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1739 - Justines grausamer Urahn

1739 - Justines grausamer Urahn

Titel: 1739 - Justines grausamer Urahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mit diesem Zustand der Mystikerin hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte gedacht, dass Serena ins Bad gegangen wäre, um sich frisch zu manchen, sogar unter die Dusche zu stellen, aber dieses Bild versetzte ihr einen Schock.
    Die Wunden waren alt und trotzdem frisch. Und aus ihnen war nicht das eigene Blut der Frau gequollen, sondern ein fremdes, das einer Heiligen gehört hatte, denn durch dieses Blut war es Serena gelungen, andere Menschen zu heilen. Das war in vergangener Zeit geschehen. Die Jahre zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hatte sie in einem gläsernen Sarg verschlafen. Das Blut der Heiligen hatte sie nicht sterben lassen, und jetzt war es aus den Wunden gedrungen und bedeckte den Körper.
    Darauf konnte sich Sheila Conolly keinen Reim machen. Zudem fiel es ihr schwer, sich an diesen Anblick zu gewöhnen.
    Serena sah aus wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm. Das Blut war nicht nur in den Schnittstellen geblieben. Es war an der Haut entlang nach unten gelaufen und hatte rote Bahnen hinterlassen.
    Jeder Mensch wäre vor Schmerzen wahnsinnig geworden. Das traf bei Serena nicht zu. Sie weinte nicht, sie krümmte sich auch nicht vor Schmerzen, sie saß einfach nur auf dem Rand der Wanne und blickte nach unten, als hätte sie sich aufgegeben.
    Sheila wollte genau wissen, was geschehen war, und deshalb sprach sie Serena mit leiser Stimme an.
    »Willst du mir sagen, was passiert ist?«
    Sie schwieg.
    Sheila ließ sich Zeit. Sie wusste, dass sie nichts überstürzen durfte. Noch immer betrachtete sie den nackten Körper und ging davon aus, dass keine neuen Schnittstellen hinzugekommen waren. Die alten hatten geblutet, aus ihnen war der rote Saft gequollen. Also hatte sich Serena keine neuen Schnitte beigebracht, was sehr einfach war bei ihrer so sensiblen Haut. Sie musste nur mit dem Fingernagel geritzt werden, um einen Riss zu bekommen.
    »Serena – bitte, ich meine es nur gut mit dir. Warum willst du mir nicht vertrauen? Rede doch...«
    Die Aufforderung erzielte einen kleinen Erfolg, denn Sheila sah, dass die Blutende den Kopf anhob und ihn so drehte, dass sie Sheila anschauen konnte.
    »Und?«, flüsterte Sheila.
    Die Stimme klang müde, als Serena die Antwort gab. »Es geht wieder los. Das Blut kochte. Die Schnitte öffneten sich. Es ist wieder so weit.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist so weit?«
    Serena schnaufte. »Es ist jetzt vorbei. Darf ich mich reinigen und die Dusche benutzen?«
    »Ja, gern. Ich kann dir auch neue Kleidung geben.«
    »Danke.« Serena drückte sich vom Rand der Wanne in die Höhe, was sie sehr langsam tat. Ohne Sheila zu beachten, schlich sie auf die Duschkabine zu. Dort öffnete sie die Glastür und trat in das kleine Rechteck.
    Sheila Conolly ließ sie allein. In Gedanken versunken ging sie zurück in den Schlafbereich, wo der breite Einbauschrank stand. In ihm befanden sich die Kleidungsstücke der Conollys. Sheila suchte Unterwäsche, eine Hose und einen dünnen Pullover hervor.
    Noch immer hatte ihr Serena nicht gesagt, um was es hier eigentlich ging. Okay, ihre Wunden hatten sich geöffnet, aber dafür musste es einen Grund geben, und den wollte Sheila auf jeden Fall erfahren. Sie durfte die Mystikerin nur nicht drängen. Es musste alles im Rahmen bleiben. Wer einen derartigen Zustand erlebte, der war sehr sensibilisiert.
    Dass die Wunden wieder anfingen zu bluten, damit hatte Sheila nicht gerechnet. Sie war davon ausgegangen, dass das Blut nur heraustrat, wenn Serena anfing zu heilen, denn das hatte sie mit diesem Blut in früheren Zeiten getan.
    Sie wollte sich nicht zu viele Gedanken machen und abwarten. Irgendwann würde Serena bereit sein, Fragen zu beantworten, darauf hoffte Sheila.
    Zunächst ging sie mit der Kleidung zurück zum Bad. Die Tür hatte sie nicht geschlossen, und auf dem Weg hörte sie noch das Rauschen der Dusche. Als sie den Eingang erreichte, verstummte es.
    Serena war fertig mit ihrer Reinigung. Sheila hörte, dass sie die Tür der Dusche öffnete, und betrat das Bad. Ein Badetuch lag bereit, aber Serena hatte die Kabine noch nicht verlassen. Sie stand in der offenen Tür und schaute Sheila an.
    Die Urlauberin aus London lächelte ihr zu, bevor sie fragte: »Geht es wieder besser?«
    Serena nickte.
    Sheila ließ einen Blick über ihren Körper wandern. Ja, er sah normal aus. Die Wunden hatten sich geschlossen. Es war weder ein Tropfen Blut zu sehen noch eine rote Bahn auf der hellen Haut. Nur die Narben der Schnittwunden zeichneten sich

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