Darkover 24 - Die Schattenmatrix
sie im düsteren Licht des Zimmers. Die Matrix, die unter der Seide verborgen lag, kennzeichnete einen neuen Abschnitt in ihrem Leben, einen, mit dem sie sich noch nicht recht angefreundet hatte. Sie war immer noch Margaret Alton, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität. Doch mit jedem Tag wurde sie mehr und mehr zu dieser anderen Person, dieser Marguerida Alton. Ihre entstellte Hand schien alles zu verkörpern, was sie bisher verloren und gewonnen hatte.
Es war schlimm genug gewesen, plötzlich eine Telepathin zu sein, aber als sie auch noch die Befehlsstimme entdeckte, war es Margaret beinahe zu viel geworden. Sie hatte in Arilinn mit Liriel hart daran gearbeitet, aber nach ihrem Abenteuer in den Bergen schien es ihr ratsam, Istvana auch noch um Hilfe zu bitten. Sie hatte der Leronis nichts von den Banditen erzählt, aber sie hatte ihr gebeichtet, wie sie den kleinen Donal in die Oberwelt geschickt hatte. Istvana spürte mit Sicherheit, dass sie etwas zurückhielt, doch die Empathin war zu taktvoll, um sie zum Reden zu drängen. Hierher zu kommen war eine gute Entscheidung gewesen, denn Istvana mit ihrem wohlverdienten Ruf der Erneuerin hatte einige nützliche Übungen ersonnen, die Margaret diesen Teil ihres Laran besser verstehen ließen. Wenn nur der Rest ebenso leicht zu zähmen wäre!
Margaret streckte ihre Hand wieder unter die Bettdecke. Die Überreste des Traums drängten machtvoll in ihren Geist. Sie hatte einige Minuten absichtlich nicht daran gedacht. Sie spürte den Traum wie einen Topf mit Wasser im Hintergrund ihres Bewusstseins köcheln, kurz vor dem Siedepunkt.
Wonach hatte sie nur gesucht? Der Traum war sofort verschwommen, als sie langsam wach wurde, aber ein beunruhigendes Etwas war hängen geblieben, wie der Geruch nach Rauch in einem leeren Haus. Sie hatte nicht wirklich nach etwas gesucht, nein. Es war vielmehr, als hätte ihr jemand zugerufen. Bei dieser Überlegung schweiften Margarets Gedanken sofort zu Mikhail Hastur. Er weilte im Augenblick in Thendara und versuchte wohl kaum mitten in der Nacht sie zu erreichen. Das hatte er während seines Aufenthalts in Haus Halyn zwar gelegentlich getan, aber seit seiner Rückkehr in die Stadt hatte er nur tagsüber mit ihr Kontakt aufgenommen. Es konnte natürlich sein, dass er von ihr geträumt hatte. Das wäre nicht ihr erstes Stelldichein in einem Traum gewesen. Es war jedes Mal so süß und zärtlich, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen erwachte.
Nun ja, nicht immer nur zärtlich, räumte sie ein und spürte, wie ihr Gesicht im Dunkeln heiß wurde. Er war immerhin ein Mann mit einer gesunden sexuellen Energie. Sie hatte Bilder von ein paar Träumen aufgeschnappt, die so leidenschaftlich, so zutiefst freizügig waren, dass sich Margaret fast vergewaltigt vorkam, wenn sie aufwachte. Es war sehr erregend, aber gleichzeitig krümmte sie sich dabei. Sie konnte sich immer noch nicht überwinden, an den Ernstfall zu denken - dieses heiße, verschwitzte, stöhnende Ereignis, das eines Tages vielleicht auf sie wartete. All die Jahre des Überschattetseins hatten eine tiefe Abneigung gegen alles Körperliche in ihr hervorgerufen, die sie möglicherweise nie überwinden würde.
Margaret riss sich von diesen Erinnerungen los und versuchte an etwas anderes zu denken. Der arme Mikhail! Er litt so sehr darunter, wie er die Angelegenheit mit Priscilla und ihren Kindern gehandhabt hatte, obwohl Margaret ihm mehrfach versicherte, dass er sein Bestes getan habe. Sie kam zu dem Schluss, dass er ein bisschen wie ihr Vater war - ein übergroßes Verantwortungsgefühl und ein Perfektionist dazu. Der Gedanke ließ sie im Dunkeln lächeln. Wie gewöhnlich von mir, dass ich mich ausgerechnet in einen Mann verliebe, der wie mein Vater ist. Nach all den Problemen, die ich mit Lew hatte, sollte man meinen, ich hätte sofort zugepackt, als ich einen normalen Mann wie Rafael Lanart haben konnte. Gabriel allerdings nicht. Langeweile ist eine Sache, Wahnsinn eine andere. Gabriel Lanart-Alton hätte mich innerhalb von zehn Tagen zur Raserei getrieben.
Es passte Margaret nicht, wie sehr sie Mikhail vermisste, wie sehr sie seine Abwesenheit als ein Loch in ihrem Innern empfand. Sie fühlte sich jedes Mal ohnmächtig, wenn sie an ihn dachte, und das gefiel ihr nicht. Alle Gefühle, die sie als Heranwachsende hätte lernen müssen - die gesunde, natürliche Lust, die rasende Verliebtheit in einen hübschen Jungen -, waren durch Asharas Einmischung unterdrückt
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