Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Es war sehr interessant, dich zu beobachten. Und ich kann dir etwas Nützliches sagen, wenn du magst.« Kate stellte den Pinsel in ein Glas mit Terpentin und schwenkte ihn darin. »Nämlich?« »Wenn deine Gedanken beim Malen sind, wird dein Geist extrem still.« »Still?« »Na ja, vielleicht mehr wie verschlossen. Abgeschirmt.« »Ich verstehe. Wenn ich also den Flur entlangspaziere und dabei an Ockerfarbe denke, kann niemand meine zufälligen Gedanken hören. Das ist wirklich brauchbar. Danke.« »Ich bin froh, dass es dir nichts ausmacht, Kate. Darf ich sehen, was du gemalt hast, oder muss ich warten, bis es fertig ist?« »In diesem Stadium siehst du noch nicht viel, aber wenn du willst, kannst du gerne einen Blick darauf werfen.« Normalerweise ließ Katherine ihre Modelle das vorläufige Gemälde nicht sehen, weil es nur aus Linien bestand, schwer zu verstehen für jemanden, der kein Künstler war. Bisher hatte sie die Umrisse von Giselas Kopf und Schultern skizziert, die geschnitzten Stuhlpfosten und einen Teil vom Faltenwurf des violetten Gewandes, für das sich Gisela entschieden hatte. Die Gesichtsfarbe erinnerte noch nicht an ein menschliches Wesen, da Grün norma lerweise nicht der Farbton ist, an den man denkt, wenn man sich ansieht.
Bevor Gisela aufstehen und zur Staffelei gehen konnte, klopfte es an der Tür, und einen Moment später steckte Rhodri seinen roten Kopf herein, seine Augen funkelten. Dann bemerkte er Gisela Und zögerte kurz. »Oh, tut mir leid – Mutter sagte, du arbeitest vielleicht.« »Schon in Ordnung – für heute sind wir sowieso fertig, oder. Kate?« »Ja. Bist du hier, um zeichnen zu lernen, Rhodri?« Der Junge grinste und sah sich im Atelier um, mit einem raschen Blick erfasste er die Tafel auf der Staffelei. »Nein. Mutter hat mich gebeten, dir das hier zu bringen. Sie hat gerade einen Brief von Domenic bekommen, und der hier ist für dich – von Onkel Herm.« Rhodri hielt ihr ein dickes Päckchen hin und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Er schaute Kate erwartungsvoll an. Als sie nicht sofort reagierte, wirkte er sehr enttäuscht. »Willst du ihn denn nicht?« »Danke«, antwortete Kate steif und nahm ihm den Brief aus der Hand.
»Willst du ihn nicht lesen?« »Rhodri Rafael Alton-Hastur – du bist ein elender Quälgeist!«, schimpfte Gisela, aber sie klang nicht wirklich zornig. »Das ist schließlich privat, du kleiner Naseweis!«
»Aber ich wollte doch nur wissen, wie viele Terraner er schon getötet hat!« Gisela sah empört aus. »Husch! Ab mit dir, du Kobold Zandrus! Wir beide werden unsere Neugier bezähmen und Katherine sich in Ruhe an dem Brief freuen lassen.« »Aber das ist ungerecht, Tante Gisela! Erst verduftet Domenic und macht Dummheiten, und ich sitze hier in der Burg fest. und dann …« »Genug!« Gisela stand auf und schüttelte die Falten ihrer Röcke aus.
»Bitte geh nicht, Gisela.« Kate hielt den Brief in den Fingern, Sie fror plötzlich. Sie wollte jetzt nicht allein sein. »Wie wär’s, Wenn du noch etwas von dem guten Tee machen würdest, den wir vorhin getrunken haben, während ich …« »Natürlich! Genau das Richtige für einen verregneten Nachmittag.« Herms Schwester ging zum Kamin, schüttelte einen Kessel, der auf der Kaminplatte stand, und goss Wasser aus einem Krug hinein. Dann hängte sie ihn an einen Haken und drehte sich um. »Bist du immer noch da, Rhodri?« »Du bist so gemein«, murmelte er, bevor er den Rückzug antrat und die Tür hinter sich schloss. Sobald er draußen war, begann Gisela zu lachen, und Katherine fiel trotz ihrer Anspannung mit ein.
Kate nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem Gisela Modell gesessen hatte, und ihre Fröhlichkeit verging. Sie sah auf den Packen in ihrer Hand und fürchtete sich vor dem, was darin stehen mochte. In ihrer Angst hatte sie so viele schreckliche Dinge gesagt, in der Nacht, als Herm die Burg verließ. Was würde sie tun, wenn er zu dem Schluss gekommen war, dass sie Recht hatte – dass ihm eine Ehe mit einer Frau ohne Laran in der Tat nicht möglich war? Und da sie wusste, wie sehr ihr Mann gefühlsbeladene Auseinandersetzungen hasste, würde es ihm durchaus ähnlich sehen, dass er es ihr in einem Brief mitteilte.
»Kate, lies den Brief und hör auf, dir Sorgen zu machen« sagte Gisela freundlich, dann drehte sie sich um und wusch die Teekanne aus.
Katherine seufzte und brach die papierene Siegelmarke auf dem Packet auf. Drei Blätter entfalteten sich auf ihrem Schoß, und Herms

Weitere Kostenlose Bücher