Darkover 24 - Die Schattenmatrix
versuchen.«
Mikhail war verblüfft, wie sehr sich Marguerida verändert hatte, nachdem die erste, noch etwas unbeholfene Vereinigung vollzogen war. Und ihm fiel nur ein Wort dazu ein: Wollust. Er hätte ihr niemals so viel Fantasie und Freizügigkeit zugetraut. Und das alles gehörte allein ihm - falls sie ihn nicht vorher erschöpfte. Versucht hatte sie es jedenfalls.
Dennoch hatte er sich seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt, als hätte seine Heirat mit Marguerida einen Mangel behoben, der ihm gar nicht aufgefallen war. Wenn er jetzt noch eine Idee hätte, wie sie bis zu ihrer Flucht aus der Vergangenheit überleben sollten, wäre er vollkommen glücklich. Mikhail hatte nicht im Entferntesten einen klaren Plan, und das störte ihn. Tatsächlich hatte er eher den Eindruck, als würde er zu einem unsichtbaren Ziel hingezogen - und dass seine Bestimmung unvollendet blieb. Er wehrte sich dagegen, dass dieser Verdacht seinen Geist überschattete, aber eine dunkle Knospe der Sorge begann dennoch in ihm zu sprießen.
Marguerida gab plötzlich einen leisen Schmerzenslaut von sich, der ihn von seinen Grübeleien ablenkte. »Was ist los?«
Sie bedachte ihn mit einem leuchtenden Blick unter ihrer Kapuze hervor, und sein Herz hüpfte vor Freude. »Ich weiß
nicht. Mir ist ein bisschen komisch - schwindlig. Und ich habe Hunger und gleichzeitig ist mir übel. Vielleicht war der letzte Vogel schon leicht verdorben oder das Brot verschimmelt. Wird schon nicht so schlimm sein.«
»Mir geht es gut, also ist es wahrscheinlich nicht das Essen. Wirst du etwa krank?« Es hätte ihn sehr überrascht, da er wusste, dass die terranischen Impfungen, die sie vor ihrer Reise bekommen hatte, beinahe Wunder wirkten.
»Das glaube ich eher nicht. Hauptsächlich bin ich wund.« Marguerida errötete. »Und meine Brüste sind extrem empfindlich.« Mikhail dachte an ihre wundervollen Brüste und verspürte gegen seinen Willen heftige Erregung. Das war nicht sonderlich angenehm, wenn man gerade auf einem Pferd ritt, und eigentlich müsste er seine Lust inzwischen längst gesättigt haben. War er zu grob mit ihr gewesen? »Es tut mir Leid, Caria.«
»Ich glaube nicht, dass es von etwas kommt, das wir getan haben, Liebster.« Sie seufzte leise und sah sehr glücklich aus. »Na ja, vielleicht waren wir ein bisschen zu begeistert. Ich weiß nur, dass ich mich anders fühle, so wie noch nie in meinem Leben. Als ich Varzils Ring berührte, habe ich gespürt, wie sich etwas in mir verändert hat. Und als wir uns liebten, hat es sich wieder verändert. Vermutlich dauert es einfach eine Weile, bis sich mein Körper umgestellt hat, so wie damals, als ich mein Matrixmuster bekam. Ich habe ganz schön viel durchgemacht in den letzten Monaten.« »Allerdings.« Mehr gab es offenbar nicht zu sagen. Mikhail dachte an seinen eigenen Körper, der sich durch die Annahme von Varzils Matrixring in noch unbekannter Weise verändert haben musste. Er wünschte, sie könnten jemanden fragen, denn Marguerida schien auch nicht viel mehr zu wissen als er selbst. Vielleicht sollten sie zum Turm von Hali zurückkehren und schauen, ob man Amalie nicht dazu bewegen konnte, ei
nige unbarmherzige Fragen zu beantworten. Dann schüttelte er den Kopf - das kam ihm nicht richtig vor.
Sie ritten eine Weile schweigend weiter, über ein neues Stück kahle Erde, auf dem außer einigen verkümmerten Pflanzen kein Lebewesen zu sehen war. Sie begegneten dieser Verwüstung nicht zum ersten und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal, und Mikhail trauerte um das Land, um seine Welt und die Zerstörung, die seine Vorfahren auf ihr angerichtet hatten. Es erstaunte ihn, dass seine Welt das Zeitalter des Chaos überlebt hatte, und er war froh, dass er nicht in diese Zeit hineingeboren wurde.
Weiter vorn, gleich hinter dem verwüsteten Stück Land, stand eine Gruppe Koniferen und Hartholz. Mikhail fragte sich, wie es sein konnte, dass manche Stellen brachlagen und das Land daneben vollkommen gesund aussah. Der Regen dämpfte alle Geräusche, und Mikhail lauschte angestrengt nach Vogelstimmen.
Es war totenstill! Mikhail sehnte sich zwar nach dem Schutz jener Bäume, aber er spürte plötzlich ein gefährliches Prickeln. Er lenkte sein Pferd nach links, an dem Wäldchen vorbei, und Marguerida folgte ihm, ohne Fragen zu stellen.
Mikhail blickte zu der Krähe auf seinem Sattelknaufhinunter. Der große Vogel hatte den Kopf eingezogen, die roten Augen schauten wachsam. Mikhail wünschte, er besäße
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