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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht einmal raten, wie viele Tage ich unter der Droge verbracht habe, die mir Kadarin aufgezwungen hatte. Es gab keine Übergangszeit, keine Zeit unvollständiger Wahrnehmungen. An irgendeinem Tag jedenfalls hellten sich meine Gedanken plötzlich wieder auf, und ich fand mich in einem Stuhl in der Gästesuite auf Aldaran und zog ruhig meine Stiefel an. Den einen Schuh hatte ich bereits am Fuß, der andere stand noch auf dem Boden, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, den ersten übergezogen zu haben oder daran, was ich davor getan hatte.
   Langsam hob ich eine Hand vor das Gesicht. Der letzte deutliche Eindruck war, daß ich von Kadarin die Droge nahm und schluckte. Alles danach war wie ein Traum, halluzinatorische Pseudoerinnerungen an Haß und Lust und Feuer und Wahnsinn. Ich wußte, daß einige Zeit verstrichen war, doch ich hatte keine Ahnung, wieviel. Als ich die Droge schluckte, hatte mein Gesicht nach den wüsten Schlägen Kadarins geblutet. Jetzt war mein Gesicht glatt, abgesehen von ein paar Schorfkrusten, die ziemlich schmerzten. Doch die Wunden waren geschlossen und heilten ab. Ein scharfer Schmerz in der rechten Hand, wo sich die alte Narbe von der Matrixverbrennung von meinem ersten Jahr auf dem Arilinn befand, ließ mich zusammenzucken. Neugierig drehte ich die Hand um und blickte sie an. Drei Jahre lang war es eine münzgroße weiße Narbe gewesen, ein kleiner, häßlicher, wulstiger Fleck mit ein paar auslaufenden Narbenlinien. So hatte sie zumindest ausgesehen.
   Aber jetzt - ich starrte in völliger Überraschung hinab. Der weiße Fleck war verschwunden. Statt dessen sah ich eine rohe, rote, eitrige Verbrennung, welche die halbe Handfläche bedeckte. Es schmerzte höllisch.
   Was hatte ich damit gemacht? Irgendwo im Hinterkopf war ich absolut sicher, daß ich daniedergelegen und die ganze Zeit über Halluzinationen hatte. Statt dessen saß ich hier halb angekleidet. Was zum Teufel ging hier vor?
   Ich ging ins Bad und blickte in einen großen, gesprungenen Spiegel.
   Das Gesicht, das mir entgegenstarrte, war nicht das meine.
   Einen Moment wirbelten meine Gedanken wie toll am Rande des Wahnsinns. Dann merkte ich langsam, daß die Augen, die Haare, die vertrauten Augenbrauen und das Kinn vorhanden waren. Aber das Gesicht selbst war ein geisterhaftes Netz aus ineinander übergehenden Narben, flammend roten Wunden, schwärzlichen und blauen Krusten und Verletzungen. Eine Lippe war nach oben gezerrt und so verheilt, was mir ein grauenhaftes, permanentes spöttisches Grinsen verlieh. Mein Haar zeigte graue Strähnen. Ich sah um Jahre älter aus. Plötzlich fragte ich mich in wahnsinniger Panik, ob sie mich so lange, bis zum Altwerden, unter Drogen gehalten hatten…
   Schnell drängte ich den aberwitzigen Gedanken beiseite und beruhigte mich. Ich trug die gleichen Kleider wie an jenem Tag, als ich gefangen wurde. Sie waren schmutzig und zerknüllt, aber nicht angefranst oder dünn geworden. Nur so lange also, bis meine Wunden von den Prügeln verheilt waren und ich mir irgendwie neue zugezogen hatte, darunter diese gräßliche Verbrennung an der Hand. Mit einem letzten kläglichen Blick auf die Ruine meines Gesichts wandte ich mich vom Spiegel ab. Was immer ich an mir vielleicht als gutaussehend gefunden haben mochte, es war verschwunden. Viele von den Narben waren verheilt, was bedeutete, sie würden niemals besser aussehen als jetzt.
   Meine Matrix steckte in dem Beutel, der um meinen Hals hing, wenngleich man die Schnur, die Kadarin durchgeschnitten hatte, durch ein Seidenband ersetzt hatte. Ich fingerte sie heraus. Bevor ich noch den Stein enthüllt hatte, flammte ein goldenes, brennendes Bild heraus… Sharra! Mit einem Schauder des Entsetzens warf ich sie wieder in den Beutel.
   Was war geschehen? Wo war Marjorie?
   Ob sie nun durch meinen Gedanken herbeigerufen oder ob dieser durch ihre herannahende Erscheinung ausgelöst wurde - jedenfalls hörte ich die Türriegel quietschen, und sie kam in das Zimmer, blieb stehen und sah mich mit einer sonderbaren Furcht an. Mein Herz sank mir bis zu den Schuhsohlen. War dieser Traum etwa wahr gewesen? Einen schmerzhaften Augenblick lang wünschte ich mir, wir wären beide in den Wäldern umgekommen. Schlimmer als Folter, schlimmer als Tod war der furchtsame Blick Marjories.
   Dann sagte sie: »Gott sei Dank! Jetzt bist du wach und erkennst mich!« Sie warf sich in meine Arme. Ich zog sie fest an mich. Niemals wieder

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