Darkover 18 - Hasturs Erbe
den Überblick verloren, als ich krank war.«
»Sechs Tage, glaube ich. Wir sind nur noch wenige Tage von Thendara entfernt. Vielleicht erreichen wir heute abend den Rand des Armida-Gebietes, und ich kann irgendwie meinem Vater eine Nachricht zukommen lassen. Lew hat Beltrans Männern befohlen, ihm etwas zu übermitteln, doch ich glaube nicht, daß sie es getan haben.«
»Großvater hat Lord Kermiac immer als vertrauenswürdige Person betrachtet. Beltran ist ein sonderbarer Apfel von solch einem Stamm.«
»Wahrscheinlich war er recht anständig, bis er in Sharras Hände geriet«, sagte Danilo. »Oder vielleicht hat Kermiac zu lange regiert. Ich habe gehört, daß ein Land, daß zu lange unter der Herrschaft alter Männer lebt, sich verzweifelt und zu jedem Preis nach irgendeinem Wechsel sehnt.«
Regis fragte sich, was in den Domänen geschehen würde, wenn die Regentschaft seines Großvaters beendet sein würde, wenn Prinz Derik Elhalyn die Krone übernahm. Würde auch sein Volk um jeden Preis einen Wechsel herbeisehnen? Er dachte an den Rat der Comyn, als Danilo und er den Kampf um die Macht beobachtet hatten. Nun würden sie nicht mehr bloß zusehen, sie würden daran teilnehmen. War Macht immer böse, immer korrupt?
Dani sagte, als kenne er Regis Gedanken: »Aber Beltran wollte nicht allein die Macht, um Dinge zu ändern. Er wollte eine ganze Welt als Spielzeug.«
Regis erstaunte die Klarheit dieses Gedankens, und ihm gefiel der Gedanke, daß, wenn das Schicksal ihrer Welt von den Hasturs abhängen sollte, er jemanden wie Dani hätte, ihm bei seinen Entscheidungen beizustehen. Er streckte die Hand aus und drückte Danis Finger kurz und fest. Dann sagte er lediglich: »Laßt uns die Pferde satteln. Vielleicht können wir etwas dagegen tun, daß er sie nicht als Spielball bekommt.«
Sie wollten gerade aufsitzen, als sie ein entferntes Dröhnen hörten, das bald den ganzen Himmel zu erfüllen schien. Danilo blickte hoch. Ohne ein Wort zogen er und Regis in den Schutz der Bäume. Doch der Hubschrauber, der über ihnen schwebte, schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit.
»Hat nichts mit uns zu tun«, sagte Danilo, als er außer Sichtweite war. »Wahrscheinlich irgendeine terranische Angelegenheit.« Er atmete tief aus und lachte fast entschuldigend. »Ich werde niemals wieder einen Hubschrauber ohne Angst hören.«
»Und doch wird einmal der Tag kommen, an dem wir diese Maschinen benutzen müssen«, sagte Regis langsam. »Vielleicht würden sich die Domänen und die Lande Aldarans besser verstehen, wenn es nicht ein Zehntagesritt von Thendara nach Caer Donn wäre.«
»Vielleicht.« Aber Regis spürte, wie sich Danilo zurückzog, und er sagte nichts weiter. Als sie weiterritten, dachte er, so wie die Dinge lagen, waren die Terraner da, und nichts würde so sein wie früher. Was Beltran wollte, war nicht falsch. Nur der Weg, wie er es zu erreichen suchte, war falsch. Er selber würde einen sichereren Weg finden.
Er merkte mit Erstaunen und Entsetzen, welche Richtung seine Gedanken einschlugen. Was hatte er mit all dem zu tun?
Vor weniger als einem Jahr war er auf dieser Straße von Nevarsin gekommen und hatte geglaubt, er habe kein Laran , sei frei, sein Erbe beiseite zu schieben und in den Weltraum zu reisen, den terranischen Raumschiffen an das andere Ende des Imperiums zu folgen. Er blickte auf zu der hellvioletten Scheibe von Liriel am Mittagshimmel und dachte, daß noch kein Darkovaner je auch nur seinen Fuß auf einen ihrer Monde gesetzt hatte. Sein Großvater hatte ihm versprochen, er würde ihm beim Weggehen behilflich sein, wenn Regis noch wollte. Er würde sein Wort halten.
Noch zwei Jahre, die den Kadetten und den Comyn gewidmet waren. Dann würde er frei sein. Und dennoch schien ihn eine unsichtbare Last niederzudrücken, als er seine Pläne für die Freiheit schmiedete.
Danilo zügelte plötzlich sein Pferd.
»Reiter, Lord Regis. Vor uns auf der Straße.«
Regis schloß zu ihm auf und ließ die Zügel lose über den Hals des Ponys hängen. »Sollen wir die Straße verlassen?«
»Ich glaube nicht. Wir sind nun tief in den Domänen. Hier seid Ihr sicher, Lord Regis.«
Regis hob bei dem förmlichen Ton die Augenbrauen und merkte plötzlich deren Gewicht. In der Einsamkeit der letzten Tage, unter extremen Belastungen, waren alle zwischenmenschlichen Barrieren gefallen. Sie waren zwei Jungen gleichen Alters, Freunde, Bredin .
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