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Darkover 13 - Gildenhaus Thendara

Darkover 13 - Gildenhaus Thendara

Titel: Darkover 13 - Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Jaelle hatte ihn nicht angerührt. Sie hatte nie wieder an diesen Ritt gedacht, aber jetzt erinnerte sie sich, wie sie, ein erschrockenes wimmerndes Bündel, in Kindras Armen gelegen hatte. Sie hatte ihre erste Blutung gehabt, und das bedeutete für sie, daß man sie in Ketten legen würde, und sie brachte es nicht fertig, den Frauen von ihren Ängsten zu erzählen. Sie fürchtete nur, sie würden es herausfinden. Einen oder zwei Tage später, noch ehe sie Thendara erreichten, hörte es wieder auf, und als es zum zweiten Mal kam, war sie im Amazonenhaus und hatte ihre Angst verloren und vergessen, daß es schon einmal passiert war. Inzwischen hatte sie auch gelernt, es bedeute, daß sie jetzt eine Frau sei, und darauf war sie stolz gewesen. Warum war all das bis zu diesem Augenblick aus meinem Gedächtnis verschwunden?
Mein kleiner Bruder. Er muß jetzt sechzehn oder achtzehn sein, ich habe versäumt mitzuzählen… Ich kann mich nicht erinnern, mir je sein Gesicht angesehen zu haben. Er hat weder Mutter noch Vater noch Schwester; er ist in der Tat verwaist. Was hat Rohana über ihn erzählt? Er sei der geschworene Friedensmann von Valdir Alton. Wenn ich am Leben bleibe, muß ich zu meinem Bruder gehen und auch seine Verzeihung erlangen… Worte, die Rohana auf jener Reise gesprochen hatte, stiegen zum ersten Mal wieder in ihr Bewußtsein hoch. Ihre schreckliche Angst hatte sie bis heute verdrängt.
Willst du dein Brüderchen nicht trösten? Du hast deine Mutter elf ganze Jahre gehabt. Er hat niemanden. Ich hätte ihm helfen können. Ich hätte ihm, wenn schon keine Mutter, zumindest eine Schwester sein können. Ich habe in meinem Leben bei jeder menschlichen Beziehung versagt, und jetzt habe ich Peter getötet. Es hätte genügt, ihn zu verlassen. Jetzt ist es zu spät. Zu spät für alles.
Der Himmel hatte sich mit dickbauchigen Wolken gefüllt, die sich aus eigener Kraft zu bewegen schienen, unabhängig vom Wind.
Hier entlang, Jaelle. Wenn der Regen kommt, wird eine Wasserflut diesen Weg nehmen. Laß dein Pferd weiterklettern. Wieder drehte sie den Kopf, um Magda anzusehen, und stellte fest, daß ihre Freundin nicht da war. Es war eine neue Halluzination. Sie hatte auch bei Magda versagt, wenn sie der Anlaß war, daß Magda ihr in dieses wilde, unwegsame Land gefolgt war, wo sie sterben würde.
Dann kamen sie.
Sie hörte ihre Hufe, bevor sie die Reiter sah, die auf sie zufegten. Eine Legion von Berittenen, Reihe um Reihe in vollem Galopp, und über ihnen flatterten Comyn-Banner im Regenbogen-Wind. Ihre Roben flogen um die Flanken ihrer Pferde, so rasten sie durch den Himmel, eine Million Hufe donnerten über die Wolken, als seien sie die Talsohle, gruben sich in die Luft und wirbelten Wolkenfontänen hoch wie Staub. Dann entrollte sich das Aillard-Banner, und jetzt sah Jaelle die junge Frau, die unter ihm ritt. Sie war hochgewachsen und rothaarig und wunderschön, gekleidet in Blau mit goldenem Haar wie eine Kireseth-Blüte, wie das Gemälde von Cassilda in der alten Kapelle. Doch irgendwie schimmerte das rote Gewand einer Bewahrerin durch und über das Blau. Mein Kind, meine Tochter, habe ich dich dafür geboren? So schrecklich jung, so vollkommen in ihrer jungfräulichen Strenge. Und ihr nach hetzten die Scharen der Comyn, angeführt von einer zweiten Leronis in Rot, Männer und Frauen in grünen, blauen, roten und weißen Turm-Roben, verfolgten sie mit blitzenden Messern, trieben sie den Canon hinauf. Der Mann, der an ihrer Seite ritt, geriet unter die Hufe ihrer Pferde, sein Kopf wurde zerschmettert, sein Blut bespritzte ihr Kleid… Jaelle sah die Pferde, hörte sie galoppieren, roch ihren ranzigen Schweiß, und sie saß da wie erstarrt, unfähig, ihre Augen von dem Gesicht des jungen Mädchens zu lösen…
Schmerz durchzuckte sie, Staub - echter Staub - erstickte sie, und sie kehrte in die reale Welt zurück. Aus dem Nichts tauchte ein Reiter auf, ein Tuch vor das Gesicht gebunden, packte ihren Ellenbogen, riß an ihrem Zügel. „Schnell! Hier entlang! Jaelle! Jaelle, wach auf, beeile dich! Siehst du denn nicht…” Unfaßlich, es war Magdas Stimme. Sicher war es eine neue Halluzination, aber Magda war ärgerlich, besser, sie widersprach ihr nicht. Jaelle drückte dem Pony die Fersen in die Weichen und lenkte es weiter nach oben. Das Donnern der Hufe war immer noch zu hören, doch die Reiter am Himmel waren verschwunden. Der Lärm kam von unten, und ihr Pony mühte sich rutschend
den steilen Pfad neben

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