Darkover 23 - Asharas Rückkehr
sowieso demnächst aus dem Bett getrieben.« Sie schlug die Bettdecke zur Seite, stand auf und ging hinaus. Als sie ein paar Minuten später wiederkam, saß Margaret am Bettrand und versuchte, sich über ihre Gefühle klar zu werden. Sie wackelte mit den Zehen in der kühlen Morgenluft und drehte eine Haarsträhne um den Finger.
»Denkst du oder grübelst du?«, fragte Rafaella.
»Beides, glaube ich. Rafael hat mich gestern Abend im Garten gefragt, ob ich ihn heiraten will, und ich erwarte, dass Gabriel junior irgendwann im Laufe des Tages die gleiche Frage stellen wird.« »Was hast du gesagt?«
»Nein, natürlich. Was dachtest du denn?«
»Er wäre nicht der schlechteste Ehemann, und ich dachte, du würdest ihn vielleicht als das kleinste von mehreren Übeln nehmen.« Rafaella lachte. »Seit du damals in Ardais Rafe Scott erwähnt hast, denke ich ständig daran, dass ich einen Lebensgefährten haben könnte, wenn ich wollte.« Und vielleicht will ich. »Ich habe es bis jetzt nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Ich weiß nicht, ob es gut gehen würde. Aber du müsstest di ca-tenas heiraten, und ich weiß nicht, ob du das ertragen könntest.«
»Ich glaube, ich kann dir nicht folgen.«
»Hast du das schwere Armband bemerkt, das Javanne trägt? Und das von Ariel?«
»Das von Javanne, ja. Wieso?«
»Das wurde ihr angelegt, als sie Dom Gabriel heiratete, und es wird nie mehr abgenommen, nicht einmal im Tod. Er trägt ebenfalls eines, aber das ist kleiner, und man bemerkt es nicht, weil es bei Männern meistens vom Ärmel verdeckt wird. Di catenas, in Ketten, bedeutet für immer, und so ist es bei den Comyn Sitte. Es heißt, dass eine Frau ihrem Mann gehört und nicht mehr sich selbst.«
Margaret machte eine finstere Miene. »Dann kann Dom Gabriel also durch die Lande ziehen und kreuz und quer Kinder zeugen - was ich mir ehrlich gesagt aber nur mit Mühe vorstellen kann -, und Lady Javanne muss schön brav die Röcke unten lassen?«
Rafaella lachte dröhnend, und ihr Lachen schien von den Deckenbalken abzuprallen und den ganzen Raum aufzuhellen. »Das kommt der Sache sehr nahe«, sagte sie, als sie endlich wieder Luft bekam.
»Nein, ich glaube, das würde mir kein bisschen gefallen. Mein Vater und Dio sind auch verheiratet und, so viel ich weiß, einander treu, aber Dio hat nie jemand anderem gehört als sich selbst. Wie kann eine Frau einem Mann
›
gehören
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? Sie ist doch kein Eigentum wie Liegenschaften oder Pferde.«
»Doch, das ist sie mehr oder weniger. Eine Menge Frauen in den Comyn, und in den anderen Klassen genauso, sind nichts als Eigentum, dazu da, Söhne zu gebären. Das ist einer der Gründe, warum der Eid der Entsagenden jede Form von Ehe verbietet und nur Lebensgefährten zulässt - wir wollen nicht das Eigentum eines Mannes werden.«
»Also, das wäre nichts für mich. Du hast Recht, ich könnte es nicht ertragen, die Zuchtstute irgendeines Kerls zu sein. Apropos Stute: Meinst du, ich werde Gelegenheit haben, Dorilys zu reiten, solange ich hier bin?« Sie wechselte das Thema, weil es ihr äußerst unangenehm war, übers Heiraten zu sprechen. Das Kältegefühl, das sie mehrere Tage nicht bemerkt hatte, kehrte zurück, und sie spürte einen Nachhall von Ashara. Trotz aller Versicherungen Istvanas, dass sie den Schatten der alten Bewahrerin besiegt hatte, hielt Margaret es für möglich, dass Asharas Manipulationen sie in irgendeiner Weise weiterhin beeinflussten.
»Marguerida, wenn du auf Darkover bleibst, wirst du verheiratet werden, ob du es willst oder nicht. Und das Thema zu
wechseln ändert nichts an den Umständen! Für eine intelligente Frau kannst du manchmal wirklich sehr kindisch sein!« In ihrer Stimme lag Ungeduld, aber auch Zuneigung, und Margaret fühlte die Angst vor Ashara wieder verblassen.
»Deshalb werde ich nicht hier bleiben. Wahrscheinlich gebe ich meinen Anspruch auf die Domäne Alton einfach auf und gehe an die Universität zurück, wo ich wirklich hingehöre.« Aber wie sie mit dem Problem umgehen sollte, dass sie eine funktionsfähige Telepathin war, wusste sie auch nicht. Wenn es nur einfach vergehen würde! »Bist du dir sicher?«
Nein, und zum Teufel mit dir, weil du es mir ansiehst! »Ziehen wir uns an und suchen uns ein Frühstück. Ich komme um vor Hunger.« Im Esszimmer war niemand außer Liriel. Sie hatte eine leere Schüssel vor sich stehen und sah aus, als würde sie eine zweite Portion in Betracht ziehen. Als Margaret und Rafaella den Raum betraten, blickte sie
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