Darkover 23 - Asharas Rückkehr
essen haben?« Donals schrille Stimme unterbrach Margarets Gedanken, und sie stellte fest, dass sie ebenfalls hungrig war. Sie fragte sich, ob sie je wieder private Gedanken oder Gefühle haben würde. Über die Schulter sah sie ihren Vater an. Er wirkte anders, aber es war nicht dieselbe Veränderung, die ihr während des Abendessens schon aufgefallen war. Was hatte sich geändert?
Ich kenne dich jetzt, wie ich dich vorher nie gekannt hatte. Der Antwortgedanke war voller ruhiger Zuneigung und Sicherheit, die sie herrlich fand. Es war ein intensives Gefühl, sehr vertraulich und respektvoll zugleich. Ihr gefiel die Nähe, die sie im Kreis ihrer Familie empfunden hatte, doch gleichzeitig fühlte sie sich überwältigt von ihr. Werde ich mich dabei je wohl fühlen?
»Ich fürchte«, antwortete Jeff langsam auf ihre unausgesprochene Frage, »unter denjenigen von uns, die im Besitz der Alton-Gabe sind, ist das, was du unter Privatsphäre verstehst, so gut wie unbekannt. Am Anfang meiner Ehe mit Elorie hat mich das gewaltig gestört, genützt hat es mir allerdings nichts. Es ist eben so. Entweder du gewöhnst dich daran, oder du lässt es bleiben. Du lernst einfach, damit zu leben, basta.«
»Na toll«, bemerkte Margaret, zu müde, um höflich zu sein. Jeff lachte leise. »Das Leben ist nicht gerecht, Marguerida, und es ist nie einfach. Stell dir vor, wie langweilig es dann wäre.«
»Ich könnte mich im Augenblick mit zehn Jahren Langeweile abfinden. Die Abenteuer, die ich seit meiner Ankunft auf Darkover erlebt habe, reichen mir für den Rest eines Lebens. Ich würde sogar das Sticken lernen, wenn ich sicher sein könnte, dass mir dann keine Aufregungen mehr bevorstehen.«
Liriel lachte. »Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand nach Langeweile gesehnt hatte, Marguerida.«
»Im Moment würde ich Armida und die Alton-Gabe gegen ein heißes Bad und das Versprechen beständigen Friedens eintauschen.« Lew sah sie an, ein halbes Lächeln spielte um seinen Mund. »Das Bad bekommst du gratis, Marja, aber das andere - da habe ich meine Zweifel. Ich habe den Eindruck, dass deine Abenteuer gerade erst begonnen haben.«
»Hm. Ich wäre dir dankbar, wenn du etwaige Weissagungen für dich behalten könntest, Vater, die haben heute schon genug Unruhe gestiftet. Komm, Donal, plündern wir die Küche, bevor wir vor Hunger zusammenbrechen.«
Während sie aufstand und das Kind aus dem Salon führte, war ihr bewusst, dass Liriel, Jeff und Lew lautlos über sie sprachen. Sie zwang sich, das Gespräch nicht mitzuhören, denn das hätte sie im Augenblick nur wütend gemacht. Sie wusste
sehr wohl, dass sie keine andere Wahl hatte, als sich in einem Turm ausbilden zu lassen, ob es ihr gefiel oder nicht. Sie fragte sich, ob sie eine gute Technikerin sein würde wie Liriel oder ihr Vater und wie es war, mit einem vollständigen Kreis eng zusammenzuarbeiten. Margaret scheute den Gedanken, denn obwohl sie es mit ihrer Verwandtschaft fertig gebracht hatte, wusste sie nicht, ob es ihr mit Fremden ebenso leicht fallen würde.
Dann lachte sie über sich selbst. Noch vor einem Monat hatte sie die Vorstellung von Telepathie für lächerlich gehalten, und nun versuchte sie Mittel zu finden, als Telepathin zurechtzukommen.
Als Margaret mit Donal die große Küche betrat, holte Mikhail sie ein. Der Raum war riesig, es gab zwei Kamine, einen Herd in Form eines Bienenhauses und drei lange Tische in der Mitte. Blank poliertes Kochgeschirr hing an den Wänden und stapelte sich auf den Anrichten, und der ganze Raum roch nach Sauberkeit und einem Rest von Essensduft.
»War dein Vorschlag ernst gemeint, dass wir durchbrennen sollten, Cousine, oder wolltest du mich nur wieder aufziehen?«
Die Frage überraschte sie, aber es war eine angenehme Überraschung. Mikhail durchquerte die Küche und öffnete einen Schrank an der Wand. Er zog eine Platte mit kaltem Braten heraus, die vom Abendessen übrig war, und stellte sie auf einen Tisch, dann füllte er einen Topf mit Wasser, um es heiß zu machen. Donal setzte sich an den Tisch, schnitt sich gierig eine Scheibe Fleisch ab und begann sie zu verschlingen.
»Ich habe dich nicht aufgezogen, Mik, aber ich habe im Scherz gesprochen. Ich weiß, es würde eine Menge Probleme verursachen, und im Augenblick weiß ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll.«
»Außer Sticken zu lernen und ein langweiliges Leben zu führen. Wie ich dich beneide. Du warst auf anderen Welten, also kannst du jetzt daran denken, dich
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