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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war ein dunkles Fahrzeug, aber nicht völlig schwarz, sondern mit einem Grauton versehen. Nur die Fenster des Fahrzeugs waren eingeschwärzt worden. Es wäre mir auch im hellen Tageslicht nicht möglich gewesen, einen Blick hineinzuwerfen.
    Viel erkennen konnte ich sowieso nicht. Ich saß in meinem Wagen außen vor und schätzte mich als stiller Beobachter ein.
    Es wäre vernünftig gewesen, den Weg ein Stück zurückzufa hren, um dann zu wenden und eine andere Strecke zu nehmen.
    Weshalb ich das nicht tat, wusste ich selbst nicht. Klar, ich hatte Zeit, aber komischerweise interessierte es mich auch, wie es hier weiterging. Da der Leichenwagen vor dem Haus parkte, musste der verstorbene Mensch sich noch in seinem Innern befinden. Wahrscheinlich legte man ihn dort in den provisorischen Sarg, um ihn später normal einzusargen.
    Am Haus brannte Licht. Eine gelbliche Außenleuchte, die nur einen mageren Schein abgab, der sich auf dem dunkleren Zufahrtsweg zum Gebäude rasch verlor. Auch im Haus war es nicht nur dunkel. Zumindest im Parterre waren einige Lampen eingeschaltet worden, doch als strahlend hell konnte ich das Licht auch nicht ansehen.
    Die Kälte der letzten Ta ge und Wochen hatte sich verzogen.
    Es war sogar eine recht warme Nacht geworden - endlich mal -, und so hatte ich die vordere rechte Seitenscheibe nach unten fahren lassen, um die Nachtluft hereinzulassen.
    Sie roch so frisch und wunderbar. In mein Auto strömte der Duft einer erwachenden Natur. Die Bäume hatten ausgeschlagen. Das frische Grün, die Blüten der Äpfel und Magnolien waren regelrecht explodiert. Auf manchen Wiesen in der Nähe hatte ich Gänseblümchen gesehen, die mich an Schneeflocken erinnerten, so hell waren sie.
    Ich atmete tief durch, schloss für einen Moment die Augen.
    Den Motor hatte ich längst abgestellt, jetzt gab ich mich einzig und allein dem Genuss hin.
    Der jedoch gestört wurde von dem, was vor mir lag. Ein kleines Haus mit spitzem Dach, in dem der Sensenmann zugeschlagen hatte. Es gehörte nicht zu den Neubauten, wahrscheinlich hatte es mehr als 60 Jahre auf dem Buckel, und es wirkte auch irgendwie zurückgeschoben und noch kleiner wegen der hohen Bäume, die auf dem Grundstück wuchsen und es überragten. Jetzt war es zum Totenhaus geworden.
    Man macht sich als Mensch immer Gedanken, wenn man einen Toten sieht. Obwohl der Tod etwas Normales ist und zum Leben gehört, ist er zugleich auch etwas Besonderes. Vor allen Dingen in einem Fall wie diesem, indem man direkt damit konfrontiert wird. Da reagieren die Menschen alle gleich.
    Sie können noch so toll feiern und guter Laune sein. Wenn ein Leichenwagen an ihnen vorbeifährt oder wenn sie sehen, dass aus einem Haus ein Toter getragen wird, denken sie unwillkürlich daran, wie vergänglich auch ihr Leben ist.
    Mir erging es da nicht anders. Auch ich war jemand, der sich darüber Gedanken machte. Zudem gehörte ich zu denen, die ständig mit dem Tod auf Du und Du standen. Ich brauchte nur daran zu denken, wie knapp ich erst bei meinem letzten Fall dem Sensenmann von der Schippe gesprungen war. Da hätte es mich in Aibon fast erwischt. Ich hatte mich schlimm gefühlt.
    Zwei Tage lang ein Durchhänger, ein psychisches Tief. Auch das passiert einem Geisterjäger. Ich war auch nur kurz ins Büro gegangen. Alle hatten dafür Verständnis gehabt. Letztendlich aber hatte ich mich daran wieder aufgerichtet, dass ich noch lebte und auch das Schwert des Salomo wieder zurückerhalten hatte.
    Dieses Leben hatte ich auch genießen wollen. Deshalb war ich bei den Conollys gewesen, um mit ihnen einen netten, wenn auch verkürzten Abend zu verbringen, bei dem ich so gut wie keinen Alkohol getrunken hatte, abgesehen von einem Glas Champagner. Auf der Rückfahrt hatte ich wirklich nicht an meinen Job gedacht, sondern den Besuch noch einmal in Gedanken an mir vorüberziehen lassen, doch jetzt sahen die Dinge anders aus. Ich war wieder damit konfrontiert worden.
    Zumindest dachte ich so, als ich den Leichenwagen sah.
    Nachbarn interessierten sich nicht für diese Szene. Es war nicht mal sicher, ob sie das überhaupt mitbekamen. Dazu standen die einzelnen Häuser einfach zu gut abgeschirmt.
    Da sich nach gut drei Minuten noch immer nichts getan hatte, wurde ich etwas ärgerlich. So lange konnte das doch nicht dauern. Zudem hatte der Leichenwagen schon vor meiner Ankunft dort gestanden. Ich sah hinter den erleuchteten Fenstern auch keine Bewegungen, dieses Haus war trotz des Lichts ein

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