Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
endlich die Wahrheit entlockte, war er entsetzt gewesen. Maria war keine Waise, sondern die jüngste Tochter einer großen und armen Familie, die hauptsächlich von ihr abhing. Für ihre Familie, die jetzt hungerte, hatte sie sich entschlossen, zu ihrer alten Tätigkeit zurückzukehren. Es gehe ihr gut, versicherten ihm die Waisen. Es gab viele Autofahrer und Touristen, die die dreißig Centavos bezahlen konnten, die eine Stunde mit einer menina do doce kostete.
»Hei, Padre.«
John drehte sich zu der Stimme um, obwohl es nicht Marias war. Auch das Gesicht nicht. Diese verlorene Seele war mindestens zehn Jahre älter, kein kleines Mädchen mehr, obwohl sie genauso unterernährt und mager war und die gleichen nassschwarzen Augen hatte wie Johns vermisstes Mündel. Sie kaute mit langsamen, mechanischen Bewegungen ihrer dünnen Kiefer Kaugummi. Die Bluse mit den Schweißrändern war bis zur Hüfte aufgeknöpft und entblößte ein knochiges Brustbein und die äußeren Konturen leicht eingefallener Brüste. Ihr Minirock saß hauteng auf der Hüfte; ihre ausgemergelten Oberschenkel berührten sich nicht.
Vater.
Als er sie und ihre Absicht erkannte, änderte John die Richtung. Die Stimme rief erneut mit minzigem Atem. » Falaram-me de você .«
Ich habe von dir gehört.
John hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er nach Maria suchte, aber er wusste nicht, wie jemand hier von ihm gehört haben konnte. Die Mission war fünf Kilometer entfernt, in einem Teil der Slums, wo die Chancen geringer waren, dass einem die Kehle durchgeschnitten wurde. Die Einwohner von Raul Pompéia kamen nicht zur Messe.
Die Angst, dass Maria bereits wieder auf der Straße arbeitet e – hier, in diesem Höllenloc h – trieb ihn zu der Nische, in der sie stand. » Que disse? «
»Du Amerikaner, eh?« Braune, dreckige Finger legten sich um das einfache Zinnkreuz, das John trug, und zogen mehrmals auf obszöne Weise daran.
Vater Keller.
John befreite das Kreuz sanft. Es war nicht die Schuld dieses jungen Mädchens, dass sie von Geburt an darauf trainiert worden war, Männer anzumachen, oder dass sie die Heiligkeit des Priesterstandes nicht verstand. »Ich suche nach einem elfjährigen Mädchen namens Maria. Sie ist aus der Mission weggelaufen. Comprende ?«
Schwarze, seelenlose Augen blickten zu ihm auf. »Keine Maria.« Sie legte ihre Streichholzarme um seine Hüften und verschränkte ihre Finger an seinem Rückgrat. Ihr Lächeln war genauso freudlos wie das mechanische Reiben ihrer Hüfte an seiner. »Ich.«
Er versuchte sie wegzustoßen, wie er es jede Nacht tat, in der er von ihr träumte. »Ich bin ein Priester. Ich bin ein Priester.«
»Ich mögen Priester.« Sie hielt sich an ihm fest, und ihre Stimme änderte sich. »Bitte, Vate r … bitte.«
»Vater, bitte!«
Jemand schüttelte ihn und riss ihn aus seinem Albtraum.
»Was?« John setzte sich auf und schlug Mrs Murphy fast mit der Taschenlampe ins Gesicht.
Die ältere Frau sprang zurück. »Es tut mir wirklich leid, Vater, aber Sie müssen jetzt aufstehen. Er ist hier, persönlich, und wartet auf Sie.«
John zog automatisch das Laken hoch über seine Schultern und drehte sich mit dem Kopf zur Wand, um seine morgendliche Erektion zu verbergen. »Wer denn, Mrs Murphy?«
»Seine Exzellenz, der Erzbischof. Er ist gekommen, um Sie zu sehen, Vater.« Sie ließ es klingen, als sei es eine Audienz beim Papst.
»Ich bin in zehn Minuten da.«
John zog sich das Nachthemd aus und benutzte einen Stapel Taschentücher, um den Nachtschweiß von seiner Brust und unter seinen Armen abzuwischen. Sein Penis, immer noch erigiert und steif, wippte bei seinen Bewegungen wie der Stab eines Dirigenten. Eine unangenehme Nebenwirkung des Zölibats war, dass die Erektionen oft stundenlang anhielten.
Viagra war nichts gegen das Priestertum.
Wenn Mrs Murphy ihn nicht geweckt hätte, dann hätte John wahrscheinlich im Schlaf ejakuliert, und er hätte sich erneut um die Laken kümmern müssen. Noch ein Besuch im Münzwaschsalon um die Ecke, wo John nach schlimmen Nächten hinging, um die Samenflecken aus dem Bettzeug zu waschen. Er sagte sich, dass er es tat, um Mrs Murphy nicht zu nahe zu treten, aber in Wahrheit war es eine selbst auferlegte Strafe. Jedes Mal, wenn er dorthin ging, starrten ihn die Leute vorwurfsvoll an und flüsterten hinter seinem Rücken. Er fragte sich manchmal, ob sie die Sünde auf seinem Bettlaken riechen konnten, wenn er durch die Tür kam.
Ich bin unwürdig, Vater.
Er
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