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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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auf seinem pochenden Kopf. Er zuckte unruhig, versuchte, sie wegzustoßen. Sie fühlte sich wie heißes Eisen an. Er wünschte, sie würden alle fortgehen und ihn allein lassen.
   Dann verließ ihn der Schmerz langsam, langsam, als sei eine zu volle Ader angezapft worden. Jeden Augenblick wich er ein Stückchen weiter zurück, bis Jeff das Mädchen klar sehen konnte. Er setzte sich auf. Der Schmerz war nur noch ein dumpfes Hämmern unten in seinem Gehirn.
   »Gut genug«, stellte Kennard kurz fest. »Ich glaube, du wirst es schaffen.«
   Auster knurrte: »Es ist nicht der Mühe wert!«
   »Das habe ich verstanden«, flüsterte Kerwin, und Kennard nickte langsam und in grimmigem Triumph.
   »Siehst du wohl«, sagte er. »Ich habe es dir gesagt. Ich habe gesagt, es sei das Risiko wert.« Er stieß einen langen, müden Seufzer aus.
   Kerwin stellte sich taumelnd auf die Füße und hielt sich an der Sessellehne fest. Er kam sich wie durch eine Wringmaschine gezogen vor, aber trotzdem erfüllte ihn Friede. Taniquel war neben dem Sessel niedergesunken, grau und erschöpft. Neyrissa kniete neben ihr und hielt ihren Kopf. »Mach dir keine Sorgen, Jeff«, sagte Taniquel schwach und sah zu ihm auf. »Ich bin so froh… so froh, daß ich etwas für dich tun konnte.«
   Auch Kennard sah müde aus, aber triumphierend. Corus blickte auf und lächelte Kerwin zitterig an, und es traf Kerwin, daß der Junge über seinen Schmerz geweint hatte. Sogar Auster biß sich auf die Lippe und erklärte: »Das muß ich dir zugestehen, du bist einer von uns. Du kannst es mir nicht übelnehmen, daß ich meine Zweifel hatte, aber… nun, trage es mir nicht nach.«
   Elorie kam und stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie war ihm nahe genug, um ihn zu umarmen, aber sie tat es nicht. Sie hob eine Hand und berührte federleicht mit ihren Fingerspitzen seine Wange. »Willkommen, Jeff, der Barbar«, sagte sie und lächelte ihn an.
   Rannirl hängte sich bei ihm ein, als sie die Treppen zu der Halle hinunterstiegen, wo sie sich früher am Abend versammelt hatten. »Wenigstens dürfen wir diesmal selbst wählen, was wir trinken möchten«, lachte er, und Kerwin erkannte, daß die letzte Prüfung hinter ihm lag. Taniquel hatte ihn von Anfang an akzeptiert, aber jetzt akzeptierten sie ihn alle ebenso vorbehaltlos. Er, der niemals irgendwo hingehört hatte, wurde überwältigt von der Erkenntnis, wie sehr er hierhin gehörte. Taniquel setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. Mesyr kam und fragte, ob er etwas zu essen oder zu trinken haben wolle. Rannirl goß ihm ein Glas kühlen, duftenden Wein ein, der schwach nach Äpfeln schmeckte, und sagte: »Ich glaube, er wird dir zusagen, er kommt von unsern Gütern.« Es war eine Stimmung wie bei einer Geburtstagsgesellschaft.
   Einige Zeit später an diesem Abend fand Kerwin sich neben Kennard. Empfänglich für die Stimmung des Mannes, hörte er sich selbst sagen: »Du siehst glücklich darüber aus. Auster freut sich nicht, aber du. Warum?«
   »Warum Auster sich nicht freut oder warum ich mich freue?« fragte Kennard mit kurzem Auflachen.
   »Beides.«
   »Weil du - zum Teil Terraner bist«, antwortete Kennard ernst. »Wenn du zu einem funktionierenden Teil eines Matrix-Kreises wirst - und das innerhalb eines Turms - und der Rat dich anerkennt, dann besteht eine Chance, daß der Rat meine Söhne anerkennt.«
   Er runzelte die Stirn und blickte über Kerwins Kopf in eine traurige Ferne.
   »Siehst du«, gestand er schließlich, »ich habe getan, was Cleindori tat. Ich heiratete außerhalb Comyn - heiratete eine Frau, die zum Teil Terranerin ist. Und ich habe zwei Söhne. Und es setzt einen Präzedenzfall. Ich möchte gern daran glauben, daß meine Söhne eines Tages herkommen - « Er verstummte. Kerwin hätte noch ein Dutzend weitere Fragen stellen können, aber er hatte das Gefühl, daß es nicht die richtige Zeit dazu war. Es kam auch nicht darauf an. Er gehörte dazu.

Kapitel 8: Die Welt draußen
Die Tage vergingen in Arilinn, und Kerwin kam sich bald so vor, als sei er schon sein ganzes Leben hier gewesen. Und doch war er auf merkwürdige Weise wie ein Mann, der sich in einem verzauberten Traum verloren hatte, als seien alle seine alten Träume und Wünsche zum Leben erwacht und er sei in sie eingetreten und habe eine Tür hinter sich geschlossen. Es war, als hätten die Terranische Zone und die Handelsstadt niemals existiert. Nie, auf keiner Welt, hatte er

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