Darkover 12 - Der verbotene Turm
nicht schnell genug wieder wegkommen! Hattest du auch die Nase voll, oder hat man dich hinausgeschmissen?«
Dezi zögerte und blickte zur Seite, und Callista griff ein. »Du hast dort nichts über unsere Formen der Höflichkeit gelernt, Domenic. Das ist eine Frage, die niemals gestellt werden darf. Sie geht nur den Telepathen und seine Bewahrerin an, und wenn Dezi nicht darüber sprechen mag, ist es eine unentschuldbare Grobheit, ihn zu fragen.«
»Oh, tut mir Leid«, entschuldigte Domenic sich gutmütig, und allein Damon bemerkte die Erleichterung in Dezis Gesicht. »Es ist nur so, dass ich darauf brannte, den Ort zu verlassen, und ich hätte gern gewusst, ob es dir ebenso gegangen ist. Manchen Leuten gefällt es dort. Sieh Callista an, sie hat es beinahe zehn Jahre ausgehalten.«
Damon, der die beiden Jungen beobachtete, dachte mit Schmerz an Coryn, der in diesem Alter Domenic so ähnlich gewesen war. Er fühlte sich zurückversetzt in die halb vergessenen Tage seiner eigenen Jugend, als er, der unbeholfenste aller Kadetten, wegen seiner beschworenen Freundschaft mit Coryn von den Übrigen akzeptiert worden war. Wie Domenic war Coryn der beliebteste, der tatkräftigste und lebhafteste Kadett gewesen.
Das war in der Zeit vor seinem Versagen und seiner hoffnungslosen Liebe gewesen, und die Demütigung hatte sich ihm tief eingebrannt... aber, dachte er, es war auch gewesen, bevor er Ellemir kennen lernte. Er seufzte und umschloss ihre Hand mit seiner. Domenic, der Damons Augen auf sich fühlte, sah auf und lächelte, und Damon fühlte, wie die Bürde der Einsamkeit von ihm wich. Er hatte Ellemir, und er hatte Andrew und Domenic als Brüder. Isolierung und Einsamkeit waren für immer überwunden.
Domenic nahm in kameradschaftlicher Art Dezis Arm. »Hör zu, Cousin, wenn du es satt hast, hier um meines Vaters Fußschemel herumzuhängen, komm nach Thendara. Ich verschaffe dir einen Platz im Kadettenkorps – das kann ich tun, nicht wahr, Vater?«, fragte er. Als Dom Esteban nachsichtig nickte, setzte er hinzu: »Sie brauchen immer Jungen aus guter Familie, und jeder, der dich ansieht, erkennt, dass du Alton-Blut hast. So ist es doch?«
Dezi antwortete ruhig: »So hat man mir immer gesagt. Ohne es hätte ich den Schleier in Arilinn nie durchschreiten können.«
»Nun, bei den Kadetten kommt es nicht darauf an. Die Hälfte von uns sind Bastarde irgendeines Edelmanns... « – wieder lachte
er schallend – »... und die Übrigen von uns armen Teufeln sind die legitimen Söhne irgendeines Edelmanns, die viel leiden und schwitzen müssen, um sich ihrer Eltern würdig zu erweisen. Aber ich habe es drei Jahre lang ausgehalten, und das wirst du auch. Also komm nach Thendara, und ich finde etwas für dich. Bloß ist der Rücken dessen, der keinen Bruder hat, sagt man, und da Valdir bei den Mönchen in Nevarsin ist, werde ich froh sein, dich bei mir zu haben, Verwandter.«
Dezi errötete leicht. Er sagte mit leiser Stimme: »Ich danke dir, Cousin. Ich werde hier bleiben, solange dein Vater mich braucht. Danach wird es mir ein Vergnügen sein.« Er wandte sich schnell und beflissen Dom Esteban zu. »Onkel, was fehlt dir?« Denn der alte Mann war bleich geworden und in seinem Stuhl zurückgesunken.
»Nichts.« Dom Esteban erholte sich wieder. »Nur ein Augenblick der Schwäche. Vielleicht hat, wie man in den Bergen sagt, ein wildes Tier auf den Boden für mein Grab gepisst. Oder vielleicht liegt es nur daran, dass ich heute zum ersten Mal aufrecht sitze, nachdem ich so lange flach gelegen habe.«
»Dann lass mich dir ins Bett zurückhelfen, Onkel, damit du dich bis zur Trauung ausruhen kannst«, sagte Dezi, und Domenic fiel ein: »Ich helfe dir.« Während sie sich um ihn bemühten, fiel Damon auf, dass Ellemir sie mit seltsam beunruhigtem Blick beobachtete.
»Was ist, Preciosa?«
»Nichts, eine Vorahnung, ich weiß nicht.« Ellemir zitterte. »Als er sprach, sah ich ihn wie tot hier an diesem Tisch liegen... «
Damon erinnerte sich, dass die Gabe des Laran bei den Altons hin und wieder von einem Anflug der Zukunftsschau begleitet war. Er hatte immer vermutet, dass Ellemir davon mehr besaß, als man ihr je erlaubt hatte zu glauben. Aber er verdrängte sein Unbehagen und sagte liebevoll: »Er ist ja kein junger Mann mehr, mein Liebling, und wir werden hier leben. So müssen wir damit rechnen, dass wir eines Tages sehen, wie er zur Ruhe gelegt wird. Lass es dir keinen Kummer machen, meine Geliebte. Und jetzt muss ich
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