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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Altons.
   Mein Vater zog sich müde und erschöpft die Uniform aus. Er sah verhärmt und erledigt aus. Er war wirklich krank, dachte ich. Kein Wunder. Das hier würde jeden krank machen. Er blickte auf und sagte müde: »Dein Geleitschutz steht bereit. Du kannst noch vor Mittag abreisen. Auch die Eskorte steht bereit mit Packtieren. Es sei denn, du hältst den Schnee bis zum Einbruch der Dunkelheit für zu heftig.«
   Er überreichte mir einen Stapel gefalteter Dokumente. Es sah sehr offiziell aus, mit Siegeln und allem, was dazugehörte. Eine Sekunde lang wußte ich überhaupt nicht, wovon er redete. Die Reise nach Aldaran schien in weiter Ferne zu liegen. Ich steckte die Papiere in die Tasche, ohne sie näher anzusehen.
   »Vater«, sagte ich, »das kannst du doch nicht machen. Du kannst doch nicht noch einmal das Leben eines Jungen wegen Dyans Boshaftigkeit zerstören.«
   »Ich habe versucht, es ihm auszureden, Lew. Er hätte es unter den Teppich kehren oder insgeheim aushandeln können. Aber da er den offiziellen Weg gegangen ist, blieb mir keine Wahl. Selbst wenn du es gewesen wärest oder der Hastur-Junge.«
   »Und was ist mit Dyan? Ist es soldatenhaft, ein Kind zu provozieren?«
   »Laß Dyan aus dem Spiel, Sohn. Ein Kadett muß lernen, sich unter allen Umständen zu kontrollieren. Eines Tages wird er Leben und Tod von Dutzenden, ja Hunderten von Männern in der Hand haben. Wenn er seine persönlichen Gefühle nicht beherrschen kann… « Mein Vater streckte die Hand aus und legte sie in einer Geste seltener Zärtlichkeit auf die meine. »Mein Sohn, glaubst du, ich weiß nicht, wie er sich bemüht hat, dich zu der gleichen Handlung zu provozieren? Aber ich habe dir vertraut, und ich hatte recht. Ich bin über Dani enttäuscht.«
   Aber es gab einen Unterschied. Wenn Dyan auch vielleicht gröber war, als viele Leute es bei einem Offizier für angemessen halten, hatte er doch mir gegenüber nichts unternommen, was gegen die Regeln des Kadettenkorps verstoßen hätte. Das sagte ich und fügte hinzu: »Verlangen die Vorschriften, daß ein Kadett auch das von einem Offizier aushalten muß? Grausamkeit, ja, sadistische Disziplinierungen sind schlimm genug. Aber eine solche Bedrohung, eine Bedrohung in Form eines sexuellen Angriffs… «
   »Welchen Beweis hast du dafür?«
   Es war wie eine kalte Dusche. Beweis? Ich hatte keinen. Nur den befriedigten, triumphierenden Blick Dyans, die Scham bei Danilo und ein telepathischer Blick in ein Bewußtsein, das zu lesen ich kein Recht hatte. Moralische Gewißheit, ja, aber keinen Beweis.
   »Lew, du bist zu sensibel. Auch mir tut es um Dani leid. Aber wenn er Gründe hatte, sich über Dyans Behandlung zu beklagen, gibt es den formalen Weg… «
   »Gegen die Comyn? Er dürfte wohl gehört haben, was dem letzten Kadetten, der das versucht hat, zugestoßen ist«, sagte ich bitter. Wieder und wieder, gegen alle Vernunft, stand Vater auf der Seite der Comyn, auf Dyans Seite. Ich sah ihn fast ungläubig an. Selbst jetzt konnte ich noch nicht glauben, er würde dieses Unrecht nicht wiedergutmachen.
   Immer. Immer hatte ich ihm vollständig, selbstverständlich und sicher vertraut, war überzeugt gewesen, daß er irgendwie für Gerechtigkeit sorgte. Rauh, ja, und fordernd, aber immer gerecht. Und nun hatte Dyan getan - wieder getan -, was ich immer von ihm erwartet hatte, und mein Vater war bereit, es zu vertuschen, diese monströse Ungerechtigkeit zu ertragen und Dyans korrupte und gemeine Rache.
   Und ich hatte ihm vertraut! Hatte ihm wörtlich mit meinem Leben vertraut. Ich hatte gewußt, als er mich auf die Alton-Gabe hin überprüfte, daß ich im Falle seines Versagens einen raschen, schmerzhaften Tod sterben würde. Ich hatte ein Gefühl, ich müsse in einen solchen Tränenstrom ausbrechen, der mich umbringen würde. Wieder glitt die Zeit für mich aus den Angeln, und wieder stand ich, ein zitternder Elfjähriger, vor ihm in vollständigem Vertrauen und erwartete die Berührung, die mir das volle Recht der Comyn bringen würde - oder den Tod! Ich spürte den Ernst dieser Minute und entsetzliche Angst, wollte jedoch das Vertrauen in mich rechtfertigen, sein Vertrauen, daß ich sein wahrer Sohn sei, der seine Gabe und seine Macht geerbt hatte…
   Macht! Irgend etwas in mir explodierte zu Wut, einer Wut, die ich seit jenem Tag all die Jahre hindurch in mir getragen haben mußte.
   Er war willens gewesen, mich zu töten! Warum

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