Darkover 21 - Sharras Exil
darüber denkt?«
Natürlich konnte er sich denken, dass wir endlos darüber diskutiert hatten. Uns beiden widerstrebte es, nach terranischer Sitte zu heiraten, aber noch weniger wünschten wir, meinen Vater und Dios Brüder zu Verhandlungen über Besitz und Eigentum einzuladen, die hätten stattfinden müssen, bevor ich sie di catenas heiraten konnte. Hier auf Vainwal hatte es so oder so keine Bedeutung. Wir betrachteten uns auf die Weise als verheiratet, die die Darkovaner eine Freipartner-Ehe nennen - das Teilen von Bett, Tisch und Feuerstelle -, und trugen kein Verlangen nach mehr. Unsere Verbindung würde ebenso legal sein wie jede Catenas -Heirat, sobald unser Kind geboren war. Aber jetzt dachte ich auch über diesen Aspekt nach: Wenn unser Sohn nedestro geboren wurde, konnte er nicht von mir erben. Sollte ich sterben, musste Dio zu ihrer Ridenow-Verwandtschaft zurückkehren. Was auch geschehen mochte, ich musste sie versorgen.
Als ich es ihr auf diese Weise, als eine Sache der einfachen, praktischen Logik erklärte, war Dio gern bereit, und am nächsten Tag suchten wir das HQ des Imperiums auf Vainwal auf und ließen unsere Ehe eintragen. Ich regelte die gesetzlichen Fragen, so dass sie, sollte ich vor ihr sterben oder bevor unser Kind erwachsen war, auf Terra wie auch auf Darkover mir gehörendes Eigentum als Erbe beanspruchen konnte, und unser Sohn sollte ähnliche Rechte haben. Mir fiel an irgendeinem Punkt mitten in dieser Prozedur auf, dass wir beide, ohne uns darüber abzusprechen, begonnen hatten, das Kind als »er« zu bezeichnen. Vater hatte mich daran erinnert, dass ich teilweise Aldaraner war, und die Vorausschau gehörte zu den Aldaran-Gaben. Ich akzeptierte es als das. Und nun wusste ich alles, was ich zu wissen brauchte. Weshalb sollte ich mir jetzt noch Sorgen wegen einer Überwachung Dios machen?
Einen oder zwei Tage später sagte Dio aus heiterem Himmel, als wir in unserm Zimmer hoch über der Stadt beim Frühstück saßen: »Lew, ich habe dich angelogen.«
»Angelogen, Preciosa? « Ich blickte in ihr aufrichtiges Gesicht. Im Allgemeinen kann ein Telepath einen anderen Telepathen nicht anlügen, aber es gibt verschiedene Ebenen der Wahrheit und der Täuschung. Dio hatte sich das Haar wachsen lassen. Jetzt war es lang genug, um im Nacken zusammengebunden zu werden, und ihre Augen hatten die Farbe, die man so häufig bei hellhaarigen Frauen findet, je nach Gesundheitszustand und Stimmung und Kleidung ein Blau oder Grün oder Grau. Sie trug ein loses Gewand in Blattgrün - ihr Körper war schon schwer -, und ihre Augen schimmerten wie Smaragde.
»Angelogen«, wiederholte sie. »Du glaubtest, es sei ein Zufall gewesen - ich sei durch einen Zufall oder ein Versehen schwanger geworden. Es war jedoch Absicht. Es tut mir Leid.«
»Aber warum, Dio?« Ich war nicht böse, nur perplex. Anfangs hatte ich nicht gewollt, dass es geschah, doch jetzt war ich richtig glücklich darüber.
»Lerrys… hatte gedroht, mich für die Ratssitzungen dieses Jahres nach Darkover zurückzubringen«, erklärte sie. »Eine schwangere Frau kann keine Raumreise unternehmen. Mir fiel nichts anderes ein, wie ich ihn daran hindern konnte, mich zur Heimfahrt zu zwingen.«
Ich sagte: »Ich bin froh, dass du es getan hast.« Ich konnte mir ein Leben ohne Dio nicht mehr vorstellen. »Und nun wird er vermutlich die Tatsache ausschlachten, dass ich verheiratet bin und einen Sohn habe.« Zum ersten Mal war ich bereit, mir die Frage zu stellen, was aus der Alton-Domäne werden sollte, nachdem sowohl mein Vater als auch ich freiwillig ins Exil gegangen waren. Mein Bruder Marius war vom Rat nicht anerkannt worden. Aber wenn wirklich kein anderer Alton-Erbe da war, würden sie vielleicht das Beste aus einer verfahrenen Angelegenheit machen und ihn nehmen. Andernfalls fiel die Domäne wahrscheinlich meinem Cousin Gabriel Lanart zu. Er hatte schließlich eine Hastur geheiratet und von ihr drei Söhne und zwei Töchter. Von Anfang an hatte der Rat die Domäne wie auch den Befehl über die Garde Gabriel geben wollen, und viele Schwierigkeiten wären gar nicht erst aufgetreten, hätte mein Vater es erlaubt.
Doch am Ende würde es auf das Gleiche hinauslaufen, denn ich war entschlossen, niemals mehr nach Darkover zurückzukehren.
Die Zeit wich aus ihrer Bahn. Ich kniete in einem Raum in einem hohen Turm, und draußen verschwand das letzte Karmesin der roten Sonne jenseits der hohen Gipfel der
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