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Die Bedrohung: Das Schicksal der Paladine 0

Die Bedrohung: Das Schicksal der Paladine 0

Titel: Die Bedrohung: Das Schicksal der Paladine 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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    »Was genau hast du gesehen?«, fragte Oberst Bilgar eindringlich.
    Ihm gegenüber saß ein junger Bursche, keine zwanzig Jahre alt, mit zerzausten Haaren, zerschlissenen Kleidern, Dreck im Gesicht und Furcht in den Augen. »Sie kamen nachts, Herr«, begann er stockend. »Oger, Wolfsmenschen und ...« Zögernd sah er zu den anderen Offizieren im Raum. Aller Augen waren auf ihn gerichtet und er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    »Und was ?«, hakte der Oberst nach.
    Der Bursche schluckte. »Und der leibhaftige Tod, Herr«, flüsterte er.
    »Ha«, rief Leutnant Sigrun aus. »Du redest wirres Zeug, Junge. Oger und Wolfsmenschen, die gemeinsam Feuer legen, das ist schon unwahrscheinlich genug. Aber der leibhaftige Tod? Das ist doch ...«
    Der Oberst warf seiner Offizierin einen scharfen Blick zu und sie schwieg. Er beugte sich vor, stützte sich auf der Tischplatte vor dem Burschen ab und sah ihm in die Augen. Was auch immer der Junge gesehen hatte, es hatte ihm eine Heidenangst eingejagt und sein Dorf war nur noch eine Ansammlung verkohlter Ruinen. Was, wenn er die Wahrheit sprach? Wenn wirklich Oger und Wolfsmenschen für die Brandschatzungen verantwortlich waren, die seit einigen Wochen den sonst so friedlichen Westen der Insel Nasgareth in Atem hielten?
    Der Junge wandte den Blick ab und starrte auf seine Hände. Er machte einen völlig verschüchterten Eindruck.
    Bilgar drehte sich zu seinen Offizieren um. »Raus mit euch, ich rede allein mit dem Jungen«, kommandierte er und wedelte mit der Hand in Richtung Tür. »Hört euch um, ob noch ein Überlebender gefunden wurde.«
    Als sie allein waren, zog Oberst Bilgar sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich dem Burschen gegenüber. Diesmal würde er es langsamer angehen. »Wie heißt du, Junge?«
    Der Bursche sah auf. »Gilai, Herr.«
    »Du weißt, dass euer Dorf nicht das erste war, das in der Gegend gebrandschatzt wurde. Der Fürst hat mich und meine Männer ausgesandt, um der Sache auf den Grund zu gehen und dafür zu sorgen, dass das ein Ende hat. Deshalb muss ich alles wissen. Am besten fängst du nochmal ganz von vorn an. Wo warst du an dem Abend?«
    Gilai schluckte, sein Gesicht umwölkte sich, als er daran zurückdachte. »In der Schenke, Herr«, begann er. »Mein Meister hatte mir für den Abend freigegeben, weil er mit meiner Arbeit zufrieden war, und mir ein paar Heller zugesteckt.«
    »Bei wem hast du gearbeitet?«, fragte Bilgar.
    »Bei Meister Vik, dem Böttcher.«
    »Verstehe. Du warst also in der Schenke. Was geschah dann?«
    Gilai holte Luft und begann zu erzählen: »Ich trank mit Freunden ein paar Krüge Würzbier, wir sangen und lachten, was man eben so macht in der Schenke. Irgendwann hörten wir dann von draußen Schreie und rannten auf die Straße.« Seine Stimme begann zu zittern. »Sie waren überall. Knurrend und fauchend fielen die Wolfsmenschen über die Bewohner her, es war furchtbar.«
    »Was war mit der Miliz?«
    Gilai zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, Herr. Vermutlich alle schon tot.«
    Gut möglich, dachte der Oberst. Sie hatten drei gerüstete Männer am Dorfeingang gefunden, übel zugerichtet. »Was habt ihr dann gemacht?«
    Der Junge biss sich auf die bebenden Lippen, er brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. »Panik brach aus, jeder nahm die Beine in die Hand und rannte. Die einen zu ihren Häusern, die anderen zurück in die Schenke, wieder andere raus aus dem Dorf.«
    »Wohin bist du gerannt?«
    Gilai senkte den Kopf. »Ich wollte zu Meister Vik zurück, aber … die Tür war geborsten, drinnen schrie jemand. Da bin ich weitergerannt zum Osttor hinaus. Wir waren zu viert und die Wolfsmenschen waren hinter uns her. Die anderen … haben sie erwischt.«
    »Die Götter waren mit dir, Gilai. Was hast du dann gemacht? Bist du zu dem Hügel gelaufen, wo wir dich gefunden haben?«
    Der Bursche nickte. »Ja, Herr. Ich … ich wusste nicht wohin.«
    »Von dort hast du dann beobachtet, was im Dorf geschah, richtig?«
    »Ja, Herr, es war eine Lichtnacht, keine Wolke am Himmel. Ich konnte ziemlich gut sehen.«
    »Verstehe. Aber die Wolfsmenschen haben doch sicher nicht das Feuer gelegt, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie haben Angst vor Feuer, das weiß doch jeder. Vom Hügel aus sah ich, dass auch Oger im Dorf waren. Sie trugen Fackeln, und als die Wolfsmenschen das Dorf verließen, gingen sie von Haus zu Haus und steckten es an.«
    Der Oberst rieb sich den ergrauten Bart.

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