Darkover 13 - Gildenhaus Thendara
besorgt hat, sondern daß irgendwer ihn los sein wollte und ihn die Treppe hinaufgeschubst hat - und hier ist er gelandet. Man mag gedacht haben, auf Darkover sei er so isoliert, daß er keinen Schaden anrichten könne. Typisches bürokratisches Denken - schickt ihn weg, damit er woanders Ärger macht”
„Eine ganz besondere Dummheit”, bestätigte Cholayna mit einem Nicken. „Dieser Planet mag kein großes Handelspotential besitzen, aber wegen seiner Lage ist er ein wichtiger Transit-Punkt. In etwa zwanzig Jahren wird hier einer der bedeutendsten Knotenpunkte der Galaxis entstanden sein. Wenn dieser Montray, wie es scheint, ständig Querelen mit den Eingeborenen heraufbeschworen hat, kann es Jahrhunderte dauern, den Schaden zu reparieren. Ich hoffe, ich habe einen Anfang gemacht, indem ich Magda detachiert habe. Wir müssen lernen, was wir bei der Behandlung der Darkovaner bisher falsch gemacht haben und wie wir es besser machen können. Auch Sie, Jaelle, werde ich um Informationen zu diesem Punkt bitten. Was dich angeht, Peter, so weißt du, daß du eigentlich mir unterstellt sein solltest, nicht Montray. Ich hoffe, er wird keine Status-Frage daraus machen und dich in seinem Büro behalten”
Peter murmelte etwas, das Jaelle als eine höfliche nichtssagende Bemerkung erkannte, aber wieder einmal trug ihr erratisch auftretendes Laran ihr seine Gedanken zu, als habe er sie laut ausgesprochen. Es ist ungerecht, verdammt noch mal! Ich habe fünf Jahre für den Aufbau gebraucht, und jetzt, wo eine Dienststelle des Nachrichtendienstes auf Darkover eingerichtet wird, hätte man mir die Leitung übertragen müssen. Statt dessen schneit so eine verdammte Frau herein und übernimmt. Es war schon scheußlich genug, neben Magda die zweite Geige zu spielen… Hier verlor Jaelle den Kontakt, aber sie hatte genug gehört, um Peter ängstlich und bestürzt anzusehen. Sie fand Cholayna sympathisch und wollte gern mit ihr zusammenarbeiten, obwohl die Frau diese merkwürdige Hautfarbe und dazu Augen hatte, die in ihrer Dunkelheit unergründlich waren. Aber wenn Peter so empfand, was sollte sie dann tun?
3. Kapitel
Magda
Die Tür des Gildenhauses von Thendara fiel hinter ihr ins Schloß. Eine seltsame, verzweifelte Eingebung ließ Magda denken: Ich darf nicht zurückblicken. Was ich auch gewesen sein mag, ich muß es für immer hinter mir lassen und die Augen allein nach vorn richten…
Sie stand in einer großen Halle, die mit dunklem Holz getäfelt war. Vorhänge erweckten den Eindruck von Raum und Luft und Licht. Das stupsnasige junge Mädchen, das ihr die Tür geöffnet hatte, führte sie durch die Halle und sagte: „Die Gildenmutter Lauria erwartet dich” Sie musterte Magda neugierig, schob sie jedoch nur durch eine andere Tür, wo die Gildenmutter Lauria n’ha Andrea, Vorsitzende der unabhängigen Gilde der Handwerkerinnen Thendaras und eine der mächtigsten Frauen der Stadt, sie erwartete. Lauria war eine große, kräftige Frau. Ihr graues Haar war rings um den Kopf kurz geschoren. In einem Ohr trug sie einen Ohrring mit einem eingravierten Zeichen und einem roten Stein. Sie erhob sich und streckte Magda die Hand entgegen.
„Willkommen, mein Kind. Man wird dir gesagt haben, daß hier für das nächste halbe Jahr, bis zwei Monde nach dem Mittsommertag, dein einziges Heim sein wird. Während dieser Zeit wirst du in unseren Sitten unterwiesen werden. In Haus und Garten darfst du dich frei bewegen, aber du darfst nicht über die Ummauerung hinaus und nicht auf die Straße gehen, ausgenommen beim Mittsommerfest, wenn alle Vorschriften aufgehoben sind, oder auf den direkten Befehl deiner Eidesmutter oder einer der Gildenmütter hin” Sie lächelte Magda an. „Du hast uns bewiesen, daß du bereit bist, unsern Eid zu ehren, auch wenn du ihn unfreiwillig abgelegt hast. Jetzt wirst du mir versprechen, dich nach dieser Regel zu richten, nicht wahr? Du bist eine erwachsene Frau, kein Kind”
„Ich werde gehorchen”, antwortete Magda, aber sie hielt es für eine trostlose Aussicht, ein halbes Jahr lang, den ganzen langen, bitteren darkovanischen Winter hindurch, eidlich verpflichtet zu sein,
nicht nach draußen zu gehen. Nun, sie hatte es so gewollt; warum sollte sie sich beklagen, weil sie bekam, was sie gewollt hatte?
„Das gilt natürlich nur in den Grenzen des gesunden Menschenverstandes”, fuhr Mutter Lauria fort. „Sollte das Haus in Brand geraten oder irgendeine andere Katastrophe eintreten, was die Götter
Weitere Kostenlose Bücher