Darkover 13 - Gildenhaus Thendara
gehabt, als sie sich an die andere Schwerkraft, an den anderen Rhythmus von Tag und Nacht, Sommer und Winter hatte anpassen müssen. Die ganze Zeit auf Alpha war sie ständiger Gast der Medizinischen Abteilung gewe
sen, hatte Hormonspritzen bekommen und war verschiedenen Behandlungen unterzogen worden. Aber bei ihrer Rückkehr nach Darkover hatte sie ihre übliche gute Gesundheit wiedergefunden. Das erklärte sie und setzte hinzu: „Bevor ich auf diese Mission geschickt wurde - die nach Ardais -, bekam ich von terranischen Ärzten eine Behandlung, die die Ovulation und die Menstruation unterdrückt. Das macht man bei Frauen vor einem Feldeinsatz immer so. Auf Burg Ardais fragte mich Jaelle danach - sie glaubte, ich sei schwanger!’
„Diese Behandlung wäre für uns von unschätzbarem Wert”, sagte Mutter Lauria. „Ich hoffe, deine Terraner werden sie uns lehren. Wenn Frauen zusammen mit Männern arbeiten müssen oder lange Zeit bei schlechtem Wetter miteinander reisen, wäre das eine große Annehmlichkeit. Einige Frauen hier waren verzweifelt genug, um die Operation in Erwägung zu ziehen, die Frauen in Neutren verwandelt und sehr gefährlich ist. Zwar haben wir ein paar Drogen, die für ein halbes Jahr oder länger unfruchtbar machen, aber sie sind zu stark und zu drastisch. Ich empfehle keiner Frau, sie zu nehmen. Aber Frauen, die große Probleme mit ihrer Periode haben, oder Frauen, die kein Talent für den Zölibat besitzen, während sie allzu leicht schwanger werden - nun, wir Ältesten können ihnen nicht verbieten, diesen Ausweg zu beschreiten. Jetzt gilt es, eine sehr wichtige Entscheidung zu treffen, und zwar von dir, Margali”
Magda blickte auf ihren leeren Teller nieder. „Ich werde tun, was ich kann” „Du hast das junge Mädchen gesehen, das unser Essen hereinbrachte? Ihr Name ist Doria, und sie ist fünfzehn; zu Mittsommer will sie den Eid ablegen. Sie hat seit ihrer Geburt bei uns gelebt, aber es ist uns verboten, dem Gesetz nach noch nicht volljährige Mädchen in unseren Sitten zu unterweisen. So werdet ihr beide, du und sie, jetzt zusammen ausgebildet werden. Du bist nicht von unserer Welt, Margali. Sicher, du bist hier geboren, aber dein Volk unterscheidet sich so sehr von unserem, daß manches für dich seltsam und schwer zu ertragen sein wird. Ich weiß so wenig über die Terraner, daß ich nicht einmal erraten kann, um was es sich dabei handeln könnte. Jaelle kam im Alter von zwölf Jahren aus den Trockenstädten zu uns, und sie hatte viele Schwierigkeiten. Und vor ein paar Jahren hatten wir eine Frau hier, die aus den Regenwäldern weit hinter den Hellers stammte. Ihren Mut hatte sie bewiesen, indem sie sich uns anschloß, und sie brachte viel guten Willen mit, aber der Schock über so viele neue und fremdartige Dinge machte sie buchstäblich krank. Dabei waren es zum größten Teil Kleinigkeiten, die für uns zum täglichen Leben gehören - wir waren gar nicht auf den Gedanken gekommen, sie könne Probleme damit haben. Wir möchten nicht, daß du auf diese Weise leidest, Margali. Um es zu vermeiden, können wir zwei verschiedene Wege einschlagen!’
Die alte Frau sah Magda scharf an.
„Wir können allen deinen Schwestern hier sagen, daß du als Terranerin geboren bist, und dann werden wir alle daran denken, daß wir dir in Kleinigkeiten helfen müssen, und werden in deinem Fall Zugeständnisse machen. Wie bei jeder Entscheidung würde auch diese ihren Preis haben. Von Anfang an wäre eine Barriere zwischen dir und deinen Schwestern, und vielleicht würden sie dich nie als eine von uns akzeptieren. Die Alternative ist, daß wir ihnen nur erzählen, du seiest in Caer Donn geboren, und du mußt dann sehen, wie du mit allem, was dir fremd ist, so gut wie möglich fertig wirst. Was wäre dir am liebsten, Margali?”
Mir ist nie bewußt geworden, welch ein Snob ich war, dachte Magda. Sie hatte den Darkovanerinnen nicht zugetraut, daß sie begriffen, was ein Kulturschock ist, und hier erklärte Mutter Lauria das Phänomen ihr, als sei sie nicht sonderlich intelligent. „Ich werde tun, was Ihr mir befehlt, meine Dame”
Sie hatte das sehr förmliche Casta-Wort Domna benutzt, und Mutter Lauria blickte nicht sehr erfreut drein.
„Zunächst einmal bin ich nicht meine Dame”, erklärte sie. „Wir befreien uns doch nicht von der Titel-Tyrannei der Männer, nur um unter uns eine neue aufzurichten! Nenne mich Lauria oder Mutter, wenn du meinst, daß ich es verdiene, und du es gern möchtest.
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