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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Stockwerken hinaufstieg.
Er hätte eigentlich hungrig sein müssen, aber er war es nicht.
Am liebsten hätte er sich in einem Wandschrank verkrochen und die ganze Welt mitsamt dem bedrückenden Gefühl seiner Verpflichtungen ausgeschlossen. Er hatte schlicht kein Recht, so unglücklich zu sein, aber er konnte nichts dagegen tun. Als sich Domenic den Gemächern seiner Familie näherte, hörte er einen schrillen Schrei und dann, dass etwas zu Bruch ging. Alanna hatte wohl einen ihrer Anfälle. Und außer ihm konnte sie niemand beruhigen. Zur Abwechslung hatte er jedoch keine Lust, den Friedensstifter zu spielen, nicht einmal für seine geliebte Alanna. Er wollte nur allein gelassen werden in der vergeblichen Hoffnung, eine Lösung für den inneren Aufruhr zu finden, der ihn Tag und Nacht plagte.
Dann packte ihn eine plötzliche Heiterkeit. Alanna und er gaben wirklich das ideale Paar ab – sie war selten guter Stimmung, und er tat ständig so, als wäre er es. Domenic beneidete seine Base um das Ventil ihrer Wutausbrüche. Ihre Mutter Ariel hatte sie als kleines Kind fürchterlich verzogen und dann widerwillig in die Obhut ihres Bruders gegeben, als das Mädchen völlig unkontrollierbar würde. Selbst den Ausbildern in Arilinn war es nicht gelungen, sie über gewisse Grundlagen hinaus zu erziehen.
Als Domenic eintrat, stand Alanna mit finsterem Blick in der Mitte des Salons. Zu ihren Füßen lag eine zerbrochene Teekanne, und auf dem Teppich zeichnete sich ein Fleck der vergossenen Flüssigkeit ab. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Schultern unter der feinen Leinenbluse hochgezogen. Sie strotzte förmlich vor Energie, die aus jeder Pore ihres schlanken Körpers zu strahlen schien. Es war für Domenic ein allzu vertrauter und zunehmend häufiger Anblick.
»Versuchst du etwa, im Alleingang Lady Marillas Keramikfabrik am Leben zu halten, Alanna? Das ist die vierte Teekanne, die du in diesem Monat kaputtgemacht hast.? Er sah auf die Scherben zu ihren Füßen. »Noch dazu eine von meinen Lieblingskannen.« Vielleicht konnte er sie aufheitern und gleichzeitig seine eigene Laune verbessern.
»Die sechste, genau genommen.« Ihre schöne Stimme klang heiser vor Anspannung. »Es ist besser, Tonsachen zu zerschlagen als Menschen, oder?« »Wenn du schon unbedingt etwas zerstören musst, dann sind unschuldige Tassen und Kannen wohl wirklich das Beste, Breda. Aber um des Teppichs willen könntest du wenigstens warten, bis das Gefäß leer ist. Was ist denn nun schon wieder?« Er redete vergnügt, um sie zu besserer Laune zu verleiten, aber sein Geduldsfaden war dünn und fransig, und er wünschte, er wäre woanders – egal wo!
»Ich ersticke! Alle schleichen auf Zehenspitzen herum und tun so ernst und feierlich. Ich kriege Kopfweh davon.« Sie sprach sehr dramatisch, aber es stand außer Frage, dass sie aufrichtig litt. Alanna hatte viel von der ängstlichen Veranlagung ihrer Mutter geerbt, was zusammen mit ihrem sprunghaften Temperament eine unheilvolle Mischung ergab. Domenic fand es sehr schade, dass sie nicht Schauspielerin werden konnte, doch dann fragte er sich, wie er überhaupt auf diesen bemerkenswerten Gedanken kam. Töchter von Domänenherren und selbst denen aus geringeren Familien wie den Alars stand es nicht frei, sich der Gilde der Schauspieler oder irgendeiner anderen anzuschließen.
Alanna hatte sich schon früher darüber beklagt, und niemand, nicht einmal Domenics Mutter, die eine erfahrene Heilerin war, hatte die Quelle für das Unbehagen des Mädchens entdecken können. Dennoch war es sehr real, daran bestand kein Zweifel. »Vielleicht sollten wir ein ganzes Gros Geschirr bestellen, das du zerschmeißen kannst, Chiya .« »Ich habe das Gefühl, ich platze gleich. Peng! In tausend Stücke!« »Das sehe ich.« Das Gefühl war ihm nicht unbekannt, denn er empfand es oft selbst, wenngleich nicht so stark wie seine Pflegeschwester. Vielleicht würde es ihm gut tun, Wenn er ebenfalls ein paar Tassen zerbräche, als Ventil für den Aufruhr in seinem Inneren. Doch nein, ihm würde es nichts helfen. was Domenic in Wirklichkeit brechen wollte, waren die Regeln, und das traute er sich nicht. »Hat dich etwas Bestimmtes gereizt, Alanna, oder war es nur die allgemein stille und ernste Atmosphäre?« Das Mädchen öffnete endlich die Fäuste und zuckte mit den Achseln. »Ich habe Klavier gespielt, und ich schien zwei linke Hände zu haben, und das hat mich rasend gemacht. Aber das ist nicht alles. Ich fühle

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