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0383 - Angela, die Teufelin

0383 - Angela, die Teufelin

Titel: 0383 - Angela, die Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fenrir schnupperte. Sein Nackenfell sträubte sich etwas. Ein paar Schritte wich er zurück und unterdrückte ein leises Winseln.
    Der alte graue Wolf, dessen Heimat die weiten Steppen und Wälder Sibiriens waren, setzte seine Para-Sinne ein und tastete nach der fremdartigen Kreatur. Aber er konnte nichts erfassen. Entweder war diese Kreatur hervorragend abgeschirmt - oder sie dachte nicht.
    Fenrir kam zu dem Schluß, daß letzteres der Fall sein mußte.
    Er beobachtete weiter.
    Über den Bergen wurde es hell; in ein paar Minuten schon würde die Morgensonne erscheinen und das Loire-Tal und die Weinberge in ein bizarres Spiel aus Licht und Schatten stürzen, um immer höher steigend die Schatten zu verdrängen. Es war leidlich kühl, aber schon in einer Stunde würde es wieder warm sein, um dann heiß zu werden. Wie in den Tagen zuvor.
    Château Montagne lag wie ausgestorben da. Dabei hatte hier noch vor wenigen Stunden das Leben pulsiert. »Trümmer-Party« hatte Nicole Duval das Fest genannt, das hinter den Ruinen des ausgebrannten Haupt-Traktes am Swimming-pool stattgefunden hatte. Reste des Büfetts gab es nicht mehr; dafür hatte Fenrir gesorgt.
    Der Wolf mit dem Intelligenzquotienten eines Menschen und der Fähigkeit, Gedanken lesen und aussenden zu können, gehörte als nichtmenschlicher Mitstreiter zur Zamorra-Crew. Auf ihn war Verlaß. Durch seinen tierischen Körper gehandicapt, war er auf seine Weise dennoch ein vollwertiges Mitglied der Gruppe, die sich dem Kampf gegen die Dämonen der Hölle verschworen hatte.
    Fenrir schnob. Die eigenartige Kreatur huschte quer über das Gelände und suchte nach einem schattigen Winkel.
    Ein faustgroßer Körper, dicht und borstig behaart, mit einem annähernd kugelförmigen Kopf, der mit stecknadelkopfgroßen Punktaugen übersät war. Dazu kamen Fühler, die in ständiger Bewegung waren. Mit seinen langen, dünnen Beinen, auf denen der Körper sich enorm schnell vorwärtsbewegen konnte, wirkte er wie eine große Spinne.
    Aber Spinnen mit Fühlern und sieben Beinen hatte Fenrir in seinem ganzen langen Wolfsleben noch nicht gesehen, auch nicht in anderen Welten und Dimensionen.
    Sieben Beine - das gab’s einfach nicht. Jedes Lebewesen besitzt eine gewisse Symmetrie. Das bedeutet, daß es eine gerade Anzahl von Gliedmaßen sein muß. Entweder vier, wie bei Säugern, Vögeln und Menschen, oder acht, wie bei den Insekten - wobei zuweilen die Flügel das siebte und achte Bein ersetzten.
    Aber sieben Gliedmaßen — das war unmöglich.
    Dennoch sah diese Fühler-Spinne nicht so aus, als hätte man ihr das achte Bein nur einfach ausgerissen. Fenrir hatte den Eindruck, als sei es für die Gattung, der diese Kreatur angehörte, völlig normal, sieben Beine zu besitzen.
    Woher kam dann diese Spinne?
    Er folgte ihr mit gesträubtem Nackenfell. Auf ein warnendes Knurren verzichtete er, weil es niemanden gab, den er warnen wollte. Im Château Montagne schlief jetzt jeder. Auch Professor Zamorra, der erst vor ein paar Stunden übermüdet zurückgekehrt war, nachdem er in einem benachbarten Dorf einen Poltergeist zur Strecke gebracht hatte. Zamorra hatte von der »Trümmerparty«, deren Gastgeber er eigentlich war, überhaupt nichts gehabt. Als er endlich zurückkehrte, war bereits alles vorbei.
    Daß Fenrir noch wach war - oder schon wieder wach war -, entsprach seiner wölfischen Natur.
    Die seibenbeinige Spinne verkroch sich in einem Mauerwinkel. Fenrir schnupperte hinterher, aber die Spinne war verschwunden. Dabei spürte er, daß sie noch da war. Sie verkroch sich ganz gezielt vor ihm! War es ein intelligentes Handeln, oder wurde sie nur vom Instinkt geleitet, der ihr eingab, vor jedem größeren Lebewesen in Deckung zu gehen?
    Fenrir versuchte mit einer Pfote zu scharren und die Spinne aus ihrem Schlupfwinkel zu zerren, aber er erreichte sie nicht.
    »He, was machst du denn da?« hörte er eine Stimme.
    Er brauchte sich nicht umzudrehen. Er erkannte den Menschen, ohne daß er ihn sah, an seinem Gedankenmuster. Die Gehirnwellen waren noch unverkennbarer und unverwechselbarer als Fingerabdrücke. Rogier deNoe stand hinter Fenrir, der junge Finanz- und Anlageberater, der für den weltweiten Möbius-Industriekonzern tätig war und sich in der Nähe von Frankfurt niedergelassen hatte. Zamorra hatte sich ihn gewissermaßen »ausgeliehen«, und hatte ihn auch zu der Feier eingeladen.
    Fenrir fragte sich nicht, wieso deNoe schon wieder wach und hier draußen war. Er sandte ihm nur ein

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