Darkover 17 - Die blutige Sonne
ununterdrückbare Emotionen wachrief; genau die gleichen Mahlzeiten, wie er sie auf jedem anderen Planeten des Terranischen Imperiums bekommen würde, denn die Angestellten, die jeden Augenblick versetzt werden konnten, sollten nicht unter Verdauungsbeschwerden oder Anpassungsproblemen zu leiden haben. Und die Gesellschaft anderer Männer wie er selbst, die auf phantastischen fremden Welten lebten, indem sie ihnen den Rücken kehrten und sich der eintönigen, langweiligen, immer gleichen Welt der Terraner zuwandten.
Sie lebten auf fremden Welten unter fremden Sonnen genauso wie auf Terra - ausgenommen dann, wenn sie hinausgingen und dreinschlugen, und dann suchten sie das, was schlecht an dem fremden Planeten war, nicht das, was schön war. Alkohol, Frauen, die willig, wenn auch nicht allzu anziehend waren, und ein Ort, wo sie ihr überflüssiges Geld ausgeben konnten. Die wirklichen Welten lagen eine Million Meilen außerhalb ihrer Reichweite, und da würden sie immer bleiben. Sie waren ebenso außer Reichweite wie das rothaarige, lächelnde Mädchen, das ihn als Com’ii , als Freund begrüßt hatte.
Noch einmal wandte Kerwin sich von den Toren des HQ ab. Jenseits des Rings aus Raumhafenbars, Touristenfallen, Hurenhäusern und Auslagen mußte irgendwo ein echtes Darkover sein, die Welt, die er als Junge gekannt, die Welt, die ihn in seinen Träumen verfolgt und ihn von seinen neuen Wurzeln auf Terra weggerissen hatte. Aber warum hatte er jene Träume überhaupt gehabt? Woher waren sie gekommen? Bestimmt nicht aus der sauberen, sterilen Welt des Raumfahrer-Waisenhauses!
Langsam, als wate er durch Schlamm, ging er auf die Altstadt zu. Seine Finger zogen die Verschlüsse des darkovanischen Mantels am Hals zusammen. Die auf Terra hergestellten Stiefel hallten laut auf dem Steinpflaster. Für was die Leute ihn auch halten mochten, es konnte nicht schaden, wenn er sich noch ein bißchen umsah. Dies war seine eigene Welt. Hier war er geboren worden. Er war kein naiver terranischer Raumfahrer, der sich außerhalb der Raumhafenquartiere unsicher fühlte. Er kannte die Stadt, das heißt, er hatte sie einmal gekannt, und er beherrschte die Sprache. Natürlich, Terraner sah man in der Altstadt nicht besonders gern. Dann ging er eben nicht als Terraner! War es nicht ein Terraner gewesen, der einmal gesagt hatte: Gebt mir ein Kind, bevor es sieben Jahre alt ist, und jeder, der es danach will, kann es haben . Dieser schroffe alte Heilige hatte die richtige Idee gehabt, und danach war Kerwin Darkovaner und würde immer einer sein, und jetzt war er wieder zu Hause und würde sich nicht weggraulen lassen!
Es waren nicht mehr viele Leute auf der Straße. Ein paar mühten sich in Mänteln und Pelzen mit gesenkten Köpfen gegen den beißenden Wind voran. Ein bibberndes Mädchen, ein unzulängliches Pelzmäntelchen um sich raffend, sandte Kerwin einen hoffnungsvollen Blick zu und murmelte etwas in der alten Sprache der Stadt, die Kerwin gesprochen hatte, bevor er drei Wörter der terranischen Babysprache lallen konnte. (Woher wußte er das?) Und er zögerte, denn sie war schüchtern und hatte eine weiche Stimme und war ganz anders als das Mädchen mit den harten Augen in der Raumhafenbar. Aber dann hob sich ihr Blick zu seinem roten Haar, und sie flüsterte etwas Unverständliches und entfloh.
Eine zwergenhafte Kreatur trippelte vorbei. Die grünen Augen glühten katzenhaft im Dunkeln, aber dahinter stand unzweifelhaft menschliche Intelligenz. Das Wesen schoß Kerwin einen schnellen Blick zu. Kerwin trat schnell beiseite, denn die Kyrri waren merkwürdige Geschöpfe, die sich von elektrischer Energie ernährten und an unvorsichtige Fremde schmerzhafte, wenn auch nicht tödliche, Schocks austeilen konnten, wenn man sie anrempelte.
Kerwin ging bis zum Markt der Altstadt und genoß die unbekannten Geräusche und Düfte. Eine alte Frau verkaufte gebratenen Fisch an einem kleinen Stand. Sie tauchte die Fische in dicken Eierteig ein und dann in eine Schüssel mit klarem grünen Öl. Sie sah hoch, und mit einem Wortschwall in einem zu breiten Dialekt, als daß Kerwin ihn verstanden hätte, reichte sie ihm den frischen Fisch. Kerwin wollte schon den Kopf schütteln, aber der Fisch roch gut, und so suchte er in seiner Börse nach Münzen. Sie sah ihn an, zuckte zusammen und trat zurück, und die Münzen fielen zu Boden. In ihrem Gebabbel tauchte wieder das Wort Comyn auf. Kerwin runzelte die Stirn. Hölle und
Weitere Kostenlose Bücher