Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Blicken durchbohren, nur weil ich existiere, und Ariel bekommt wahrscheinlich einen hysterischen Anfall, wenn sie mich nur von weitem sieht, weil sie mir immer noch die Schuld an Domenics Unfall gibt. Ich halte das alles nicht mehr aus. Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl, als wäre meine Brust voller Glassplitter. Vor ein paar Monaten dachte ich noch, ich wäre nach Hause gekommen, aber inzwischen zweifle ich ernsthaft daran. Ich fühle mich in Arilinn ebenso fremd wie früher, bevor ich nach Darkover kam.«
»Du hättest Schauspielerin werden sollen, Marguerida. Ich hätte nie vermutet, dass du hier so unglücklich bist.«
»Aber es lässt sich nun mal nicht ändern, nachdem ich wirklich keine wilde Telepathin sein möchte. Offen gestanden möchte ich überhaupt keine Telepathin sein. Ich würde sogar alles geben, wenn ich die Vergangenheit nur ungeschehen machen könnte. Na ja, vielleicht nicht alles. Mikhail würde ich nicht aufgeben und dich auch nicht. Aber das reicht nicht. Ich brauche dringend ein wenig Ruhe und Frieden.«
»Du wolltest doch nach Neskaya gehen und bei Istvana Ridenow studieren, bevor man dich überredet hat, nach Arilinn zu kommen. Willst du das denn immer noch?«
»Wenn ich mich schon in einem Turm aufhalten muss, dann lieber bei Istvana als bei irgendwem sonst. Sie gibt mir wenigstens nicht das Gefühl, als wäre ich eine Gestalt mit zwei Köpfen und einem Schwanz!«
»Gut. Ich denke, das lässt sich arrangieren. Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.«
Margaret starrte Lew an, zu überrascht, um sofort antworten zu können. Ihr Herz machte einen Freudensprung. Doch dann bekam sie plötzlich Angst, dass sie enttäuscht werden könnte. So einfach war die Sache bestimmt nicht! »Kannst du das denn wirklich?« Lew sah sie feierlich, doch mit einem leichten Augenzwinkern an. »Ich bin nicht ganz ohne Einfluss.«
Margaret lachte, und dann musste sie wieder weinen. Die Schluchzer entrangen sich ihrer Brust, trotz ihrer heftigen Bemühungen, sie zu unterdrücken. Sie beugte sich vor, hielt sich den Bauch und schrie all ihre Trauer und ihren Verlust heraus. Das Geräusch war fürchterlich, und sie schämte sich sehr dafür, aber sie konnte nicht aufhören, und Lew unternahm keinen Versuch, es zu unterbinden. Stattdessen setzte er sich einfach hin und wartete, als verstünde er, wie wichtig die Tränen für sie waren.
Als sie endlich aufhören konnte, war es bereits völlig dunkel. Ihr Gesicht fühlte sich wund an. Sie wischte sich zum hundertsten Mal über die Wangen, schnäuzte sich die Nase und lehnte sich erschöpft in ihrem Sessel zurück. Zu ihrem eigenen Entsetzen hatte sie großen Hunger. Der Geruch nach Abendessen wehte in den Raum, und Katrin erschien im Eingang, einen weißen Mehlpunkt auf der kurzen Nase. Sie sah Lew an, grinste nur und sagte: »Ich decke lieber für zwei.«
Margaret lachte leise. »Eins muss man Darkover lassen -die Mahlzeiten kommen immer pünktlich und häufig.«
»Allerdings. Und jetzt geh und wasch dir das Gesicht.« Er lächelte plötzlich. »Das habe ich auf Thetis immer zu dir gesagt, stimmt’s? Dein Gesicht war einfach immer schmutzig.«
»Ja, Vater, das hast du immer gesagt. Und mein Gesicht war tatsächlich immer schmutzig. Ich danke dir.«
»Wofür?«
»Einfach nur so.« Und dann zog sie sich rasch zurück, denn die Tränen drohten ihr erneut in die Augen zu treten. Sie konnte nicht mit Worten ausdrücken, was ihr Herz zum Überlaufen brachte: die Liebe zu diesem Mann, ihrem Vater, den sie so spät entdeckt hatte. Sie hoffte, es würde noch genug Zeit sein, all dies zu sagen, allerdings nicht mit schmutzigem Gesicht und leerem Magen. Es würde warten müssen.
3
Haus Halyn lag so gut versteckt in einem Wäldchen mit hohen Bäumen, dass Mikhail und seine Gardisten beinahe an ihrem Ziel vorbeigeritten wären. Nur eine dünne Rauchsäule über den Bäumen wies auf eine menschliche Behausung hin, und Darylls scharfe Augen erspähten sie. Mit dreiundzwanzig war er der jüngere von Mikhails Begleitern. Er hatte einen weitaus lebhafteren Verstand, war immer zu einem Spaß aufgelegt und von Mikhails Stellung nicht im Geringsten eingeschüchtert. Mathias, der andere Gardist, war fast vierzig und eher behäbig und nüchtern veranlagt. Mikhail kannte ihn schon seit seiner Kindheit, denn Mathias kam von der Alton Domäne. Er konnte den beiden blind vertrauen, und ihre Anwesenheit beruhigte ihn, da das Unbehagen, das er unterwegs gespürt hatte, immer
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