Darkover 19 - Retter des Planeten
außen den Konventionen entsprechend ein abhängiges Ehefrauen-Dasein lebt.
Jaelle aber folgt der Stimme ihrer Liebe, obwohl die Realität mit Haldane ihr manches zumutet. Sie kommt in Konflikt mit ihrem Eid: »Ich war zu jung, als ich den Amazonen-Eid ablegte! Die meisten Frauen entsagen, wenn sie unglücklich sind und wissen, worauf sie verzichten. Ich glaubte, daß ich mich nur von der Sklaverei lossagte und die Freiheit gewann. Ich habe nicht geweint, als ich den Eid sprach. Ich habe nie ganz verstanden, warum so viele Frauen den Eid unter Tränen leisten… «
Auf die Frage Rohanas, ob sie Peter Haldane liebe und ihm Kinder schenken wolle, sagt Jaelle: »Wenn er… wenn er welche möchte.« Rohana erinnert sie an den Eid, der ihr gebietet, nur dann Kinder zu gebären, wenn sie es selbst möchte.
»Du mußt entscheiden, und vielleicht ist es das, was für mein Gefühl so verkehrt ist, daß ihr Frauen das Recht der Entscheidung für euch beansprucht!«
»Das kannst du mir nicht einreden!« flammte Jaelle auf. »Eine Frau, die sich nicht frei entscheiden kann, ist eine Sklavin.«
»Nur garantiert auch die Freiheit der Entscheidung nicht immer das Glück.«
Aus dem Munde Rohanas kommt das Glück ins Spiel, etwas, das Marion Zimmer Bradley in diesem Roman den Entsagenden noch nicht zu leben gestattet, wohl aber Treue.
Das Glück ist in Die zerbrochene Kette noch den Verbindungen zwischen Frauen und Männern vorbehalten, die wie bei Rohana sich allmählich über gemeinsames Leid und Erfahrung entwickeln oder wie bei Jaelle und Haldane als romantische, leidenschaftliche Liebesbeziehung. Die Faszination des Männlichen hat hier über die romantische Liebe nach wie vor ihren angestammten Stellenwert im Kosmos von Marion Zimmer Bradley.
Jaelle wird mit Haldane in einer Partnerschaft leben.
Das sind, so meinen wir, zwei Seelen in Marion Zimmer Bradleys Brust: die Beschwörung der Faszination des Männlichen einerseits und die frauenbewußte präzise Erfassung der weiblichen Lebensrealität und deren utopischer Aufwertung und Veränderung andererseits.
Während aber das Männerbild bei Marion Zimmer Bradley eher traditionell zu bleiben scheint, hat sie ihren Frauenkosmos weiterentwickelt. In den Romanen Gildenhaus Thendara und Schwarze Schwesternschaft »entsagt« sie der Faszination des Männlichen. Sie beschreibt detailliert und liebevoll einen Alltag unter Frauen, die dem Leben mit Männern und der gesellschaftlichen Anerkennung entsagt haben, die deshalb zu tiefer Treue und Liebe unter Frauen fähig sind. Das Glück der faszinierenden Frauengestalten dieser Romane liegt allerdings nicht im »Happy End« eines »Ende gut - alles gut«, sondern in ihrer Bereitschaft und Fähigkeit zum Loslassen, zur Veränderung, zur tiefen zwischenmenschlichen Verbundenheit und Verantwortlichkeit.
Und das ist die dritte Erkenntnis aus der Betrachtung der Frauengestalten, die Marion Zimmer Bradley für die Welt von Darkover entworfen hat: Nicht die Welt der Männer, ihre Verhaltensformen oder kulturellen Normen werden weiterentwickelt. Sie werden über das Instrument der Darstellung aus der Sicht starker und reflektierter Frauen eher einer zunehmenden Desillusionierung unterzogen. Das gilt auch für Marion Zimmer Bradleys Gesellschaft Terras. Sie ist als Inbegriff des technologischen Fortschritts der feudalen, offen frauenfeindlichen Kultur Darkovers gegenübergestellt. Sie weist aber hinter einer scheinbaren Egalität der Geschlechter eine gegenüber Frauen gleichgültige bis ebenfalls frauenfeindliche Struktur auf. Indem Marion Zimmer Bradley die Vielfalt des Frauenkosmos in den Mittelpunkt ihrer Geschichten rückt, wird sie von deren innerer Logik selbst gezwungen, sich weiblichen Gestalten, ihren Kämpfen, Niederlagen und Erfolgen auseinanderzusetzen und sie auch neue Wege finden zu lassen. An den beiden Romanen Gildenhaus Thendara und Die Schwarze Schwesternschaft , die in der Nachfolge von Die zerbrochene Kette geschrieben sind und in denen um die Frauen Magda und Jaelle ein Szenario der Entwicklung und Durchsetzung autonomer Frauengemeinschaften dargestellt wird, können wir diese Tatsache in verblüffender Klarheit ablesen. Marion Zimmer Bradleys »Rezept« erscheint uns sehr empfehlenswert: »Nimm weibliche Figuren wirklich ernst, gib ihnen Raum und Freiheit und du wirst überrascht sein, welche Wege sie gehen werden.«
Im Gegensatz zu feministischen
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