Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
entsetzliche Angst vor Türmen hatte, und glaubte, die Leroni trieben dort unaussprechliche Dinge. Domenics Mutter blickte in das schmale Gesicht, das ganz schmutzig vom Weinen war, und überlegte, was sie mit der Kleinen tun sollte. Dann warf sie sich vor, dass sie überhaupt etwas tun wollte – das Ganze lag nicht in ihrer Verantwortung.
Sollte sich Dyan um sie kümmern. Doch ein rascher Blick auf Dyan Ardais ließ sie sofort erkennen, was für ein dummer Einfall das war. Und irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Lady Marilla in der Lage sein würde, mit diesem ungewöhnlichen Mädchen fertig zu werden. Marguerida seufzte.
Sie konnte wirklich kein zweites Pflegekind gebrauchen, aber fast als hätte sich die Aldaran-Gabe wieder manifestiert, sah sie voraus, dass sie wahrscheinlich bald eines haben würde.
»Domenic sagte, Ihr seid nett«, brachte das Mädchen rau hervor, »aber ich dachte, das sagt er eben so als Sohn. Ich hab’s ihm eigentlich nicht geglaubt. Aber vielleicht seid Ihr ja wirklich nett und sperrt mich nicht ein und zwingt mich …« Marguerida wartete, dass Illona den Satz vollendete, doch dann erkannte sie, dass es das Mädchen nicht über sich brachte, die Worte auszusprechen, die ihr auf der Seele lagen. »Niemand wird dich irgendwo einsperren.« Seltsamerweise schien das Illona zufrieden zu stellen, denn ihre Haltung wirkte nicht mehr so verkrampft und sie schnäuzte wieder in das Taschentuch. Dann suchten ihre lebhaften grünen Augen rasch den Raum ab, bis sie Domenic zwischen seinem Vater und Herm Aldaran vor dem Kamin fanden, und ein Lächeln spielte um ihren vollen Mund. Kate stand hinter Herm, ihre Miene war nun endlich entspannt, und Robert Aldaran und Donal hielten sich nur ein kleines Stück abseits der Gruppe auf, Ersterer nachdenklich, der Friedensmann wachsam wie immer.
Marguerida folgte Illonas Blick und betrachtete das Tableau. Schnell fiel ihr Mikhails angespannte Haltung auf, und sie wusste, etwas störte ihn.
Was ist los, Mik?
Ich erleide gerade einen Eifersuchtsanfall, Caria. Schau dir Domenic an! Schau, wie er Herm ansieht, und sag mir, dass ich keinen Grund zur Eifersucht habe.
Ja, Liebster, jetzt fällt es mir auch auf. Er hat uns als Junge verlassen, und nun ist er wahrlich ein Mann und betrachtet Herm mit der Vertraulichkeit, die du nie mit ihm hattest. Es ist nur allzumenschlich, dass du dich elend fühlst.
Ja, das ist es wohl. Ich habe einfach den Eindruck, etwas sehr Wichtiges im Leben meines Sohnes verpasst zu haben, etwas, das ich hätte miterleben sollen.
Und wie viele deiner wichtigen Lebensabschnitte hat dein Vater wegen Regis verpasst?
Verdammt, das sitzt. Weißt du denn nicht, dass du mich nicht auf solch unerfreuliche Dinge hinweisen sollst, wenn ich sowieso schon wütend bin? In seinem Gedanken schwang ein humorvoller Unterton mit.
Ja, aber wie deine Mutter nicht genug betonen kann, bin ich eben nicht die richtige Frau für dich.
Nur gut, dass sie dieses Ereignis nicht mitbekommt. Und Domenic ist wohlauf und stark und von einem Selbstvertrauen beseelt, das ich ihm nie zugetraut hätte, also sollte ich mich wohl freuen. Vielleicht kommt es ja noch.
Marguerida hielt ein Lachen auf Kosten ihres Mannes zurück. Für einen Augenblick war ihr leicht ums Herz. Sie hatte ihren Erstgeborenen wieder, und welche Abenteuer er auch bestanden haben mochte, sie schienen ihm nicht geschadet zu haben. Wenn sie nicht in wenigen Stunden in einen Hinterhalt reiten müssten, wäre sie rundum zufrieden gewesen. Aber genau das mussten sie, und ihre Freude wich schnell wieder den alten Sorgen und Ängsten.
Sie nahm auf einer langen Bank an einem der Tische Platz und forderte Illona mit einer Handbewegung auf, sich neben sie zu setzen. Das Mädchen tat wie geheißen, und genau in diesem Augenblick kam Dom Gabriel hereingestampft, der sehr zu seinem Verdruss in einer der Kutschen gefahren war.
Sein Bein gestattete ihm nicht mehr, längere Zeit auf einem Pferd zu reiten, und er ärgerte sich gewaltig über diese Schwäche. Marguerida verfolgte, wie er mit raschem Blick die Gruppe vor dem Kamin in Augenschein nahm, dann kam er herüber und setzte sich neben sie. Der alte Mann hatte in diesen Tagen etwas sehr Solides und Tröstliches an sich, und sie war froh, ihn auf ihrer Seite zu haben und dass er schon so lange wieder mit Mikhail versöhnt war.
»Hör auf, dir Sorgen zu machen, Marguerida. Es nützt dir kein bisschen und ermüdet dich nur«, sagte er streng zu
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