Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
beinahe zusammenklappen. Schnell errichtete sie die mentale Wand, um die Gedanken auszusperren, und holte zitternd Luft, als sie sich zurückzogen. Wenn das Thierry war, dann hat er nicht vor, sie umzubringen . »Klammer.«
Als sie fertig war, warf Alex das kupferüberzogene Skalpell in eine Schale und zog sich die Maske vom Gesicht. Vorsichtig untersuchte sie den Rücken des Jungen, bis sie damit zufrieden war, wie er heilte.
»Sorgen Sie dafür, dass er ruhig liegt und zwar auf dem Bauch. Ich komme in ein paar Minuten wieder und sehe noch mal nach den Transplantaten.« Sie zog sich ihre Operationskleidung aus und ließ Heather bei Jamys.
Draußen im Flur warteten Marcel, Cyprien und Liliette. Die Männer standen zu beiden Seiten der älteren Frau, und Michael sagte etwas auf Französisch zu Liliette. Seine ruhige Stimme erstarb, als er Alex sah.
Selbst wenn die Durands seine Freunde waren, schien Cyprien nicht der Typ zu sein, der wartete und Händchen hielt. Alex hatte erwartet, ihn erst wiederzusehen, wenn er kam, um sie zu schlagen.
Er hat dich gestern Abend nicht geschlagen , erinnerte sie ihr Gewissen. Nicht einmal, nachdem du ihn mit bis zu den Knöcheln heruntergelassener Hose im Regen stehen gelassen hast.
Alex wandte sich zuerst an die Durands. »Jamys hat das sehr gut gemacht; ich habe es geschafft, die Verletzungen an seinem Rücken zu beseitigen. Wenn es keine Komplikationen gibt, sollten wir morgen mit seinen Händen anfangen können.«
Marcel murmelte etwas aufrichtig Empfundenes. »Und mein Bruder?«
»Ich werde in ein paar Stunden mit der ersten Operation beginnen.« Alex blickte Cyprien an. Sie schuldete ihm zumindest eine Entschuldigung. Und eigentlic h … nein, daran würde sie nicht denken. »Darf ich dich ein paar Minuten unter vier Augen sprechen?«
Sie verließen die Durands und gingen einer stummen Übereinkunft folgend in den Keller. Thierry gab keinerlei Geräusche von sich, und Alex ging hinüber zum Gitter, um nach ihm zu sehen. Er lag wie ein unglücklicher Ball in einer Ecke zusammengerollt.
Zuerst musste sie den peinlichen Teil hinter sich bringen. »Ich habe mich gestern Abend schlecht benommen«, sagte sie mit schroffer Stimme. »Es tut mir leid.«
Cyprien trat zu ihr. »Nein, tut es dir nicht.«
»Ich bemühe mich.« Sie beobachtete, wie Thierry im Schlaf zuckte. Das wurde ihr alles viel zu wichtig, und sie musste aufhören, ihn wegzustoßen. Aber wenn sie ihre Verteidigungshaltung aufgab und Cyprien ein Stück ihres Herzens schenkte, was würde er damit tun? »Michael.«
Er schüttelte den Kopf. »Vergiss es.«
So viel zum Thema Trost für verletzte Gefühle und die Bemühungen um eine vernünftige Beziehung zu ihm. »Okay, dann müssen wir über Jamys reden.«
Seine Augen wurden schmal. »Du hast gesagt, die Operation wäre ein Erfolg gewesen.«
»Das war sie auch. Aber da ist noch etwas.« Nur für den Fall, dass Thierry verstehen konnte, was sie sagten, bedeutete sie ihm, von der Zelle wegzutreten, und senkte ihre Stimme. »Hast du Jamys seit seiner Ankunft hier irgendeine Reaktion entlocken können? Ich meine nicht verbal, ich meine irgendein körperliches Anzeichen dafür, dass er bei Bewusstsein ist und versteht, was du sagst oder bei wem und wo er ist?«
Cyprien runzelte die Stirn. »Nein, aber die anderen sind doch genauso ruhig.«
»Er ist nicht ruhig. Eher katatonisch.« Sie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Er zeigt keine Reaktionen, weil ich glaube, dass er auf nichts reagiert.«
»Ich verstehe nicht. Er hat keine Anzeichen von Kummer oder Unausgeglichenheit gezeigt.« Michael blickte auf Thierrys Zelle.
»Keine offensichtlichen Anzeichen. Jeder reagiert anders auf ein Trauma. Thierry wurde verrückt. Jamys hat sich total abgekapselt.« Alex ging zum Kühlschrank und holte einen Blutbeutel heraus. »Ich hätte es daran merken müssen, wie die anderen ihn immer herumführen. Er ist wie eine Statue.« Während sie eine Spritze herausholte, fragte sie sich, ob sie die Gedanken erwähnen sollte, die sie von Thierry empfangen hatte.
»Du hast dir gestern Abend nichts gespritzt, als du zurückkamst?«, fragte Cyprien leise.
»Nein.« Alex wollte sich die Nadel in den Arm stechen, aber Cyprien hielt ihr Handgelenk fest.
»Du wirst aufhören, Nadeln zu benutzen.«
Er konnte ihr nicht vertrauen oder sie lieben, aber der Mann hatte keine Probleme damit, ihr zu sagen, was sie tun sollte. Alex funkelte ihn wütend an. »Das haben wir doch gestern
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