Darkover 24 - Die Schattenmatrix
mir nur eingebildet, aber später fand ich heraus, dass es in der Burg tatsächlich ein Labyrinth gibt. Ich vermute, es handelt sich dabei um einen Teil von Asharas Erinnerung, denn ich konnte nicht viel darüber in Erfahrung bringen. Ich weiß nur, dass ich mich notfalls mit verbundenen Augen auf Burg Comyn zurechtfinden würde.«
»Interessant. Ich habe schon mal von dem Labyrinth gehört, aber wie du nicht viel an verwertbaren Informationen darüber entdeckt. Warst du in deinem Traum in diesem Labyrinth?«
»Nein. Aber es war ähnlich. Hat der Architekt von Burg Comyn noch etwas anderes gebaut?«
Istvana lachte wieder. »Architekt? Falls es tatsächlich einen gab, ist sein Name längst vergessen. Soviel ich weiß, wurde die ursprüngliche Burg Comyn über einen langen Zeitraum gebaut, zwei oder drei Generationen. Wie die meisten Gebäude auf Darkover ist sie im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen. Und das Gebäude, das du kennst, wurde erst sehr viel später darüber errichtet.« »Das habe ich mir schon gedacht. Wer könnte etwas darüber wissen?«
»In Nevarsin könnte es Aufzeichnungen über die Geschichte der Burg geben. Die Christoforos besitzen sehr viele alte Texte.« »Die zweifellos in irgendeinem feuchten Keller verschimmeln«, sagte Margaret säuerlich.
»Na, na. Die Mönche in Nevarsin gehen sehr pfleglich mit ihren Büchern um. Warte mal! Da meldet sich irgendetwas. Mein Kopf ist schon die ganze Nacht voller Geschichten. Tanzende Steine. Irgendetwas über tanzende Steine. Ah, jetzt weiß ich es wieder. Mein altes Kindermädchen hat mir die Geschichte vor vielen, vielen Jahren erzählt, um mich zu beruhigen, wenn ich mal wieder quengelig war. Wahrscheinlich ist sie mir deshalb nicht eher eingefallen. Wer erinnert sich schon an seine schlechte Laune, stimmt’s? Sie erzählte mir, wie die Altons die heutige Burg Comyn in einer Nacht errichtet haben, indem sie die Steine zum Tanzen brachten. Das mit der einen Nacht ist natürlich Unsinn. Aber sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Burg von den Altons erbaut wurde.«
»Du meinst, ich könnte eine Art … vererbte Erinnerung davon haben?«
»Na ja, wenn du es so ausdrückst, klingt es schon recht weit hergeholt.«
Margaret kaute auf der Unterlippe und bemerkte, dass sie hungrig war. Sie hatte den Eindruck, als hätte sie seit ihrer Ankunft auf Darkover insgesamt zu viel Zeit mit Essen verbracht, aber sie wusste, dass ihr Körper noch nicht an das raue, kalte Klima und die körperlichen Anstrengungen der Telepathie angepasst war. Das Pfeifen des Windes erweckte in Margaret die Sehnsucht nach der Wärme von Thetis und dem Duft des Meeres. Schnee war dort etwas Exotisches. Überhaupt waren die meisten Planeten, die sie mit Ivor besucht hatte, tropischen oder zumindest gemäßigten Klimas gewesen. Darkover war nach Margarets Ansicht alles andere als mäßig, was das Wetter anging, und sie fragte sich, ob sie sich je daran gewöhnen würde. Sie befahl ihrem Magen, Ruhe zu geben, denn ihr kam plötzlich eine wichtige Frage in den Sinn. »Was ist eigentlich Gedächtnis?«
Istvana sah sie ein wenig verwirrt an. »Wieso, das woran wir uns erinnern natürlich.«
»Aber woher kommt das Gedächtnis? Ich meine, es gehört zu unserem Körper und ist deshalb physiologisch. Und wenn die terranischen Wissenschaftler Recht haben, besitzen alle unsere Zellen eine Art Gedächtnis - sie wissen, wie sie sich reproduzieren und auch wie sie sich reparieren können. Wer weiß, woran sie sich sonst noch zu erinnern vermögen?« Margaret hielt inne, überfordert von der Aufgabe, in Casta über DNA sprechen zu müssen. Auch wenn die Darkovaner seit Jahrhunderten ihr Laran vererben, hatten sie offenbar nie ein geeignetes Vokabular entwickelt, um genetische Zusammenhänge zu beschreiben. »Ich vermute, ich kann das Labyrinth auf Burg Comyn deshalb sehen, weil es als Überbleibsel von Ashara oder einer der von ihr überschatteten Bewahrerinnen in meinem Gedächtnis blieb. Das ist jedenfalls die einzige Erklärung, die ich in Betracht ziehen kann, ohne mir um meinen Geisteszustand Sorgen zu machen.« »Du bist enorm gewachsen seit unserer ersten Begegnung auf Burg Ardais, Marguerida. Ich hätte nie gedacht, dass du ihren Namen einmal ohne ein Beben in der Stimme aussprechen kannst.« »Es fällt mir nicht leicht, das kannst du mir glauben!« Margaret versuchte, ihre große Freude über dieses Lob zu verbergen und ihren Hunger nach mehr. Sie mochte vielleicht den Hunger in ihrem
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