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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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würde jemand, der in einiger Entfernung einen rothaarigen Mann erblickte, annehmen, er sei ein Bekannter, und überrascht sein, wenn er sich als Fremder herausstellte.
   Doch dabei fiel ihm ein, daß Ragans eigenes Haar einen rostroten Schimmer hatte. Vielleicht war er als Kind auch rothaarig gewesen. Wieder dachte Kerwin, der kleine Mann sei ihm irgendwie bekannt vorgekommen. Er versuchte, sich zu erinnern, ob es im Waisenhaus außer ihm noch andere Rotköpfe gegeben habe. Ganz bestimmt hatte er zwei gekannt, als er sehr klein gewesen war…
   Vielleicht bevor ich in das Waisenhaus kam. Vielleicht war meine Mutter rothaarig oder irgendwelche Verwandten von ihr…
   So sehr er sich bemühte, er konnte die Leere jener frühen Jahre nicht füllen. Da war nur eine Erinnerung an böse Träume…
   Ein Lautsprecher an der Wand rülpste unverschämt, und eine blecherne Stimme forderte: »Achtung, bitte. Das gesamte Raumhafen-Personal: Achtung bitte.«
   Kerwin hob die Augenbrauen und sah den Lautsprecher beleidigt an. Er war hier eingetreten, um von derartigen Dingen loszukommen. Offenbar empfanden einige andere Gäste des Restaurants ebenso, denn es wurden ein paar höhnische Geräusche laut.
   Die blecherne Stimme fuhr in Terra-Standard fort: »Achtung, bitte. Wer vom HQ-Personal ein Flugzeug auf dem Feld stehen hat, melde sich sofort bei Abteilung B. Jede Genehmigung für den Oberflächenverkehr ist widerrufen, wiederhole: widerrufen. Die Southern Crown wird planmäßig, wiederhole: planmäßig starten. Alle Atmosphären-Flugzeuge auf dem Feld müssen unverzüglich entfernt werden. Ich wiederhole: Wer vom HQ-Personal ein privates Atmosphären-Flugzeug auf dem Feld… «
   Der rothaarige Darkovaner, der Kerwin aufgefallen war, erklärte hörbar und boshaft - und in dem Stadt-Dialekt, den jeder verstand -: »Wie arm diese Terraner sein müssen, daß sie uns alle mit dem quakenden Kasten da oben stören, statt einem Lakaien ein paar Pennies zu bezahlen, damit er ihre Botschaft überbringt.« Das Wort, das er für »Lakai« benutzte, war ein besonders beleidigendes.
   Ein Raumhafen-Beamter in Uniform, der vorn im Restaurant saß, maß den Sprecher mit einem wütenden Blick. Dann überlegte er es sich anders, rückte seine mit goldenen Litzen geschmückte Mütze auf dem Kopf zurecht und marschierte hinaus in den Regen. Ein Schwall bitterkalter Luft fegte in den Raum - denn er war der erste eines kleinen Exodus gewesen -, und der Darkovaner in Kerwins Nachbarschaft sagte zu seinem Gefährten: » Esa so vhalle Terranan acqualle… « und lachte.
   Der andere erwiderte etwas noch Verächtlicheres, wobei sein Blick auf Kerwin ruhte, und Kerwin ging auf, daß er der einzige im Raum verbliebene Terraner war. Er merkte, daß er zitterte. Er war immer kindisch empfindlich gegen Beleidigungen gewesen. Auf der Erde war er ein Fremder, ein Schaustück, ein Darkovaner gewesen. Hier auf Darkover fühlte er sich plötzlich als Terraner, und die Geschehnisse des Tages waren nicht geeignet gewesen, seine Reizbarkeit zu dämpfen. Aber er schoß nur einen finsteren Blick hinüber und bemerkte zu dem leeren Tisch zu seiner Linken: »Der Regen kann das Schlammkaninchen nur ertränken, wenn es nicht Verstand genug hat, den Mund geschlossen zu halten.«
   Ein anderer Darkovaner schob seine Bank zurück und sprang auf, und dabei warf er seinen Becher um. Das dünne Klappern des metallenen Gefäßes und das Aufheulen des Kellners zogen alle Blicke auf sie, und Kerwin zwängte sich hinter seinem Tisch hervor. Innerlich beobachtete er sich selbst mit Bestürzung. Hatte er vor, zwei Szenen in zwei Bars zu machen, und würde seine wenig feierliche Heimkehr nach Darkover damit enden, daß man ihn wegen Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens ins hiesige Gefängnis steckte?
   Dann faßte der zweite Mann am Tisch seinen Gefährten beim Ellenbogen und sprach drängend auf ihn ein. Kerwin konnte ihn nicht verstehen. Der Blick des ersten Mannes wanderte langsam aufwärts und blieb an Kerwins Kopf hängen, der jetzt von einer Lampe über ihm deutlich beleuchtet war. Mit einem kleinen Schlucker sagte der Darkovaner: »Ich will keinen Ärger mit Comyn … «
   Zum Teufel, wovon redet er? dachte Kerwin. Der Möchtegern-Raufbold sah seinen Gefährten an, fand bei ihm keine Ermutigung, warf seinen Arm vors Gesicht und murmelte etwas, das sich wie » Su serva, vai dom… «, anhörte. Er segelte durch das Lokal, umging die

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