Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
aufgeregt, Eddie. Welche Fragen wird diese Peggy Waters an uns stellen? Wird sie von allein in den Schacht klettern, oder müssen wir ein bisschen nachhelfen?«
»Aber heute solltest du dich ein bisschen zurückhalten. Bei unserem letzten Interview hat dieser Typ sofort gemerkt, dass etwas mit dir nicht stimmt.«
»Mit mir? Du warst doch so komisch drauf!«
»Du kannst nicht immer in meinen Gesprächen auftauchen und ungefragt anfangen zu reden. Das finden die anderen Leute seltsam.«
»Aber du redest doch mit mir!«
»Ja, aber das wissen die anderen doch nicht. Wie oft muss ich es dir eigentlich noch erklären? Die sehen nur mich. Du musst dich also ein bisschen zurückhalten. Cathleen hat das auch ganz nervös gemacht. Weißt du noch, wie sie uns deshalb zu einem Nervendoktor schicken wollte?«
»Warum musste sie das auch nur tun, das arme Mädchen?«
»Sie hat sich Sorgen um mich gemacht.«
»Ja, um dich! Und mich wollte sie weg haben! Sie wollte, dass mich dieser Nervenarzt einfach wegmacht. Mit diesen seltsamen Pillen.«
»Ja, ich weiß, das konnte ich natürlich nicht zulassen. Aber es ist mir wirklich sehr, sehr schwer gefallen.«
»Aber bei Frank Barfield ist es dir nicht so schwer gefallen.«
»Der war ja auch nicht sehr nett zu uns.«
»Ja, das war schön. Wie er so um Hilfe gebettelt hat. Und du hast einfach die Tür vor seiner Nase abgeschlossen – diese panischen Schreie, dieses Feuer und dieser herrliche Duft. Aber für meinen Geschmack hast du viel zu viele Menschenleben gerettet. Denn du willst ja unbedingt ein Held sein. Wann verstehst du eigentlich, dass diese Menschen da draußen nur negative Nachrichten interessieren?«
Es klingelt an der Tür.
»Ah, das wird sie sein. Pünktlich, diese Peggy Waters von der ›Porterville Times‹. Also, halte dich jetzt ein bisschen zurück, okay? Einen Moment bitte! Ich öffne die Tür …! Hallo, ich bin Edward Leroy Shipman und Sie müssen Peggy Waters sein, oder?«
Das böse Zimmer – Teil 1
von Hendrik Buchna
Kapitel 2 - Band 1
Mein Name ist Frank Morgen, geboren am 19. Dezember 1926 in Lakewood, New Jersey. Studium der Medizin und Psychologie an der Universität von Virginia, Abschluss 1956. Forschungsaufträge und berufliche Tätigkeit an verschiedenen Kliniken und psychiatrischen Einrichtungen in Richmond, Philadelphia und Arlington. Zwei gescheiterte Ehen, keine Kinder. Seit 38 Jahren praktizierender Psychotherapeut und forensischer Berater am ›Kennedy Medical Center‹ in Porterville, Talbot County, Maryland … und heute beim letzten Versuch gescheitert, aus dieser Stadt zu entkommen.
Eine freie und sichere Kommunikation ist nicht möglich. Deshalb verwende ich dieses Protokoll-Tonband, um zu berichten, was ich gesehen und erlebt habe. Ich tue dies in der schwachen Hoffnung, dass dieses Dokument auf irgendeinem Weg nach außen gelangen wird – weit fort von hier. Jenseits der Wälder.
Vielleicht wird dieses Tonband ja eines Tages dazu beitragen, die schockierenden Ereignisse aufzuklären, deren ich Zeuge wurde. Ein Zeuge, der eingreifen wollte und es nicht konnte. Und dessen Flucht nun dort endet, wo sie heute Morgen ihren Anfang nahm.
Alles war vorbereitet. Die Fahrkarten nach Baltimore waren gekauft und die Spuren verwischt. Zur Sicherheit hatte ich ein ganzes Abteil reserviert. Eine vollkommen törichte Maßnahme. Aber in meiner Paranoia glaubte ich, so die Möglichkeit auszuschließen, dass er sich plötzlich neben mich setzt. Es fällt mir schwer, dies einzugestehen, aber auf der Fahrt zum Bahnhof war ich tatsächlich guten Mutes gewesen – sogar wild entschlossen. Ich hatte die ganze Aktion zigmal im Geist durchexerziert, jede auch noch so geringfügige Unwägbarkeit bedacht. Keine Spur von Kurzschlussreaktion oder kopfloser Hektik, obwohl ich mir im Nachhinein wünschte, es wäre so gewesen. Dann wäre es jetzt einfacher für mich. Einfacher deswegen, weil mein Fluchtversuch nur das Produkt eines umnebelten Augenblicks gewesen wäre. Geboren in Panik, Trunkenheit oder Idiotie. Gescheiterte Schwäche wiegt längst nicht so schwer wie zerbrochene Stärke. Im Rückblick erscheint manche Erkenntnis geradezu erschreckend trivial. Ich habe als Gefangener dieser Stadt gelernt, mich gegen alle riskanten Gefühlswallungen zu schützen. Alle … bis auf die eine. Die gefährlichste, tödlichste: Hoffnung.
Gegen ihre Verführungskraft sind selbst die größte Furcht und der schärfste Intellekt machtlos. Der heutige Tag kündet
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