Mittwinter war er missgestimmt und schweigsam gewesen. Aber jetzt, als er nervös in der Suite umherging, spürten es alle. Endlich unterbrach Callista seine sinnlose Betriebsamkeit mit dem Ausruf: »Das ist genug, Damon! Leg dich auf den Rücken und atme langsam. So kannst du nicht anfangen, das weißt du ebenso gut wie ich. Beruhige dich erst. Möchtest du etwas Kirian?«
»Ich möchte keinen«, gab Damon ärgerlich zurück, »aber ich vermute, ich sollte ihn lieber nehmen. Und ich brauche eine Decke oder so etwas. Ich komme immer halb erfroren zurück.«
Callista winkte Ellemir, ihn zuzudecken, und ging, den Kirian zu holen. »Probiere ihn zuerst. Meine Destilliereinrichtung hier ist nicht so gut wie die, die ich in Arilinn hatte, und es mögen Rückstände zurückgeblieben sein, obwohl ich ihn zweimal gefiltert habe.«
»Du kannst darin nicht schlechter sein als ich.« Damon schnüffelte vorsichtig, und dann lachte er. Ihm war eingefallen, dass Callista sich bei seiner einfachen Tinktur beinahe ebenso verhalten hatte. »Lass nur, meine Liebe, ich glaube nicht, dass wir einander vergiften werden.« Callista maß sorgfältig eine Dosis ab, und Damon setzte hinzu: »Ich kenne den Zeitverzerrungsfaktor nicht, und du musst in Phase bleiben, um mich zu überwachen. Solltest du selbst nicht besser auch welchen nehmen?«
Callista schüttelte den Kopf. »Ich habe eine schrecklich niedrige Toleranz für das Zeug, Damon. Wenn ich genug nähme, um in Phase zu bleiben, hätte ich ernstliche Schwierigkeiten. Ich kann mich ohne Kirian auf dich einstimmen.«
»Du wirst ganz steif und kalt werden«, warnte Damon. Doch dann sagte er sich, dass sie nach so vielen Jahren als Bewahrerin ihre Toleranz für die telepathische Droge wahrscheinlich bis auf den winzigsten Bruchteil genau kannte. Callista lächelte und zählte für sich ein paar Tropfen ab. »Ich trage einen besonders warmen Schal. Wann soll ich dich herausholen?«
Er wusste es nicht. In der Zeitforschung hatte er keine Erfahrung. Nicht die geringste Ahnung sagte ihm, welche Nebenwirkungen auftreten mochten. »Du holst mich besser nicht heraus, solange ich nicht in Krämpfe verfalle.«
»So weit willst du gehen?« Schuldgefühl durchfuhr Callista wie ein Stich. Für sie ging er dies furchtbare Risiko ein, für sie kehrte er an die so gefürchtete und gehasste Arbeit zurück. Sie standen bereits in enger Verbindung. Er legte leicht die Hand auf ihr Handgelenk. »Nicht nur für dich, Liebling. Für uns alle. Für die Kinder.«
Und für die Bewahrerin, die kommen wird. Callista sprach es nicht laut aus, aber für sie war die Zeit aus dem Brennpunkt geraten, wie es bei einem Alton zuweilen geschah, und sie sah sich selbst aus großer Entfernung. Hier, anderswo stand sie knietief in einem weiten Blumenfeld und blickte auf ein zartes Mädchen nieder, das bewusstlos vor ihr lag. Sie stand in der Kapelle zu Armida vor der Statue Cassildas, einen Kranz roter Blumen in der Hand. Sie legte die Blumen auf den Altar. Dann war sie zurück bei den anderen, benommen, rot im Gesicht, erregt. Sie hauchte: »Damon, hast du gesehen... «
Andrew hatte es auch gesehen, sie alle hatten es gesehen, und Andrew dachte an Callistas mitleidigen und kummervollen Gesichtsausdruck, als sie Ellemirs vergessene Opfergabe aus der Kapelle entfernte. »Unsere Frauen legen immer noch Blumen vor ihren Schrein... «, sagte Damon leise. »Ich habe es gesehen, Callie.«
Sie fragte sich, ob es Andrew sehr viel ausmachen würde. Dann konzentrierte sie sich mit eiserner Disziplin wieder auf ihre Arbeit. »Lass mich deine Atmung überprüfen.« Behutsam führte sie ihre Fingerspitzen über Damons Körper. »Nimm den Kirian jetzt.«
Er schluckte und verzog das Gesicht. »Puh! Womit hast du ihn gewürzt, mit Pferdepisse?«
»Mit nichts; du hast den Geschmack vergessen, das ist alles. Wie viele Jahre ist es her, dass du Kirian genommen hast? Leg dich zurück und hör auf, die Fäuste zu ballen. Du wirst nur deine Muskeln verknoten und steif werden.«
Damon gehorchte. Er blickte von einem der ihn umgebenden Gesichter zum anderen: Callista, nüchtern und befehlsgewohnt; Ellemir ein wenig ängstlich dreinblickend; Andrew stark und ruhig, aber Damon spürte eine Unterströmung von Unbehagen. Seine Augen kehrten zu Callistas zuversichtlichem Gesicht
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