Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Entdeckung aussagekräftiger „Urzeitzeugen“ ist und bleibt damit ein eher unwahrscheinliches und in jedem Fall viel Glück und Zufall erforderndes Ereignis. Somit ist es eher erstaunlich, wie gerade in den letzten zwei Dekaden, auch dank der Einführung neuer Detektions- und Analysemethoden, der Funderfolg deutlich gesteigert werden konnte.
Aber verlieren wir die ursprüngliche Fragestellung nicht aus den Augen. Welche plausiblen Gründe könnte es unter Einbeziehung der vorgestellten Fossilisationsparameter geben, dass deutlich klassifizierbare Übergangsformen den Fossilienbestand so selten bereichern?
Übergangsformen als Vertreter schnellen evolutionären Wandels
Wenn man davon ausgeht, dass Fossilien mit intermediären Merkmalsausprägungen, die größere taxonomische Einheiten verbinden, in Phasen mit relativ schneller Veränderung der Milieubedingungen und folglich vergleichsweise hoher Evolutionsgeschwindigkeit gelebt haben, so darf es nicht verwundern, dass die Fundwahrscheinlichkeit fossiler Überreste dieser Zwischenformen weit geringer ist als bei den phänotypisch einheitlichen Vertretern großer systematischer Gruppen, die über lange Phasen unter weitgehend konstanten Milieubedingungen existierten. Übergangsformen haben sich (in erdgeschichtlichen Maßstäben) relativ schnell weiterentwickelt, weil die jeweiligen Evolutionsprodukte (Darwins Varietäten) „kurzzeitig“ höhere Fitnessgrade erreichten, um bei weiteren „Umweltkapriolen“ von neuen Mutanten überflügelt zu werden. Da blieb kaum Zeit, sich als Fossil für die Nachwelt zu konservieren. Die vergleichsweise geringe Fundausbeute an Zwischenformen darf allenfalls als Indiz besonders entwicklungsaktiver Phasen gedeutet werden, aber nicht als Negationsgrund für ihre Existenz.
In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass „entwicklungsaktiv“ keinesfalls mit „sprunghaft“ gleichgesetzt werden darf. Auch kurze erdgeschichtliche Phasen umfassen Zeiträume von mehreren Zehntausend Jahren – immer noch genügend Zeit, um kleine mutative Veränderungen zu augenscheinlichen Merkmalswandlungen zu akkumulieren. Das gilt besonders für Zeitabschnitte, die durch hohe Mutationsraten gekennzeichnet sind. Für „Megamutationen“, die in einem Schritt extreme Neuerungen brachten, gibt es keine Anhaltspunkte.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch die geografische Komponente. Entwicklungsprozesse sind primär keine globalen Ereignisse, sondern finden stets in besonderen Biotopen und ökologischen Nischen statt, von wo aus im Erfolgsfall sekundär eine Ausbreitung unter Anpassung an andere Milieubedingungen erfolgen kann. So gilt es heute z. B. allgemein als akzeptiert, dass unsere eigene Wiege in Ostafrika gestanden hat, da hier die Bedingungen für die Menschwerdung am günstigsten waren. Die globale Ausbreitung der Hominiden erfolgte erst auf einem relativ hohen Entwicklungsniveau.
Was aber, wenn für raumgreifende Migrationsaktivitäten und ergiebigen Reproduktionserfolg die Zeit fehlt (etwa infolge hoher Weiterentwicklungsgeschwindigkeit durch instabile Milieufaktoren) oder eine Population (noch) nicht über bestimmte körperliche, vielleicht auch intellektuelle Voraussetzungen verfügt? Homo etwa musste erst die Fähigkeit entwickeln, wärmende Kleidung herzustellen, um auch Kaltgebiete zu besiedeln. Auch unterentwickelte Fähigkeiten der Nahrungsbeschaffung (z. B. Jagdstrategien) können der Verbreitungsaktivität einer Population Grenzen setzen. Das von einer Form besiedelte Areal wird dann relativ klein bleiben. Da nun aber, wie erwähnt, die Wahrscheinlichkeit für fossile Funde mit der Größe des Verbreitungsraumes korreliert, darf der Mangel an fossilen Zwischenformen nicht verwundern, wenn diese eben nur eine kleine Region bevölkerten. Erst die optimierten Nachfahren eroberten dann in länger währenden Phasen, die weitgehend konstante Umweltbedingungen boten, größere Gebiete, in denen sie entsprechende Spuren hinterließen.
Die Quintessenz: Kurze Verbreitungsdauer und eng begrenzter Verbreitungsraum gehen Hand in Hand. Für die Übergangsformen dürfen beide Faktoren angenommen werden, was die Chance für archäologische Funderfolge erheblich senkt. Wie groß im Einzelnen die von einer bestimmten Intermediärform besiedelten Biotope bzw. ausgefüllten ökologischen Nischen tatsächlich gefasst waren und wie fossilisationsfreundlich die jeweils herrschenden klimatischen bzw. geologischen Bedingungen sich gestalteten, ist
Weitere Kostenlose Bücher