Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Plätze zu tauschen, und Varzils Matrix war der nahezu unsichtbare Teil. Die Wirkung war betäubend, und Mikhail zitterte vor Angst. Er schien jegliches Gefühl für sich selbst, für die Gegenwart zu verlieren und völlig in der Betrachtung des Ringes zu versinken.
Was wusste er über Varzils Stein? Mikhail durchkämmte sein Gehirn. Er wusste, dass ihn ein großer Empath dazu benutzt hatte, den See von Hali zu heilen. Diese beiden Tatsachen waren offenbar von entscheidender Bedeutung, aber Mikhail konnte sich nicht sofort einen Reim darauf machen.
Empathie war die Gabe der Ridenows, und er besaß sie nicht. Aber dieser Ring hatte fast ein Jahrhundert lang an Varzils Hand gesteckt, und vielleicht enthielt er die Erinnerung an die Gabe des Laranzu. Erinnerung … Marguerida hatte doch irgendetwas gesagt… ja, die Erinnerung an ein Wohlergehen! Das war ihm zu poetisch. Vielleicht nahm er es zu wörtlich, um wirklich zu begreifen, was der Ausdruck beinhaltete. Doch er musste es verstehen, und zwar schnell.
Zeit, Raum und Erinnerung. Die Worte klangen in seinem Kopf wie ein tiefer Glockenton und riefen zahlreiche Bilder wach. Mikhail bemühte sich, nicht lockerzulassen, nicht vom Strudel der Bilder, die durch sein Bewusstsein rauschten, mitgerissen zu werden. Wenn er doch nur etwas festhalten könnte.
Durch Zeit und Raum. Mikhail holte tief Luft. Er spürte eine Beschleunigung in seinem gemarterten Geist, ein Verschmelzen von Elementen zu einem Bild, das sich allen Begriffen entzog. Er starrte das Bild in seinem Kopf an, versuchte es festzuhalten, in seine Erinnerung zu zwingen. Es schimmerte und bewegte sich, doch zuletzt fühlte er eine gewisse Festigkeit. Der Anblick raubte ihm fast das Bewusstsein, denn es war ein schreckliches Gebilde. Und er hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte.
Mikhail hob den Kopf, und das Bild blieb vor seinen Augen stehen. Er streckte sein Bewusstsein aus, wie er es bei der Erkundung des Turms schon getan hatte, und drang in den angrenzenden Saal. Die Schilde, an denen er bei seinen früheren Versuchen gescheitert war, schienen nun durchlässig zu sein. Das Stagnationsfeld, in dem das Erz ruhte, wurde instabil und würde bald versagen, wenn er nichts dagegen unternahm. Aber was konnte er tun?
Gab es eine Möglichkeit, das Feld in der Zeit zurückzudrehen, es zu dem Moment zurückkehren zu lassen, in dem es nichts als leeren Raum enthalten hatte? Es wirkte nicht sehr einleuchtend, aber er hielt auf Grund einer plötzlichen Eingebung an dem Gedanken fest.
»Marguerida, kannst du dir eine Methode vorstellen, diesen Raum oder alles, rückwärts in der Zeit zu bewegen?«
Mikhail fand sich im Mittelpunkt von zehn Augenpaaren wieder. Die Mienen der versammelten Leroni drückten deutlich aus, dass sie ihn für verrückt hielten. Er hätte auch nicht behaupten können, dass sie sich irrten. Doch trotz aller Zweifel war er sich seiner Sache sicher. Er musste dem vorgegebenen Weg folgen, sich von der Matrix führen lassen, und er durfte seine Entschlusskraft nicht von seinen Ängsten untergraben lassen.
Nein, Mik. Selbst wenn wir zehn Teleports hätten, wäre es wahrscheinlich unmöglich. Warte! Vergiss das verdammte Uran und denk an das Stagnationsfeld, an die Schirme.
Die Schirme? Die Schirme hier im Raum bauen bereits ab und werden bald den Geist aufgeben - egal, was wir tun.
Hör mir zu. Zerbrich dir nicht den Kopf über das Erz. Matrizen haben eine zeitliche Funktion, die niemand je erforscht hat, es sei denn Varzil selbst. Sie müssen sie haben. Je größer die Matrix, desto mehr Zeit kann sie enthalten. Auf diese Weise konnte Ashara all die Jahrhunderte überdauern - weil sie einen Weg gefunden hatte, die Zeit zu wechseln.
Was schlägst du vor?
Können wir diese Schirme zurückbilden - die Zeit aus ihnen herausnehmen?
Sie aus der Zeit herausnehmen …?
Nein - die Zeit aus ihnen herausnehmen!
Mikhail war wie vom Donner gerührt. Das Bild, das sich zuvor in seinem Geist gebildet hatte, kehrte zurück, und nun verstand er es. Die Macht des Bildes war gewaltig, und er hatte
keine Ahnung, wie er sie steuern sollte. Allein konnte er es nicht, auch nicht mit Hilfe von Marguerida. Er musste sich auf die Fähigkeiten von zehn Fremden verlassen, alle müde und ausgelaugt von ihrer langen Gefangenschaft. Wie konnte er sie führen oder sich selbst? Es war zu viel verlangt.
Mikhail ballte die Fäuste, löste sie wieder. Kalter Schweiß lief an ihm hinab. Schließlich riss er sich zusammen,
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