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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Griff schlossen sich seine Finger über der Matrix, die in ihrer Isolation aus Leder und Seide an seinem Hals hing.
    Dort, über dem Puls, über dem glühenden Zentrum des Hauptner venkanals. Seit Damon mit fünfzehn den Stein erhalten hatte und die Lichter darin unter der Berührung seines Geistes erwacht waren, hatte er ihn nie außer Reichweite gelassen. Kein anderes menschliches Wesen, ausgenommen seine Bewahrerin Leonie und während einer kurzen Zeit in den Turmjahren die junge Unter-Bewahrerin Hilary Castamir, hatte ihn jemals angefasst. Der Gedanke allein, seine Matrix könne ihm für immer genommen werden, erfüllte ihn mit kalter, schwarzer Angst, die schlimmer als Sterben war. Mit jeder Faser seiner Ridenow-Begabung, dem Laran eines Empathen, wusste er jetzt, was Dezi durchmachte.
    Er wurde geblendet. Er wurde verkrüppelt. Er wurde verstümmelt...
    Das war die Strafe, die der Eid von Arilinn für den illegalen Gebrauch einer Matrix vorsah. Und es war das, was er, dem Gesetz gehorchend, jetzt tun musste.
    Dezi klammerte sich an sein letztes bisschen Trotz. »Ohne dass eine Bewahrerin anwesend ist, begehst du damit einen Mord«, sagte er. »Steht auf Mordversuch vielleicht die Todesstrafe?«
    Damon hielt seine Stimme leidenschaftslos, obwohl er Dezis Ängste in seinen eigenen Eingeweiden spürte. »Jeder halbwegs fähige Matrix-Techniker – und ich gelte als ein solcher – kann diesen Teil der Arbeit einer Bewahrerin tun, Dezi. Ich kann Schwingungen aufeinander abstimmen und dir die Matrix ohne Lebensgefahr für dich abnehmen. Ich werde dich nicht töten. Wenn du versuchst, nicht gegen mich anzukämpfen, wird es leichter für dich sein.«
    »Nein, verdammt sollst du sein!« Dezi spuckte aus, und Damon wappnete sich für die vor ihm liegende Tortur. Er bewunderte den Versuch des Jungen, Mut und einige Würde zur Schau zu tragen. Er musste sich daran erinnern, dass Mut nichts als leerer Schein bei einem Feigling war, der Laran gegen einen betrunkenen und ungeschützten Mann eingesetzt, der ihn zu diesem Zweck betrunken gemacht hatte. Es war Unsinn, Dezi jetzt zu bewundern, nur weil er nicht zusammenbrach und um Gnade flehte, was Damon selbst, wie er sich eingestand, bestimmt getan hätte.
    Immer noch empfing er Dezis Gefühle. Er war Empath, und sein Laran war in Arilinn geschult und geschliffen worden. So konnte er sich nicht einfach dagegen abblocken. Aber er gab sich Mühe, Dezis Empfindungen zu ignorieren und sich ganz auf das zu konzentrieren, was er tun musste. Der erste Schritt war, die Gedanken auf die eigene Matrix zu richten, die Atmung zu beruhigen, das Bewusstsein in das magnetische Feld seines Körpers einströmen zu lassen. Er ließ die Empfindungen seinen Körper passieren, wie eine Bewahrerin es tun muss. Er empfing und akzeptierte sie, ohne sich im Geringsten in sie hineinziehen zu lassen.
    Leonie hatte ihm einmal gesagt, wenn er ein Mädchen wäre, würde er zur Bewahrerin gemacht worden sein, aber als Mann sei er zu empfindsam, und diese Arbeit werde ihn zerstören. Die Erinnerung daran machte ihn von neuem wütend, und die Wut gab ihm Kraft. Warum sollte Empfindsamkeit einen Mann zerstören, wenn sie für eine Frau eine wertvolle Eigenschaft war, die sie für die
    schwerste aller Matrix-Arbeiten, für die Aufgabe einer Bewahrerin, geeignet machte? Damals hätten die Worte beinahe sein Leben vernichtet. Er hatte sie als Angriff auf seine Männlichkeit empfunden. Jetzt gaben sie ihm die Versicherung, dass er diesen Teil der Arbeit einer Bewahrerin tun konnte.
    Andrew, der in lockerem Kontakt mit Damon stand, sah ihn wieder so, wie er ihn in der letzten Nacht für einen Augenblick gesehen hatte, als er die schlafende Callista bewachte: ein wirbelndes Feld miteinander verbundener Ströme mit pulsierenden Zentren, die in dunklen Farben erglühten. Nach und nach sah er auch Dezi auf diese Weise und verstand, was Damon tat. Damon passte seine eigenen Schwingungen denen Dezis an, bis ihre Körper – und ihre Matrix-Steine – in perfekter Resonanz vibrierten. Das ermöglichte es Damon, Dezis Matrix zu berühren, ohne einen körperlichen oder nervösen Schock hervorzurufen, der stark genug war, Tod zu bringen.
    Für jemanden, der nicht in die präzise Resonanz eingestimmt war, bedeutete die Berührung der Matrix eines anderen Schock, Krämpfe und als allerletzte, unvorstellbare Pein den Tod.
    Andrew sah, dass die Schwingungen sich anglichen, dass sie gemeinsam pulsierten, als seien die beiden

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