Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Martin. Es gab in der gesamten Geschichte der Stadt keine Entscheidung, die ich nicht abgesegnet habe, keine Entwicklung, die nicht von mir veranlasst wurde, kein Urteil, das ich nicht autorisiert habe.«
Martin »Aber Sie sind erst seit knapp elf Jahren Bürgermeister!«
Hudson »Formal gesehen, ja. De facto hatte ich stets die Stadtführung inne, auch wenn dies größtenteils aus dem Hintergrund geschah. Dieser Kompromiss war notwendig, da ein 200 Jahre alter Bürgermeister zwangsläufig für ein gewisses Aufsehen gesorgt hätte, da stimmen Sie mir doch zu?«
Martin »Sicher …«
Hudson »Die probate Lösung waren Mehrfach-Biographien mit jeweiligen optischen Anpassungen.«
Martin »Der Kupferstich von Thomas Field …«
Hudson »Ah, ich sehe – Sie hatten bereits erste Schlüsse gezogen. In der Tat, meine Erst-Identität war die des einflussreichen Bankiers Thomas Field, der die Geschicke der Stadt vom ersten Spatenstich an lenkte. Sheriff Parker hingegen trat erstmals 1882 als Dr. Leland Horace, Leiter des ›Abidias Asylum‹, in Erscheinung.«
Martin »Verantwortlich für unsägliches Leid und den Tod unzähliger ›Patienten‹. - Und noch immer werden Menschen, die zu neugierig oder unbequem werden, hierher verschleppt, um ihnen den Verstand oder das Leben zu rauben … Aber warum Sarah? Hat es nicht gereicht, was ihr Tom angetan habt?«
Hudson »Leider sah sich Miss Freeman dazu veranlasst, entgegen jeder Vernunft einen zweiten Ausflug zum ›Abidias‹ zu unternehmen. Das war unmöglich zu tolerieren, so leid es mir tut, Martin.«
Martin »Aber ihr könntet es rückgängig machen?! Sie könnte wieder normal werden?!«
Hudson »Selbst wenn ich wollte, könnte ich einen solchen Vorgang nicht veranlassen. Die Asport–Behandlung ist irreversibel.«
Martin »Dann … dann schickt mich in die Vergangenheit! Einfach zwei Monate zurück, und ich werde dafür sorgen, dass das alles nie passiert! Sarah und Tom werden die Klinik nie betreten, ich schwöre es!«
Hudson »Martin, glauben Sie mir – ich kann Ihren Elan durchaus nachvollziehen, aber ein solches Vorhaben ist gänzlich undurchführbar. Zum einen lassen uns die gesetzlichen Bestimmungen keinerlei Spielraum für individuelle Retro-Transfers. Zum anderen kann ich Ihnen aufrichtig versichern, dass die Dinge dennoch so kommen würden, wie sie gekommen sind, selbst wenn Sie versuchen würden, rückwirkend einzugreifen.«
Martin »Das ist doch hohles Gequatsche!!«
Hudson »Sie tun mir Unrecht, Martin. Ich möchte mich keineswegs zu einem pathetischen Kalenderspruch im Stile von ›Das Schicksal ist unabänderlich‹ herablassen. Als Pragmatiker sind mir wohlfeile Pauschal-Aussagen über die ›großen Weltzusammenhänge‹ ein Gräuel. Ich weiß durchaus nicht, ob ›das Leben an sich‹ immer seinen Weg findet, und um ehrlich zu sein, will ich es auch gar nicht wissen. Was ich aber mit valider Sicherheit sagen kann, ist, dass Porterville immer seinen Weg findet. Ganz gleichgültig, mit welcher Vehemenz man sich den Entwicklungen entgegenstemmt.«
Martin »Blödsinn!!«
Hudson »Glauben Sie wirklich, wir hätten in Extremsituationen nicht einen vergleichbaren Versuch unternommen, um Unheil abzuwenden? Als uns das erste Mal der St. Helena Park um die Ohren geflogen ist, gab es nach langen Debatten den einmütigen Beschluss, einen kompletten ›Reboot‹ durchzuführen. Sozusagen die Uhren wieder auf Null zu stellen und erneut im Jahr 1877 mit Porterville zu starten.«
Martin »Was ist passiert?«
Hudson »Na, alles! Es ist alles wieder passiert, obwohl wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, um die Entwicklung von damals zu verhindern. Auf einzelnen Schauplätzen ist uns das auch gelungen, aber das große Ganze ließ sich nicht beeinflussen. Beim ersten Mal war es ein Journalist namens Dunford, der mit seiner Premieren-Ausgabe der ›Porterville Times‹ die Kettenreaktion auslöste. Beim zweiten Durchgang lief dieser Prozess zwar etwas langsamer und natürlich in anderer Besetzung ab, aber letztlich kam es erneut zum Eklat, diesmal ausgelöst durch einen Reporter namens.…«
Martin »Wilcomb.«
Hudson »Völlig richtig. Was ich Ihnen damit sagen will: Es würde nichts ändern, wenn Sie Sarah in eine andere Richtung stoßen würden. Sie würde letzten Endes denselben Weg beschreiten.«
Martin »Nein! Es muss möglich sein! Ihr habt Sarahs Leben zerstört!«
Hudson »Nein, Martin. Wir haben Sarahs Leben bewahrt. Das ist es, was
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