Darkover 21 - Sharras Exil
erkannten.
Als ich herauskam, wollte Dio wissen, was der Arzt gesagt habe.
»Er meint, es könnten Zwillinge sein.«
Jetzt war auch sie verwirrt. »Mir hat er gesagt, die Plazenta sei in einer schwierigen Lage - er könne den Körper des Kindes nicht so deutlich erkennen, wie er es wünsche. Aber es wäre schön, Zwillinge zu haben. Vielleicht einen Jungen und ein Mädchen.« Sie stützte sich auf meinen Arm. »Ich bin froh, dass es jetzt nicht mehr lange dauert. Keine vierzig Tage mehr. Ich bin es müde, ihn oder sie beide herumzutragen. Ich fände es schön, wenn du ihn eine Weile halten würdest.«
Ich brachte sie nach Hause. Als wir dort eintrafen, fanden wir eine Nachricht auf dem Kommunikator, der fester Bestandteil aller Wohnungen im Imperium ist. Mein Vater war krank und fragte nach mir. Dio erbot sich, mit mir zu gehen. Aber sie war nach dem Ausflug heute Vormittag müde, deshalb sandte sie ihm liebe Grüße und bat um Entschuldigung, dass sie ihn nicht besuche, und ich begab mich allein in die Stadt.
Ich hatte erwartet, ihn im Bett zu finden, aber er war auf und ging mit nachschleppendem Bein umher. Er winkte mich zu einem Sessel und bot mir einen Kaffee oder einen Drink an, was ich beides ablehnte.
»Ich hätte gedacht, du würdest im Bett liegen. Du siehst auch aus, als gehörtest du hinein«, sagte ich, seinen Zorn riskierend, aber er seufzte nur. Er antwortete: »Ich wollte dir Lebewohl sagen; ich muss wohl nach Darkover zurückkehren. Ich habe eine Nachricht von Dyan Ardais erhalten… «
Ich verzog das Gesicht. Dyan war meines Vaters Freund seit ihrer gemeinsamen Kinderzeit, aber zwischen ihm und mir hatte es nie Sympathie gegeben. Mein Vater bemerkte meine Grimasse und erklärte scharf: »Er hat als Freund an deinem Bruder gehandelt, als ich nicht da war, um seine Interessen wahrzunehmen, Lew. Von ihm allein habe ich Nachrichten erhalten… «
»Kreide das mir nicht an«, fuhr ich auf. »Ich habe dich nicht gebeten, mich nach Vainwal zu bringen - oder nach Terra.«
Er wischte das beiseite. »Ich will nicht mit dir darüber streiten. Dyan ist deinem Bruder ein guter Freund gewesen… «
»Wenn ich einen Sohn hätte«, sagte ich mit absichtlicher Bosheit, »wünschte ich ihm einen besseren Freund als diesen verdammten Sandalenträger!«
»Darüber sind wir nie einer Meinung gewesen, und wir werden es wohl auch nie sein«, sagte mein Vater. »Doch Dyan ist ein ehrenwerter Mann, und das Wohl der Comyn liegt ihm am Herzen. Jetzt teilt er mir mit, dass der Rat Marius übergehen und die Alton-Domäne offiziell Gabriel Lanart-Hastur geben will.«
»Ist das eine solche Tragödie? Soll er sie doch haben! Ich will sie nicht.«
»Wenn du einen eigenen Sohn hast, wirst du mich verstehen, Lew. Und das wird bald der Fall sein. Ich finde, du solltest mit mir nach Darkover zurückkehren und die Sache während der diesjährigen Ratssitzungen in Ordnung bringen.« Er vernahm meine Ablehnung, die wie ein wütender Aufschrei war, bevor ich sprach, und da sprach ich ruhig. »Nein. Ich kann nicht, und ich will nicht. Dios Schwangerschaft ist zu weit fortgeschritten, als dass sie reisen könnte.«
»Du kannst zurück sein, bevor das Kind geboren wird«, stellte er vernünftig fest. »Und dann hast du für seine Zukunft gesorgt, wie es sich gehört.«
»Hättest du meine Mutter verlassen?«
»Nein. Aber dein Sohn sollte auf Armida geboren werden… «
»Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken«, erwiderte ich. »Dio ist hier, und hier muss sie bleiben, bis das Kind geboren ist. Und ich werde sie nicht allein lassen.«
Sein schwerer Seufzer klang wie das Rascheln von Winterblättern. »Ich brenne nicht gerade darauf, allein zu reisen, aber wenn du nicht mitkommen willst, muss ich es tun. Würdest du es mir anvertrauen, bei Dio zu bleiben, Lew? Ich weiß nicht, ob ich das Klima der Kilghardberge vertragen kann. Aber Armida soll nicht durch meine Schuld verloren gehen, und ich will nicht, dass man Marius’ Rechte ignoriert, ohne dass ich sicher weiß, wie Marius selbst darüber denkt.« Während er sprach, überwältigten mich die Erinnerungen - Armida, eingebettet in die Kilghardberge, überflutet von Sonnenschein, große Pferdeherden auf den Weiden im Oberland, Bäche, die munter sprangen oder vom Frost in ungebärdige Eisstränge verknotet waren, in vollem Lauf angehaltene Wassermassen. Der Schnee lag hoch auf den Bergen, Bäume zogen
Weitere Kostenlose Bücher