Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Gemäß dem sogenannten Watson-Dekret ist es den Strafverfolgungs-Behörden in unserer Zeit möglich, die Biographie-Linien verurteilter Kapitalverbrecher rückzuverfolgen. Direkt nach ihrer Geburt werden diese Kinder aus dem ursprünglichen Lebenskontext gelöst und anschließend durch den Crenlynn-Tunnel nach Porterville überführt, wo sie an ausgesuchte Pflegeeltern weiter vermittelt werden.«
Martin »Und was soll das alles?«
Hudson »Es handelt sich um eine groß angelegte Langzeit-Studie über die genetische Veranlagung zum Bösen und seine wissenschaftliche Prognostizierbarkeit. Ein wahrlich bahnbrechender Ansatz. Die hierher transferierten Watsons werden Zeit ihres Lebens unter präziser Beobachtung gehalten. Die entscheidende Kernfrage ist, ob die betreffenden Personen auch in einem völlig anderen sozialen und kulturellen Umfeld zu Straftätern werden. Falls ja, und dies ist nach jetzigem Kenntnisstand der Regelfall, tritt der Rückruf in Kraft.«
Martin »… und anschließend werden sie beseitigt. Was für eine Stadt … einerseits exotisches Urlaubsziel für die dekadente Elite der Zukunft und andererseits abgeschlossenes Terrarium für perverse Menschen-Versuche.«
Hudson »Sie begehen immer wieder den Fehler, unser Handeln und dessen gesellschaftliche Legitimierung mit Ihren Maßstäben zu beurteilen.«
Computer »Eure Exzellenz, eine Anfrage aus Sektion 11, Antares-Stufe.«
Hudson »Verzeihen Sie, Martin, aber ich werde mich für einen Moment absentieren müssen. Falls Sie sich noch einen Drink genehmigen wollen, bedienen Sie sich nur. Und keine Sorge: Hier sind Sie so sicher wie in Abrahams Schoß. Big Brother is watching you.«
Hudson verlässt das Büro. Die Tür schließt sich.
Martin »… und jetzt? Ist das einer von euren Watson-Tests? Wartet ihr darauf, ob ich eurem Bürgermeister die Büroklammern vom Schreibtisch klaue?? Wichser …«
Mit einem elektrischen Knacken erlischt plötzlich das Licht.
Martin »Was soll das? Wieso geht das Licht aus? Ist es jetzt Zeit für eure Nerven-Spielchen?? Falls ihr mich dazu bringen wollt, diesen Raum zu verlassen, habt ihr euch geschnitten! Ich …«
Sehr leise sind im Hintergrund nun dumpfe, tänzelnde Schritte auf Metall zu hören, die langsam näher kommen.
Martin »Ganz großes Kino – Schritte im Dunkeln. Hut ab, Jungs!«
Die Schritte nähern sich weiter, verharren kurz, kommen dann wieder näher.
Martin »Uuuh – welch Wunder: Die Schritte kommen näher! Ich sag’s euch gleich – ihr kriegt mich nicht kirre. Ich habe euer Bleichgesicht kaltgemacht, schon vergessen? Dieser Mist zieht bei mir nicht mehr!«
Unvermindert nähern sich die Schritte.
Martin »Hallooo, Abteilung Hitchcock?! Seid ihr noch auf Sendung? Ihr könnt euch den ganzen Psycho-Zirkus sparen! Ich bleibe genau hier sitzen und warte, bis das Licht wieder angeht!«
Die Schritte nähern sich weiter.
Martin »Seid ihr taub? Ich mache euren Scheiß nicht mit!«
Die Schritte verharren vor der Tür des ›Frozen King‹, ein leises Schaben an Metall setzt ein.
Martin »Und jetzt die obligatorische Kühlschrank-Nummer, schon klar!«
Das Schaben wird lauter.
Martin »Ihr … wollt’s wirklich durchziehen, oder?«
Der Kühlschrank öffnet sich. Ein heiseres, gieriges Atmen ist zu hören.
Martin »Nein, … das ist nicht möglich…«
Dem ›Frozen King‹ entsteigt die bleiche Kreatur.
Martin »Er ist es nicht! Er kann es nicht sein!! Ich habe ihn getötet! Es war alles voller Blut!«
Bleicher Mann faucht »Gute Mediziiiiiiin …«
Martin »Nein!«
Der bleiche Mann beginnt, im Raum auf und ab zu tanzen und wollüstig zu zischen.
Bleicher Mann »Gleich … gleich … gleich … gleich … gleich … gleich … gleich«
Martin »Verschwinde!!«
Bleicher Mann »Gleich … gleich … gleich … gleich …«
Martin »Aufhören!!«
Bleicher Mann »… gleich … gleich … wird das Kälbchen aufgemacht!«
Mit einem elektrischen Knacken geht das Licht wieder an. Die Bürotür wird aufgerissen.
Hudson »Zurück! Sofort!«
Bleicher Mann »Jaaaaaaa, Exzellenzzzzzzz.«
Martin »Was sollte das?? Wollten Sie mich auf die Probe stellen?? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!!«
Hudson »Das wäre in höchstem Maße bedauerlich und vor allem unbeabsichtigt gewesen. Entgegen Ihrer Annahme hatte unser Besucher keine Order, Ihnen seine Aufwartung zu machen. Es scheint mir, ein spontaner Entschluss gewesen zu sein.«
Martin »Wie ist das überhaupt möglich? Ich
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