Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
als Jema eintrat. »Miss Shaw. Wie nett von Ihnen, mich zu besuchen.«
»Ich glaube nicht, dass wir noch länger Mr Jaus und Miss Shaw sein können, Valentin.« Sie ging zu ihm und setzte sich auf sein Bett. Konnte dieser Mann sie wirklich während all der Jahre heimlich geliebt haben? Warum hatte er nie etwas gesagt? »Es tut mir leid, was auf der Party passiert ist.«
»Ich fand, es war eine meiner besseren«, scherzte er.
Wie konnte sie es formulieren, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen? »Ich meinte, dass es mir leidtut, dass mir nicht klar war, was du für mich empfindest. Ich hätte darauf kommen müssen.«
»Was ich für dich als Nachbarin empfinde?« Als sie den Kopf schüttelte, runzelte er die Stirn. »Dann bin ich verwirrt.«
»Ich liebe Thierry Durand«, sagte sie, nicht um ihn zu verletzen, sondern um das klarzustellen. »Plötzlich fallen mir eine Menge Dinge auf, die ich in der Vergangenheit nicht bemerkt habe.«
Sie sah hinüber an die Wand, von der augenscheinlich erst kürzlich viele Bilder abgenommen worden waren. Das einzige Foto im Raum zeigte Jaus mit einem dunkelhaarigen Baby. Das Gesicht des Babys war von der Kamera abgewandt, aber Jaus blickte das Kind auf eine Weise an, die Jema erschaudern ließ.
»Mein Patenkind«, sagte Jaus, der ihrem Blick gefolgt war. »Du weißt, dass wir keine Kinder haben können. Alex hat es dir gesagt?«
Sie nickte. »Ich hatte es nie erwartet, deshalb war es keine große Enttäuschung. Ich wollte nur …« Sie winkte frustriert ab.
»Alex glaubt, dass ich dich mit meinem Blut infiziert habe«, fuhr er für sie fort. »Wenn ich das getan habe, dann versichere ich dir, dass es nicht absichtlich geschah. Ich hoffe, du wirst mir eines Tages meinen Anteil an dieser Sache vergeben.«
»Dir vergeben? Was ist mit mir? Ich habe das Gefühl, als hätte ich dir etwas Schreckliches angetan, weil ich mich in Thierry verliebt habe.« Unsicher sah sie ihn an. »Klingt das sehr eingebildet?«
»Meine liebe Jema.« Er nahm ihre Hand in seine. »Du bist eine wunderschöne junge Frau. Wärst du nicht vergeben, dann würde ich dich sehr gerne zum Tanzen ausführen, wann immer du es willst. Aber das ist alles, was es jemals gewesen wäre.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Wirklich?«
»Es war mir eine Freude, dich als meine Nachbarin zu kennen.« Er beugte sich vor und küsste ihre Hand. Obwohl er im Bett lag, wirkte diese Geste bei Jaus völlig natürlich. »Geh zurück zu dem Mann, den du liebst, und sei glücklich.«
Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis darauf, dass er sie anlog. Doch sie entdeckte nur distanzierte Zuneigung und Aufrichtigkeit.
»Ich schätze, ich habe zu viel in manche Dinge hineingelesen.« Aus einem Impuls heraus beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Ich hoffe, es geht dir bald besser. Thierry und ich gehen nach New Orleans. Ich werde dir schreiben und dich wissen lassen, wie es uns geht, wenn das okay ist?«
»Das würde mich sehr freuen«, versicherte er ihr.
Alexandra beobachtete, wie Jema Shaw aus Jaus’ Haus trat. Sie stand lange genug am Fenster, um zu sehen, wie Thierry seine Sygkenis hochhob und in der Schneeluft herumwirbelte, bevor er sie davontrug. Es war ein furchtbar romantischer Moment, einer, der sogar Alex’ absolut unromantische Seele berührte.
»Ich sehe mal nach Val«, sagte sie zu Cyprien, der an seinem Laptop arbeitete.
»Bleib nicht zu lang.« Er sah sie an. »Ich habe ein Schlafzimmer gefunden, in dem wir noch nicht geschlafen haben, und da ist noch dieser unglaubliche Orgasmus, den du mir schuldest.«
Alex ging zu Jaus’ Zimmer. Er konnte sich inzwischen schon aufsetzen, und sie war sicher, dass es nur noch einen Tag dauern würde, bis er wieder ganz auf den Beinen war. Als sie in sein Zimmer blickte, war Jaus nicht im Bett, sondern stand am Fenster und sah hinaus auf den Schnee, der draußen fiel.
Er hatte die Schlinge und den Verband entfernt, sodass sein Arm nackt war. Das Mondlicht schien silbern auf ihn und warf einen dünnen schwarzen Schatten auf die Operationswunde. Trotz der Heilkräfte der Kyn würde Valentin dort, wo ihm der Arm abgeschlagen worden war, immer eine Narbe zurückbehalten. Der Arm war zu lange vom Körper getrennt gewesen, überlegte Alex, um sich völlig zu regenerieren. Er würde vielleicht nie wieder ein Schwert damit führen können.
Sie wollte gar nicht wissen, was für eine Art Narbe es auf seinem Herzen hinterlassen hatte, Jema zu verlieren.
Er sah
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