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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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Evolutionsgeschwindigkeit
    2. Verbreitungsraum sowie Bevölkerungsgröße und -dichte
    3. Verbreitungsdauer
    4. Körpergröße bzw. Größe konservierbarer Strukturen
    5. quantitative stoffliche Zusammensetzung (Anteil konservierbarer Strukturen)
    6. klimatische und geografische Verhältnisse im Biotop (z. B. der tiefgekühlte Gletschermann „Ötzi“)
    7. biologische Bedingungen
    8. Geländezugänglichkeit
    Evolutionsgeschwindigkeit: Wenngleich nach Darwin Evolution kein sprunghaftes Ereignis darstellt, so bedeutet dies keinesfalls, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit über alle Zeiten und ökologischen Nischen hinweg konstant verläuft. Sowohl die Mutationsrate, wenn man so will das „Materialbeschaffungstempo“ für die Angriffspunkte der Selektion, als auch die Auslese besser angepasster Formen selbst hängen unmittelbar von den jeweils herrschenden Umweltbedingungen (Mutagene, Klima, Feinde, Nahrung) ab. So können lange Phasen mit stabilen Milieubedingungen etwa von – in erdgeschichtlichem Maßstab – kurzen Abschnitten heftigster Umwälzungen (z. B. Klimakatastrophen, Meteoriteneinschläge usw.) abgelöst werden. Auch innerhalb kleiner ökologischer Einheiten, bestimmten Biotopen, können nach längeren konstanten Phasen etwa durch Zuwanderung (Feinde, Beutetiere) für kurze Zeiträume ganz neue Selektionsbedingungen entstehen. Die Kardinalfrage lautet also: Wie schnell haben sich Milieubedingungen geändert?
    Auf welcher Ebene auch immer, lange stabile Phasen können durch einen Artenbestand gekennzeichnet sein, der bereits einen so hohen Anpassungsgrad aufweist, dass neue Mutationen nur selten zu Optimierungen führen. Demzufolge setzen sich die meisten neuen Varietäten nicht durch, sondern fallen der Selektion zum Opfer, führen bestenfalls ein unterrepräsentiertes Dasein. Die Evolutionsgeschwindigkeit ist in solchen Phasen über Hunderttausende oder gar Millionen von Jahren hinweg trotz möglicherweise hoher Mutationsrate vergleichsweise gering. Diese Zeitabschnitte werden dann durch einen relativ einheitlichen Fossilienbestand gekennzeichnet sein, dessen Umfang von der langen Zeit mit vielleicht hohen Reproduktionsraten und fossilisationsfreundlichen Bedingungen begünstigt wird. Demzufolge bescheren solche erdgeschichtlichen Phasen durch eine vergleichsweise hohe Fundwahrscheinlichkeit einen ergiebigen Bestand charakteristischer Merkmalsmuster. Dies erleichtert die Rekonstruktion der entsprechenden Lebensformen ungemein.
    Auf der anderen Seite verlieren während – vielleicht nur kurzer – Phasen heftiger Milieuveränderungen zuvor durch evolutive Optimierung gut angepasste Formen schnell und viel von ihrer „Fitness“. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutationen nun Formen hervorbringen, die zu Merkmalsoptimierungen führen, wächst. Die Palette an Merkmalsmustern verändert sich somit relativ schnell, d. h. die Evolutionsgeschwindigkeit ist hoch. Das Fossilienspektrum solch kurzer Umwälzphasen wird kein einheitliches Bild liefern. Zum einen ist die Fundwahrscheinlichkeit aufgrund der kürzeren Zeit insgesamt geringer. Zum anderen sind aufgrund der relativ hohen Veränderungsrate für jede neue Merkmalskombination keine großen Individuen- und damit auch Fossilienzahlen zu erwarten.
    Verbreitungsraum mit Individuenzahl und -dichte: Es ist leicht nachvollziehbar, dass die Wahrscheinlichkeit, auf fossile Überreste urzeitlichen Lebens zu stoßen, mit der Größe ihres Verbreitungsraumes ansteigt. Je mehr Individuen einer Form sowohl absolut als auch auf ein begrenztes Areal bezogen (Bevölkerungsdichte) im Verbreitungsgebiet neben- und nacheinander existierten, desto größer die Chance, dass zumindest einige Vertreter die komplexen Fossilisationsvorgänge (s. u.) durchlaufen haben. Auch heute kennen wir sogenannte endemische Tier- und Pflanzenarten, deren Leben sich auf extrem kleine Lebensräume beschränkt. Ein schönes Beispiel ist die südamerikanische
Rubinkehltangare
(auch:
Rotkehltangare
; lat.
Nemosia rourei
), von deren Existenz man bis 1998 überhaupt nur durch den Fund eines einzigen Exemplares aus dem Jahre 1870 wusste. Fast 120 Jahre lang war der kleine, knapp 15 Zentimeter lange Singvogel unauffindbar. Heute kennt man weltweit nur ein gut 30 Quadratkilometer kleines Brutgebiet im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo, wo die Rotkehltangare in den Kronenbereichen von feuchten Bergwäldern in Höhen von 900 bis 1100 m lebt. Wir dürfen sicher sein, dass es noch unzählige

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