Darkover 23 - Asharas Rückkehr
nicht gesehen und besaß kein aktuelles Foto. Wahrscheinlich war sie inzwischen ebenfalls grau.
Ganz kurz blitzte ein Sinneseindruck von Dios Gesicht auf, schmerzgepeinigt und unglaublich müde. Sie sah alt aus, richtig alt. Margaret schauderte und klammerte sich mit eiskalten Fingern an die Tischkante.
Lady Marilla erhob sich von ihrem Platz am Ende der Tafel, wobei sie ihre Serviette zu Boden fallen ließ. Ein aufrichtiges Lächeln rundete ihre fuchsartigen Züge, und sie durchquerte den Raum, um den Neuankömmling zu begrüßen. »Isty! Ich habe dich erst morgen früh erwartet! Julian, nimm ihr den Mantel ab und lass noch ein Gedeck bringen. Du musst erschöpft sein.«
»Mach nicht so einen Wirbel, Mari. Du weißt, dass ich niemals müde werde.« Die Stimme war tief, ein angenehmer Alt, kräftig und gebieterisch und daran gewöhnt, dass man ihr Folge leistete. »Lord Ardais, Lord Hastur.« Sie begrüßte die Männer knapp, aber ihr Blick konzentrierte sich auf Margaret und Rafaella.
»Ach, Isty. Immer noch die alte.« Marilla Aillard wirkte nicht im Mindesten eingeschüchtert und schüttelte den Kopf, als wäre ihr ein angenehmes Erlebnis eingefallen. »Auch wenn du nicht müde bist nach deiner Reise, solltest du es sein. Pferde sind genauso ermüdend wie die Arbeit an den Relais.« Sie küsste die Frau leicht auf die Wange, und die Geste wurde anmutig erwidert.
»Ich kam, so schnell ich konnte. Deine Nachricht klang ziemlich dringend.« Istvana hörte sich an, als hegte sie den Verdacht, dass man sie ohne guten Grund aufgescheucht hatte, und als sei sie darauf vorbereitet, sich zu ärgern.
Marilla wirkte nun ein bisschen ängstlich. »Das war es auch, Isty.« Wie schade, dass sie heute gekommen ist und nicht morgen, wie ich erwartet hatte.
»Und nun ist es nicht mehr dringend?« In Istvanas Tonfall lag eine Anspannung, die ihre Behauptung Lügen strafte, sie sei von der Reise nicht müde.
»Das musst du selbst beurteilen«, erwiderte Marilla vorsichtig. Sie war nervös und bei weitem nicht mehr die große Dame wie bisher. »Ich muss dich meinen anderen Gästen vorstellen, Istvana.« Sie zog die Frau zum Tisch, wo ein Diener einen sauberen Teller und Besteck zurechtlegte.
»Erzähl mir nicht, dass du noch dasselbe flatterhafte Mädchen bist, das du vor vielen Jahren in Neskaya warst, Mari.« Die Leronis sprach freundlich, und Margaret hörte die ruhige Zuneigung aus ihren Worten. Margaret sah, dass sich Mikhail und Dyan anstrengen mussten, bei dieser Bemerkung nicht zu lachen; ihre Wangen röteten sich vor unterdrückter Heiterkeit. Sie konnte es ihnen kein bisschen verübeln. Flatterhaft war nicht unbedingt ein Ausdruck, den sie auf ihre Gastgeberin angewandt hätte.
Marilla ignorierte sowohl das Theater der beiden als auch die Bemerkung der Leronis. »Istvana, ich möchte dir Domna Marguerida Alton und ihre Begleiterin Rafaella n’ha Liriel vorstellen.«
Graue Augen glitten über die beiden Frauen, und Margaret hatte das Gefühl, sie sei ohne ein Wort geprüft und für mangelhaft befunden worden. Dann überlegte sie, ob die Frau sie und Rafaella überhaupt identifizieren konnte. Sie waren sich in Haarfarbe, Alter, Größe so ähnlich, dass man sie leicht verwechseln konnte. Nein, das kürzere Haar der Entsagenden würde Istvana vermutlich ins Bild setzen. Dann verscheuchte die Leronis ihre Frage. Sie sah Margaret direkt an und sagte: »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Lady Alton. Das kommt… unerwartet. Sie waren krank?«
»Die Ehre ist ganz meinerseits«, antwortete Margaret steif. »Offenbar sind die Impfungen, die einem die Terraner verabreichen, nicht so wirkungsvoll, wie sie versprechen, und ich habe auf irgendeinen lokalen Organismus reagiert. Oder aber die Höhe ist mir nicht bekommen.« Sie glaubte selbst nicht, was sie sagte, und sie fühlte sich schwach und krank, aber sie war fest entschlossen, es nicht eine Sekunde zu zeigen. Ihr Kopf hämmerte, und sie hatte einen Geschmack im Mund, als hätte sie Eisenspäne gegessen und nicht eine vorzügliche Suppe und frischen Fisch.
Sie beobachtete, wie Istvana und Marilla einen vielsagenden Blick wechselten. Dabei lief es ihr kalt über den Rücken, und sie blickte auf ihren Teller hinab. Die Reste des Fisches waren inzwischen kalt, und Margaret schauderte bei dem Gedanken, auch nur einen weiteren Bissen zu essen.
Sie hatte das Bedürfnis, vom Tisch aufzustehen und auf ihr Zimmer zu gehen, und nur die Gewissheit, dass sie es ohne Hilfe nicht die
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