Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Darkover sehen, als er bereits kannte. Das war ein äußerst niederschmetternder Gedanke, und er beschloss, sich lieber zusammenzunehmen, sonst rief er noch seine Mutter auf den Plan, die ihn irgendein widerliches Gebräu trinken ließ.
Er war überzeugt, dass es kein Heilmittel gab für seine Gefühle, außer der Zeit, wie seine Mutter oft betonte. Er war traurig über Regis’ Tod, und das war normal. Der Gedanke, dass diese Empfindung völlig in Ordnung war, beruhigte ihn, denn in letzter Zeit war er heftig zwischen Hochgefühl und Depression hin und her geschwankt, und das ohne jeglichen Grund. Aber Alannas Stimmung schwankte genauso, vielleicht war es also wirklich nur das Alter und nichts Ernsteres.
Natürlich bereitete ihm seine Base und Pflegeschwester große Sorgen. Die beiden standen sich sehr nahe, nachdem sie die letzten zehn Jahre zusammen aufgewachsen waren, und er kannte sie wahrscheinlich besser als irgendwer sonst. Der Gedanke an Alannas Wutausbrüche beruhigte ihn nicht ge rade hinsichtlich seiner eigenen geistigen Stabilität, und er musste ständig an die Geschichten über den Elhalyn-Zweig der Familie denken, die er im Laufe der Jahre gehört hatte. Die Elhalyns galten als sehr sonderbar, und vielleicht hatte Urgroßmutter Alanna Elhalyn irgendein komisches Gen über ihre Tochter weitervererbt, das nun bei ihm und seiner Pflegeschwester zum Vorschein kam.
An Javanne Hastur zu denken, war hingegen keine gute Idee, denn dabei fühlte er sich stets absolut fürchterlich. Soweit er sich erinnerte, hatte sie ihn nie berührt, geschweige denn umarmt, wie sie es bei Rhodri und Yllana tat. Marguerida behauptete stets, das sei Javannes Problem und nicht seines, aber er musste zugeben, dass es wehtat. Die bevorstehende Ankunft seiner Großmutter auf Burg Comyn und die bereits schmerzende Anwesenheit von Gareth Elhalyn führten dazu, dass es ihm mit jeder Sekunde schlechter ging. Wenn sie ihn doch nur nicht so hassen würden!
Javanne Hastur schien allerdings vieles zu hassen, manchmal sogar ihren eigenen Sohn. Damit befand er sich zumindest in guter Gesellschaft! Er würde ihren Besuch überstehen wie alle anderen zuvor, indem er ihr möglichst aus dem Weg ging. Sollte sie doch ihren Wirbel um Rhodri veranstalten. Er war nicht eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder … oder?
Diese ganze Ängstlichkeit war vermutlich nur dem großen Umbruch in seinem Leben zuzuschreiben und dass er fünfzehn war und sich seiner selbst nicht sicher. Onkel Rafael hatte ihm vor einiger Zeit auf nette Art erklärt, dass er ein völlig normaler Jugendlicher sei, was ihn sehr getröstet hatte. Er würde sicher aus der Sache herauswachsen, so wie er angefangen hatte, alle paar Monate aus seiner Kleidung herauszuwachsen, auch wenn er immer noch zu klein war für sein Alter. Aber sein Onkel kannte die Gestalt nicht, die sein Laran anzunehmen schien – niemand kannte sie, außer einigen Leroni in Arilinn, und die waren völlig verwirrt deswegen. Und niemand wusste, wie es seit seiner Rückkehr nach Thendara gewachsen war! Gewachsen und so merkwürdig verändert, dass er die halbe Zeit überzeugt war, er würde verrückt werden. Er konnte den Planeten in Wirklichkeit nicht hören, oder? Nein, das war bestimmt unmöglich oder das Resultat von übersteigerter Fantasie. Menschen konnten nicht den Bewegungen der Erde lauschen oder die weit entfernte Brandung des Meeres von Dalereuth an der Küste hören. Wenn Sich die Gelegenheit bot, würde er vielleicht Lew danach fragen. Aber wahrscheinlich eher nicht. Sein Großvater war Ziemlich beschäftigt, und er konnte das Thema unmöglich ansprechen, ohne die Angst um seine geistige Gesundheit offen zu legen. Das Rattern von Wagenrädern riss Domenic abrupt aus seinen grüblerischen Gedanken. Er blickte die enge Straße entlang, die an diesem Eingang der Kaserne vorbeiführte. Er kannte den Zeitplan aller Lieferungen auswendig, und momentan wurde keine erwartet. Wie sein Wachkamerad spähte er gespannt ins Halbdunkel. »Was ist da los?« Kendrick war ein Berufsgardist, ein kräftiger Mann Anfang dreißig und einer von Domenics Lieblingskollegen. Nichts schien ihn je aus der Ruhe zu bringen, und mit ihm Wache zu stehen, war außerordentlich angenehm, beinahe erholsam. Domenic folgte dem Blick des Älteren mit den Augen.
Nun sah er, was Kendrick störte. Es war ein von Maultieren gezogener Wagen, mit einer bemalten Tafel hinter dem farbenfroh gekleideten Kutscher auf dem Sitz. Fahrendes Volk!
Was
Weitere Kostenlose Bücher