Darkover 13 - Gildenhaus Thendara
verhüten mögen, handele nach eigenem Ermessen. Du bist nicht verpflichtet, dein eigenes Denken dem Gehorsam aufzuopfern. Aber draußen würdest du täglich mit Frauen zusammentreffen, deren Verhalten nicht zu imitieren du lernen mußt. Verstehst du das?”
„Ich glaube schon” Man pflegte es Deprogrammierung zu nennen. Auf Darkover wurde von den Frauen ein so bestimmtes Rollenverhalten verlangt, daß es einer Gehirnwäsche gleichkam und ein Wunder zu nennen war, wenn eine es fertigbrachte, zu rebellieren und sich den Entsagenden anzuschließen. Magda erinnerte sich an Jaelles Ausspruch: „Jede Entsagende hat ihre eigene Geschichte, und jede Geschichte ist eine Tragödie” In einer so traditionellen Gesellschaft wie auf Darkover bedurfte es des Mutes der Verzweiflung, um sich loszureißen.
Ich habe gegen meine Heimatwelt und dann auch noch gegen meine Wahlheimatwelt rebelliert… Sie verbannte diesen Gedanken als Selbstmitleid und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die ältere Frau, die sie zu einem Sessel winkte.
,,Du bist sicher hungrig und müde? Aber du möchtest nicht gleich jetzt allen anderen im Speisesaal beim Abendbrot begegnen, stimmt’s? Das habe ich mir gedacht.. ” Mutter Lauria berührte ein Glöckchen. Das stupsnasige Mädchen, das Magda eingelassen hatte, erschien im Eingang.
„Bringe mir und unserer neuen Schwester etwas zu essen aus dem Speisesaal”, sagte Mutter Lauria. Das kleine Mädchen ging wieder; sie konnte nicht älter als dreizehn sein. Mutter Lauria wies auf einen Sessel neben dem Kamin, in dem zu dieser Jahreszeit kein Feuer brannte. „Setz dich. Wir wollen uns eine Weile unterhalten; es gilt Entscheidungen zu treffen.”
An der hinteren Wand des Büros lehnte eine große Holztür mit Kupferbeschlägen. Es war daran wie mit einer Axt herumgehackt worden, und sie war teilweise verbrannt. Magda betrachtete das mitgenommene Relikt, und Mutter Lauria folgte ihrem Blick.
„Diese Tür befindet sich seit mehr als hundert Jahren hier”, berichtete sie. „Die Frau eines reichen Kaufmanns in Thendara floh zu uns, weil ihr Mann sie auf eine Weise, die man nicht wiederholen kann, mißhandelt und schließlich von ihr verlangt hatte, auf dem Dachboden zu schlafen und ihn und seine neue Konkubine zu bedienen. Die Frau leistete bei uns den Eid, aber ihr Mann warb eine Armee von Söldnern an, und so waren wir gezwungen zu kämpfen. Er schwor, er werde dies Haus mit uns darin dem Erdboden gleich machen. Rima - das war ihr Name - erbot sich, zu ihm zurückzukehren. Sie sagte, sie wolle nicht Ursache unseres Todes sein. Aber wir kämpften nicht für sie allein, sondern auch um das Recht, unabhängig von Männern zu leben. Die Schlacht dauerte drei Tage lang die Spuren davon siehst du dort”
Magda erschauerte. Die zerhackte, verbrannte Tür sah aus, als sei an einer Stelle eine Axt bis halbwegs zur Mitte vorgedrungen. „Und es gelang euch, sie zurückzuschlagen?”
„Wäre es uns nicht gelungen, würde keine von uns beiden jetzt hier stehen”, antwortete Lauria. „Die Götter mögen geben, daß wir uns eines Tages unserer Freiheit als eines Rechts erfreuen dürfen, das wir nicht mit dem Schwert zu verteidigen brauchen. Aber bis dieser Tag kommt, sind wir bereit dazu. Jetzt erzähle mir ein bißchen über dich. Dein Name ist.. ” sie stolperte darüber. „Mak-ta-lin Lor-ran?” Sie verzog das Gesicht. „Wäre es dir recht, wenn wir den Namen Margali benutzten, mit dem Jaelle dich anredet?”
„Das ist wirklich mein Name”, erklärte Magda, „der Name, den mein Vater und meine Mutter mir gaben. Ich bin in Caer Donn geboren und außer in der Terranischen Zone hat mich nie jemand Magda genannt”
Also Margali. Wie ich höre, sprichst du die Sprache der Hellers und beherrschst die Casta fließend. Kannst du Cahuenga ebenso gut?” „Ich kann die Sprache sprechen”, antwortete Magda auf Cahuenga, „aber meine Aussprache ist nicht gut”
„Sie ist nicht schlechter als die aller Neuankömmlinge in der Stadt. Jaelle hat mir erzählt, daß du lesen und schreiben kannst -heißt das, nur in Standard oder auch in Casta?”
„Ich kann Casta lesen und schreiben”, sagte Magda. „Denn mein Vater war Sprachwissenschaftler und ist Verfasser eines…” Sie zögerte und suchte nach einer darkovanischen Möglichkeit, ein Wörterbuch zu erklären. „Eine Zusammenstellung eurer Sprache
für Fremde und Ausländer. Und meine Mutter war Musiklehrerin und schrieb viele Volkslieder und Musikstücke
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